Mercedes-Fahrer Nico Rosberg stand in Monaco im Zentrum des Interesses Foto: dpa

Zu Saisonbeginn wurden die Silberpfeil-Fahrer Nico Rosberg und Lewis Hamilton noch als gute Kumpels präsentiert. Nach dem Rennen in Monte Carlo ist klar, dass aus den beiden richtige Intimfeinde geworden sind.

Zu Saisonbeginn wurden die Silberpfeil-Fahrer Nico Rosberg und Lewis Hamilton noch als gute Kumpels präsentiert. Nach dem Rennen in Monte Carlo ist klar, dass aus den beiden richtige Intimfeinde geworden sind.

Monaco - George Lucas war selbstverständlich an der Rennstrecke in Monaco. Der Schöpfer der Universums-Saga „Star Wars“ hat sich womöglich ein paar Impressionen geholt – kürzlich begannen die Dreharbeiten zu Teil sieben, Lucas hat die Entwürfe geschrieben.

Denn ein Krieg der Sterne findet auch in der Formel 1 statt. Auf Asphalt kämpfen nicht die Sith um den Imperator und Darth Vader gegen die Jedi von Meister Joda und Luke Skywalker, sondern der Mercedes-Werkpilot Nico Rosberg gegen den Mercedes-Werkpiloten Lewis Hamilton. In Teil sechs der Formel-1-Saga triumphierte der Deutsche über den Engländer, nachdem er zuletzt viermal in Folge hinter Hamilton ins Ziel gekommen war. „Fantastisch, beim Heimrennen nach dem Erfolg im vergangenen Jahr wieder zu gewinnen“, freute sich der Wahl-Monegasse, „Lewis hat massiv Druck gemacht, aber ich bin cool geblieben und hatte am Ende die besseren Reifen.“

Hamilton gab sich keine Mühe, seine Gedanken zu verbergen, er fühlte sich als Verlierer. Es gab kein Händeschütteln, kein Schulterklopfen vor der Siegerehrung, nicht einmal eines Blickes würdigte Hamilton den Kollegen. Und den Schampus verspritzte er auch alleine. Funkstille zwischen Nico und Lewis.

„Ich hatte eine hervorragende Geschwindigkeit“, sagte der 29-Jährige emotionslos wie möglich, „aber Monaco ist eine schwierige Strecke. Ich habe keinen Fehler gemacht.“ So blieb er vor Red-Bull-Mann Daniel Ricciardo (Australien) und sorgte für den sechsten Mercedes-Triumph im sechsten Rennen, davon sind fünf Doppelsiege. Wenn nicht ein Ingenieur von Red Bull, von Ferrari oder von einem anderen Team plötzlich den Stein der Weisen findet, wird die WM zwischen Rosberg und Hamilton ausgetragen. Zu groß ist der Rückstand der Konkurrenz auf den überlegenen Silberpfeil.

Und weil die Sternfahrer das längst realisiert haben, kommen (mehr oder weniger) saubere Psychospielchen in Mode. In Monaco ärgerte Rosberg den Kollegen mit einem Verbremser kurz vor Ende des Qualifyings, damit blockierte er die Strecke und ließ dem Briten keine Chance, ihm die Pole-Position zu entreißen.

Die Rennkommissare konnten Rosberg keine Absicht nachweisen, Hamilton war anderer Meinung. Im Fahrerlager wird gemunkelt, Rosbergs Patzer könne eine Reaktion auf die Vorkommnisse von Barcelona gewesen sein. Am 11. Mai hatte Hamilton entgegen der Absprachen den Überhol-Modus der Hybrid-Einheit aktiviert, Rosberg, der sich an die Vorgabe gehalten hatte, konnte trotz frischerer Reifen den Rivalen in den letzten Runden nicht attackieren.

Nicht nur die Fahrer, auch die jeweiligen Boxenmannschaften beäugen sich argwöhnisch. Hamiltons Crew teilte ihm über Funk mit, vor welchen Kurven Rosberg früher den Gasfuß hebt, um Sprit zu sparen. Lange klebte der Brite am Heck von Rosbergs Auto. Als der Vorsprung des Deutschen wieder anwuchs, hörte der über Ohrhörer: „Mach weiter mit dem, wie du gerade fährst – es funktioniert.“

Wie groß die Anspannung ist, verdeutlich Hamiltons Ärger, nachdem eine Safety-Car-Phase seinen Plan vereitelte, über die Boxen-Strategie vorbeizugehen. „Wir hätten stoppen sollen, als ich es vorgeschlagen hatte“, blaffte er seine Boxen-Crew noch während des Rennens über Funk an.

Toto Wolff findet, solche Reaktionen gehören zum Geschäft. „Es ist normal, solch intensive Emotionen zu äußern“, sagte der Mercedes-Motorsportchef, „man muss Lewis verstehen, diese Strategie war seine einzige Chance, an Nico vorbeizugehen.“

Auch der Daimler-Konzernlenker Dieter Zetsche kann an der mehr und mehr offenen Teamrivalität (noch) nichts Schlimmes finden. „Zwischen den beiden knistert es heftig“, sagte er, „aber das kann nicht anders sein: Wenn man gegeneinander um die WM kämpft, marschiert man nicht Arm in Arm durchs Fahrerlager.“

Der Krieg der Sterne geht weiter, in der Formel 1 wird der siebte Teil bereits am 8. Juni in Kanada aufgeführt.Die Premiere von George Lucas’ Star Wars Teil VII ist erst für 2015 vorgesehen.