In Bogota haben Menschen zum Gedenken an die Opfer des Flugzeugabsturzes Kerzen entzündet. Foto:  

Medien berichten nach dem Absturz der Chartermaschine, dass Treibstoffmangel womöglich die Ursache für die Katastrophe war. Der Pilot war nicht zum Tanken in Bogotá zwischengelandet.

La Paz - Nach dem Flugzeugunglück in Kolumbien mit 71 Toten verdichten sich Hinweise, dass die Maschine der bolivianischen Gesellschaft Lamia wegen Treibstoffmangels abgestürzt ist. Bolivianische Medien berichteten am Mittwoch unter Berufung auf den Vertreter der Fluggesellschaft Lamia, Gustavo Vargas, das Flugzeug hätte zwischen dem Start im bolivianischen Santa Cruz und der Landung im kolumbianischen Medellín noch einmal in Bogotá zwischenlanden und tanken müssen. Der Pilot sei aber der Meinung gewesen, dass der Treibstoff reiche.

Pilot: „Treibstoff-Notfall“

Für fehlenden Treibstoff als Ursache für den tragischen Flugzeugabsturz spricht auch der zwölfminütige Mitschnitt, der den Funkverkehr zwischen mehreren Piloten und dem Tower des kolumbianischen Flughafens bei Medellín wiedergibt.

„Treibstoff-Notfall“, sagt der Pilot der verunglückten Maschine laut des Mitschnitts, der vom Sender „W Radio“ veröffentlicht wurde. Da der Pilot zunächst aber keinen Notfall angibt, wird erst einem anderen Flugzeug die Landeerlaubnis gegeben. Dann meldet sich der Pilot des Charterfliegers der in Bolivien gemeldeten Gesellschaft LaMia wieder: „Wir brauchen Priorität bei der Landung, uns wird ein Treibstoffproblem angezeigt.“

Dann werden die Meldungen immer verzweifelter, das Flugzeug verliert zwölf Kilometer vor dem Flughafen an Höhe: „Vectores, Vectores, Señorita“, ruft der Pilot der Frau im Tower zu. Da scheinbar die Elektronik nicht mehr funktioniert - eine überlebende Stewardess hatte auch von ausgefallenem Licht berichtet - bitte er dringend um eine Navigation Richtung Landepiste. Dann bricht der Kontakt ab, eine Stimme sagt: „Keine Antwort mehr“.

Keine Explosion trotz Aufprall

Die Chartermaschine vom Typ British Aerospace 146 war in der Nacht zum Dienstag in den Bergen im Nordwesten Kolumbiens abgestürzt. Das Flugzeug hatte zuvor einen Notruf abgesetzt. Laut einem Sprecher der Luftfahrtbehörde gab es Hinweise auf Fehler in der Bordelektronik. Experten vertraten allerdings bereits am Dienstag die Ansicht, dass auch Treibstoffmangel als Unglücksursache in Betracht komme. „Es ist sehr verdächtig, dass es trotz des Aufpralls keine Explosion gab“, sagte ein Vertreter des kolumbianischen Militärs.

An Bord der Maschine war fast die gesamte Mannschaft des brasilianischen Fußball-Erstligisten Chapecoense. Die Sportler waren auf dem Weg zum Hinspiel des Finales um den Südamerika-Cup gegen den kolumbianischen Rivalen Atlético Nacional. Nur sechs Menschen überlebten das Unglück, darunter drei brasilianische Fußballspieler.

Auch in brasilianischen Zeitungen hieß es, der Treibstoff sei für die Strecke Santa Cruz-Medellín möglicherweise nicht ausreichend gewesen. Kolumbianische Medien berichteten unter Berufung auf Ermittler, womöglich habe das Flugzeug vor der Landung in Medellín warten müsse, weil erst eine andere Maschine dort landete. Den kolumbianischen Behörden zufolge sind britische, bolivianische und brasilianische Experten an der Untersuchung zur Unglücksursache beteiligt.