Wohin geht die Fahrt für Lotus? Foto: dpa

Der britische Rennstall hat große finanzielle Sorgen – Renault steht nur vor der Übernahme des Formel-1-Teams, wie am Rande in Monza bekannt wurde.

Monza - Geldsorgen sind in der Formel 1 keine Seltenheit. Viele der kleineren Rennställe kämpfen ums nackte Überleben. Dazu zählt auch Lotus. Etwas erschrocken sind die Beobachter des schnellsten Kreisverkehrs der Welt jedoch in Monza, als das britische Team beim Qualifying am Samstag ohne Heizdecken für die Reifen dastand. Hatte der Gerichtsvollzieher wieder bei Lotus zugeschlagen? Nein, so schlimm war’s in Norditalien nicht. Die Lotus-Heizdecken waren nur falsch gelagert worden und nach einem Gewitter in der Nacht völlig durchnässt. Weil Sauber, Toro Rosso und Ferrari aushalfen, konnten Pastor Maldonado und Romain Grosjean doch mit warmen Pneus starten.

Aber allein schon die Vermutung zeigt, wie schlecht es um Lotus steht, das seit 2010 als Nachfolger des Renault-Werksteam wieder in der Formel 1 ist. Der siebenmalige Konstrukteurs-Weltmeister, der mit Mercedes-Motoren unterwegs ist, geht finanziell am Stock. Der Grund: Weil derzeit über die Übernahme des Teams durch Renault verhandelt wird, hat Sponsor und Mitbesitzer PDVSA die Zahlungen eingestellt. Solange nicht klar ist, ob Landsmann Pastor Maldonado auch 2016 bei Renault im Cockpit sitzt, weigert sich das Erdölimperium aus Venezuela, weitere Geldbeträge anzuweisen.

Vor zwei Wochen wurde die Ausrüstung beschlagnahmt

Das Problem: Ein Drittel des 150 Millionen Euro großen Teametat übernimmt die PDVSA. Und deshalb fährt Lotus auf Sparflamme. Geschäftsführer Matthew Carter gibt zu: „Wir haben finanzielle Probleme, doch wir arbeiten daran.“ Das ist bitter nötig: Beim Großen Preis von Belgien vor zwei Wochen wurde die Ausrüstung des Teams schon mal von einem Gerichtsvollzieher beschlagnahmt. Erst nachdem man sich mit diversen Gläubigern und dem Ersatzfahrer Charles Pic, der Anspruch auf 800 000 Euro haben soll, geeinigt hatte, durfte das Team nach dem Grand Prix aus Spa abreisen. Die offenen Rechnungen und Verbindlichkeiten sollen aber weiter mehr als eine Million Euro betragen. Fahrer Grosjean wartet wohl auch auf Teile seines Gehaltes.

Doch woran hapert’s beim Deal mit Renault? Die Franzosen würden gerne das französische Mineralölunternehmen Total mit an Bord nehmen. Das passt PDVSA logischerweise gar nicht. Eine Einigung steht deswegen aus. Immerhin versicherte Geschäftsführer Carter in Monza: „Ich kann garantieren, dass wir beim nächsten Rennen in Singapur dabei sein werden.“ Dann offenbar auch wieder mit eigenen Heizdecken.