Mehr Bilder von der Präsentation des neuen Autos gibt's hier. Foto: dpa

Viele Anzeichen deuten darauf hin, dass das Weltmeister-Team von 2010 auch 2011 vorne fährt.

Valencia - Um 8.35 Uhr zogen Sebastian Vettel und sein Kollege Mark Webber das Tuch vom neuen Red Bull - der Formel-1-Weltmeister freute sich über den neuen Dienstwagen, und er durfte ihn auch gleich testen. "Für Prognosen zu früh", meinte Vettel, der Tiefstapler. Denn die Roten Bullen werden 2011 wieder stark sein.

Eigentlich gilt Red Bull als der Rennstall, der immer ein wenig anders ist als der Rest der Branche. Wahrscheinlich hofften die 300 Medienvertreter deshalb am Dienstagmorgen in Valencia kurz nach 8.30 Uhr insgeheim, es könne bei der Präsentation noch irgendeinen Knalleffekt geben, als die Mechaniker den mit einem blauen Tuch verhüllten Boliden aus der Garage bugsierten. Dann marschierten Vettel und Webber herbei, lächelten viel und winkten ein wenig; sie zogen das Tuch beiseite, der Heppenheimer sagte mit seinem schelmischen Gesichtsausdruck "sieht interessant aus" - und dann war schon alles vorbei. Um 10.04 Uhr lenkte der Champion den RB7 dann zur Jungfernfahrt auf die Strecke des Circuits.

Nach seiner Testfahrt war die Spannung auf das Urteil des 23-Jährigen groß, doch auch hier enttäuschte der Hesse die Wartenden: "Es ist viel zu früh, eine Prognose abzugeben." Nur wenige Wochen blieben dem Weltmeister-Team, um den Nachfolger des erfolgreichen Vorgängers RB6 fertigzustellen. "Es war die kürzeste Produktionszeit in der Red-Bull-Geschichte", betonte Teamchef Christian Horner, der mit seiner Mannschaft und dem neuen Auto die Verteidigung des Fahrer- und Konstrukteurstitels ansteuern will. "Was auch immer wir erreicht haben, macht uns alle sehr stolz und kann uns niemand mehr nehmen. Das ist natürlich ein Plus", sagte Vettel, "aber wir starten in eine neue Saison bei null. Jeder hat die Chance, Weltmeister zu werden."

Sachlich richtig. Doch es spricht einiges dafür, dass Red Bull auch dieses Jahr auf den Rennstrecken zu den Vorausfahrern zählen wird. Auch wenn man die WM 2010 nicht an einer Person festmachen sollte, so ist der höchste Trumpf von Red Bull Technikchef Adrian Newey - der 52 Jahre alte Brite gilt seit Jahren als der herausragende Aerodynamiker der Szene. Newey hatte einst maßgeblichen Anteil an den Titeln von Mika Häkkinen 1998 und 1999 im McLaren-Silberpfeil, 2006 kam er zu Red Bull, und nach einigen Reibungsverlusten während der Einarbeitung trimmte der studierte Luftfahrt-Ingenieur Team und Fahrzeug auf Titelreife. Da in der Formel 1 die Aerodynamik - die Motorenentwicklung ist eingefroren - die wichtigste Stellschraube darstellt, um die Autos noch schneller zu machen, ist Newey der Erfolgsgarant schlechthin.

Die Firmenausstattung ist vom Feinsten.

Auch die Firmenausstattung ist vom Feinsten. Red Bull besitzt den wohl besten Fahrsimulator aller Rennställe, für vier Millionen Euro wurden Soft- und Hardware in Eigenregie aufgepeppt. "Das Autorennen einer Spielekonsole sieht dagegen aus wie die Farbstiftzeichnung eines Vorschülers", sagte Vettel einmal. Auch der Windkanal, in dem einst das britische Verteidigungsministerium Raketen testete, genügt Neweys höchsten Ansprüchen. Zudem ist die Mannschaft im Erfolg noch stärker zusammengewachsen, die Kontinuität in der Führungsetage verstärkt die innere Stabilität.

Allerbeste Voraussetzungen für Vettel - fünf Wochen bleiben dem Heppenheimer und seinem Team, um den Red Bull bis zum Saisonauftakt am 13. März in Bahrain auf Titelverteidigungs-Tauglichkeit aufzurüsten. "Nach einem Test brauchen wir ein bisschen Zeit, um wirklich zu verstehen, wie stark wir sind", sagte Vettel, "die Saison ist aber lang. Es wird ein harter Kampf - es ist wahrscheinlich eine schwierigere Situation als im vergangenen Jahr."

Vettel sah in Valencia nicht so aus, als zweifle er an der Wettbewerbsfähigkeit seines neuen Autos - eine Sache aber muss der Deutsche noch schleunigst ausräumen. Der neue Wagen hat keinen Namen - der RB5 hieß Kate, der RB6 luscious Liz ("knackige Liz"). "Ich habe das Auto heute das erste Mal in einem Stück gesehen. Daher hatte ich noch keinen Namen", entschuldigte sich Vettel. Den bis zum 13. März zu finden, dürfte sein kleinstes Problemchen bleiben.

Technische Daten:

Maße (LxBxH in cm): nicht mitgeteilt
Fahrzeug-Gewicht (in kg): 640
Motor-Gewicht (in kg): 95
Hubraum (in ccm): 2400
Zylinder: 8
maximale Drehzahl (in U/Min.): 18000
Anzahl Ventile: 32
Leistung (in PS): 760
Höchstgeschwindigkeit (in km/h): 350
Beschleunigung 0-100 km/h (in Sek.): 2,6
Beschleunigung: 0-200 km/h (in Sek.): 5,5