Der Staat wird Uniper helfen müssen. Es geht um das Funktionieren des deutschen Gasmarkts insgesamt, meint unser Berliner Korrespondent Thorsten Knuf.
Es ist erst ein paar Monate her, dass das Düsseldorfer Energieunternehmen Uniper ein privilegierter Partner des russischen Staatskonzerns Gazprom war. Uniper ist nicht nur der größte ausländische Kunde Gazproms, sondern war als Finanzinvestor auch am mittlerweile beerdigten Pipeline-Projekt Nord Stream 2 beteiligt.
Jetzt gerät Uniper durch das Agieren des Kremls und Gazproms in Bedrängnis und ruft abermals den deutschen Staat um Hilfe: Russland hat im Zusammenhang mit seinem Angriffskrieg gegen die Ukraine die Erdgaslieferungen nach Deutschland reduziert. Uniper erhält weniger Gas, muss sich anderswo bei hohen Preisen zusätzliche Mengen beschaffen, kann die Mehrkosten aber nur bedingt an seine Kunden weitergeben. Mit dem Bund verhandelt das Unternehmen darüber, wie der Konzern stabilisiert werden kann. Selbst eine Staatsbeteiligung ist im Gespräch.
Dem Bund wird nichts anderes übrig bleiben, als Uniper unter die Arme zu greifen. Das Unternehmen selbst ist nicht dafür verantwortlich zu machen, dass sein Gasgeschäft in dieser weltpolitischen Krise zerbröselt. Viel wichtiger ist es aber, einen Kaskadeneffekt auf dem deutschen Gasmarkt zu verhindern: dgas Wenn einer der zentralen Akteure in die Knie gehen sollte, könnten zahlreiche weitere Unternehmen entlang der Wertschöpfungskette folgen. Etwa Stadtwerke, die Erdgas vom Großhändler Uniper beziehen und an die örtlichen Kunden weiterverkaufen. Es wird für Politik und Wirtschaft verdammt schwer, bis zum Winter die Gasspeicher in Deutschland zu füllen. Die Aufgabe, den Gasmarkt insgesamt am Laufen zu halten, steht dem in nichts nach.