Istvan Gal (Dritter von rechts) ist mit dem Murrer Sprinter unterwegs. Foto: privat

Murr und Zsobok helfen zusammen in der Ukraine. Eine erste Ladung Hilfsgüter ist an der Grenze angekommen.

Murr - Istvan Gal hat in den vergangenen Tagen viele, viele Kilometer hinter sich gebracht. 1400 vom rumänischen Zsobok nach Murr, 1400 wieder zurück. Und dann die restlichen 230 Kilometer von Zsobok an die ukrainische Grenze nach Sighetu Marmației. Der Bürgermeister der Gesamtgemeinde Almas in Rumänien, zu der auch das Dorf Zsobok gehört, hat Hilfsgüter transportiert, sich einen Eindruck von der Situation an der Grenze verschafft und sich offiziell registriert: Zsobok kann rund 50 Flüchtlinge aus der Ukraine aufnehmen.

Als der Krieg der Russen am 24. Februar in der Ukraine begann, war auch beim Förderverein Kinderheim Zsobok in Murr gleich klar: Wir müssen helfen. Der ursprüngliche Gedanke, loszufahren und Flüchtlinge nach Murr zu holen, wurde aber verworfen. Denn die Freunde aus Zsobok schalteten sich ein. „Wir können Leute aufnehmen“, lautete das Signal. Was ja aufgrund der räumlichen Nähe zur Ukraine schlicht praktischer ist, wie es Michael Gassner vom Förderverein formuliert. „Zsobok stellt die Unterkünfte, wir helfen mit Spenden.“ Die Kooperation funktioniere gut, sagt auch Istvan Gal. „Jetzt können wir zusammen die nötigen Dinge tun.“

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Also kam Istvan Gal nach Murr und fuhr mit dem mit Spenden voll beladenen Sprinter des Fördervereins zurück nach Rumänien und weiter zur Grenze nach Sighetu Marmației. Dort prägen Zelte das Bild, berichtet Istvan Gal. Nicht zum Schlafen, sondern zum Registrieren der Flüchtlinge und als Aufenthaltsmöglichkeit. Etwa 150 bis 200 Menschen seien vor Ort gewesen. „Die meisten wollen weiter zu Freunden oder Verwandten nach Italien, Deutschland, Österreich . . .“, berichtet der Bürgermeister.

Sehr viele Spenden aus ganz Rumänien

Wer nicht gleich weiter kann, kann im örtlichen Bürgerhaus unterkommen. In der Turnhalle werden die Hilfsgüter gesammelt. „Es sind sehr, sehr viele Spenden aus ganz Rumänien“, sagt Gal. In Kartons und Säcken stapeln sich Lebensmittel, Hygieneartikel, Kleidung und vieles mehr. Die Sachen werden in die Ukraine gebracht beziehungsweise von dort geholt.

„Die Menschen in Rumänien zeigen sehr große Solidarität mit der ukrainischen Bevölkerung“, so Istvan Gal. Das gilt auch für diejenigen in Zsobok, das seit mehr als 30 Jahren mit dem Bottwartal verbandelt ist. 1990 fuhr der erste Hilfstransport von Murr in das 260-Seelen-Dorf in Rumänien, seither ist die Unterstützung nie abgerissen, Freundschaften sind entstanden.

„Wir sind bereit und warten“

Und die Menschen in Zsobok sind nun in der Lage, selbst Hilfe zu leisten. Im dortigen Kinderheim wurden bereits Zimmer für Flüchtlinge aus der Ukraine hergerichtet, hinzu kommen zwei Häuser, wo Menschen unterkommen können. Eigentlich wollte Istvan Gal im Mercedes Sprinter des Fördervereins gleich Menschen von der Grenze mit nach Zsobok nehmen. Diejenigen, die in Sighetu Marmației waren, hatten aber alle bereits andere Pläne. „Wir haben unsere Plätze aber nun offiziell im System registrieren lassen“, berichtet der Bürgermeister. „Wir sind bereit und warten.“

Vielleicht, sagt Istvan Gal, kommen ja auch Leute aus der ukrainischen Partnergemeinde von Zsobok. Dort werde zwar aktuell nicht gekämpft, „aber die Menschen haben Angst. Viele sind schon geflohen.“