Pascal Wehrlein durfte nach der Fahrt im alten Force India auch im neuen Silberpfeil ran Foto: Mercedes

Pascal Wehrlein aus Worndorf (bei Tuttlingen) war schon glücklich wie ein Pennäler, der lauter Einsen im Zeugnis stehen hat, als er hörte, dass er bei den Testfahrten in Barcelona ins Auto von Force India klettern darf. Zu seiner Überraschung saß er plötzlich auch im Mercedes.

Barcelona - Schnelligkeit ist das, worauf es in der Formel 1 ankommt. Gelegentlich geht es in der Champions League des Motorsports sogar schneller zu, als mancher Rennfahrer es erwartet. Zum Beispiel bei Pascal Wehrlein. Der junge Mann aus Worndorf (bei Tuttlingen) war schon glücklich wie ein Pennäler, der lauter Einsen im Zeugnis stehen hat, als er hörte, dass er bei den Testfahrten in Barcelona ins Auto von Force India klettern darf. „Ich habe mich nach ein paar Runden im Auto sehr wohlgefühlt, es war wirklich großartig“, sagte der 20-Jährige.

Ganz unverhofft kam es noch besser. Das Pech von Lewis Hamilton war sein Glück. Weil der Weltmeister mit Fieber flach lag, musste Pascal Wehrlein den Force India unerwartet früh in der Garage parken, zur Mercedes-Box marschieren und sich nach der Mittagspause in den für ihn umgebauten Silberpfeil zwängen. „Ich war ziemlich überrascht, als mir gesagt wurde, dass ich am Nachmittag im Mercedes fahren würde“, erzählte er. Denn eigentlich ist der Worndorfer bei Mercedes angestellt, er startet unterm Stern in der DTM und wurde beim Weltverband Fia als Formel-1-Testfahrer des Teams aus Brackley gemeldet. Der Einsatz bei Force India war ein Job als Leiharbeiter – das indische Team fährt mit Mercedes-Antrieb, das Weltmeister-Team wollte seinem dritten Fahrer zusätzliche Formel-1-Erfahrung verschaffen und handelte mit Force India diese Möglichkeit aus. Das dürfte kein Freundschaftsdienst gewesen sein, Force India soll finanziell etwas klamm sein, und für die Antriebseinheiten werden pro Saison schätzungsweise zwischen 15 und 18 Millionen Euro fällig. Nicht auszuschließen, dass Wehrleins Fremdfahrten die Rechnung von Mercedes bei Force India reduziert hat.

Die Erfahrungen, die der Youngster an diesem Tag gemacht hat, sind ziemlich einmalig – zwei verschiedene Formel-1-Autos an einem Tag auf derselben Strecke zu testen, damit steht der Deutsche zumindest in der jüngeren Vergangenheit alleine da. 32 Runden im Force India, 47 im Mercedes. Allerdings: Einen brauchbaren Vergleich der beiden Boliden hat er nicht erhalten. Für Force India steuerte er den VJM07 aus dem Vorjahr, bei Mercedes saß er im neuen Silberpfeil W06. „Deshalb ist es nicht möglich, die beiden Fahrzeuge zu vergleichen“, sagt Wehrlein, „aber es war unglaublich, zwei Formel-1-Autos an einem Tag zu fahren.“

Am Freitag durfte der Testpilot die Eindrücke sacken lassen. Bei Force India war Stammfahrer Sergio Perez im Cockpit, bei Mercedes konnte Nico Rosberg trotz anhaltender Nackenschmerzen aufgrund einer Entzündung den Dienst antreten – und der Vizeweltmeister legte am Vormittag sofort eine Bestzeit auf dem Circuit de Catalunya hin. Eine gute Nachricht, doch der 29-Jährige konnte sogar mit einer noch besseren aufwarten. „Spannende Zeit für unsere Family, Vivian ist schwanger, wenn’s gut läuft, bekommen wir im August unser kleines Mädchen“, schrieb Rosberg bei Twitter und postete ein Foto, auf dem seine Frau und er zu sehen sind, wobei der Vater in spe beide Hände auf dem Bauch seiner Frau liegen hat. Auf 3-D-Bildern im Ultraschall konnte man anscheinend erkennen, dass es sich um ein Mädchen handelt.

Das ist für Pascal Wehrlein noch ferne Zukunftsmusik – er freut sich auf seinen nächsten Testeinsatz in der Formel 1. Der dürfte an diesem Samstag anstehen. Und womöglich feiert er sogar früher als erwartet sein Debüt im Renneinsatz in der Königsklasse.