Beliebt: das Fluxus in der Calwer-Passage Foto: Lichtgut/Leif Piechowski

Kurzzeit-Läden wie in der Calwer Passage sind beliebt. Aber Händler finden in der City sonst kaum Immobilien für eine kurzzeitige Nutzung. Hinzu kommt: Weder Stadt, Immobilienmakler noch die CIS unterstützten Zwischennutzungskonzepte tatkräftig.

Stuttgart - Stuttgarter lieben die Calwer Passage wieder. Jahrelang ließen die Flaneure die kleine Passage links liegen. Jetzt ist sie wieder belebt. Grund sind die kleinen Läden und das Café Bohème. Dadurch hebt sich das Fluxus, so nennt sich das Konzept, vom übrigen Handel in der City ab. Die so genannten Pop-Up-Stores besetzen Nischen, kommen schräger und origineller daher, als die Filialisten in den Centern oder der Königstraße.

„So etwas suchen die Leute doch“, sagt Holger Braitmaier, „etwas kreatives, abgefahrenes, das weg vom Mainstream ist.“ Braitmaier, der noch bis zum 31. März auf der Killesberghöhe so einen Kurzzeit-Laden betreibt, träumt von einer bunten Handelslandschaft in der Stadt. Sein Vorbild ist das Bikini in Berlin, einem Einkaufscenter voll mit temporären Pop-Up-Stores. „Das bereichert Berlin und ist bereits eine Touristen-Attraktion. So etwas hat Stuttgart nicht – und wird es wohl auch nie bekommen.“

Das hat auch finanzielle Gründe. Junge Unternehmer können sich die üblichen Mieten in der Stadt nicht leisten. So bezahlt ein Modehändler im Fluxus für 160 m² Ladenfläche nur 2200 Euro monatlich. Der gleiche Händler muss für einen Laden Mitten in der City 50 000 Euro im Monat hinlegen. Breitmaier selbst zahlte für seine 125 m² auf der Killesberghöhe, um das Produkt des Sportmode-Label SOS am Markt einzuführen, statt 5000 monatlich nur 1000 Euro Miete.

Solche Angebote sind rar. Ob in den Randlagen oder in der City. „Man findet in der Stadt einfach keine geeigneten Standort. Trotz zahlreicher Leerstände in der Innenstadt sind Chancen sehr gering, etwas zu finden“, sagt Braitmaier..

Dabei böte das Thema Pop-Up-Store aus seiner Sicht für alle Vorteile. Den Vermieter, der durch die Zwischennutzung Einnahmen hätte. Die Stadt, deren Fair und Aufenthaltsqualität wüchse. Die experimentierfreudigen Händler und letztlich für die Konsumenten: „So eine Subkultur wäre eine Chancen für die Stadt und für Gründer, die mit einem Testlauf verschiedene Möglichkeiten ausloten könnten ohne sich gleich für Jahre binden zu müssen.“

Offensichtlich nur Vorteile – und dennoch fühlt sich niemand für das Thema verantwortlich. Alle sehnen sich nach Farbtupfern im Handels-Einheitsbrei von Milaneo und Gerber, aber keiner tut etwas dafür. Breitmaier berichtet, wie er bei der Suche nach Unterstützung stets ins Leere lief. „Frau Fuchs von der City Initiative hat mich an die Wirtschaftsförderer der Stadt Stuttgart verweisen, aber die Gespräche mit denen blieben ohne nennenswerte Erfolge.“ Auch der pflichtschuldige Verweis auf eine Internetseite der Stadt (www.stuttgart.de/zwischennutzung) endete in einer Sackgasse: Auf der Seite, die leer stehende Objekte anzeigen soll, steht nach einer Suchanfrage: „Wir haben 0 Angebote für Sie gefunden.“

Aber nicht nur die CIS und die Wirtschaftsförderung waren Braitmaier keine Hilfe, auch Makler ließen ihn kalt lächelnd abblitzen. „Als ich bei Collier wegen den Räumen von Foto Hirrlinger angerufen habe, sagten die nur: Kein Interesse an einer Zwischennutzung.“

Die Fläche von Hirrlinger soll inzwischen wieder vermietet sein. Man darf gespannt sein, wer in der Calwer Straße demnächst einzieht. Viele rechnen mit einem Filialisten.