Die Steigerungszahlen im Luftverkehr forcieren auch die Diskussionen über den Klimaschutz. Foto: dpa

Ungeachtet der aktuellen Diskussionen über die Nachteile der Vielfliegerei nimmt der Verkehr im deutschen Luftraum weiter zu – wenn auch ein wenig gebremst durch die Unsicherheiten in der globalen Wirtschaft.

Stuttgart - Da mag die Klimadebatte über eine Einschränkung der Vielfliegerei noch so heißlaufen: Am Himmel wird es immer enger. Nie zuvor waren so viele Flüge im deutschen Luftraum unterwegs wie im vorigen Jahr: 3,35 Millionen. Am 7. September 2018 wurden erstmals mehr als 11 000 Flüge nach Instrumentenflugregeln (IFR) an nur einem einzigen Tag gezählt – zu einem guten Drittel Überflüge. Der Anteil der innerdeutschen Flüge liegt bei zehn Prozent.

 

Für 2019 zeichnet sich eine weitere Steigerung ab, wenngleich die Schwächen der Wirtschaft den Zuwachs dämpfen, wie der Mobilitätsbericht der Deutschen Flugsicherung (DFS) feststellt. Ein Überblick.

Starkes Wachstum in Stuttgart

An den internationalen Flughäfen ist die Zahl der Starts und Landungen im Vorjahr um vier Prozent auf 2,1 Millionen gestiegen. Die größten Zuwächse verzeichneten Leipzig/Halle (plus 13,3 Prozent), der als zweitgrößter Cargo-Airport Deutschlands vom Frachtverkehrsplus profitiert, sowie der Stuttgarter Flughafen (8,7), Berlin-Tegel (7,8) sowie Frankfurt/Main (7,7) wegen des Ausbaus der Ryanair-Strecken. Wurden für Stuttgart im Vorjahr noch 128 194 IFR-Starts und Landungen registriert, so waren es im ersten Halbjahr dieses Jahres 63 870, was gegenüber dem Vorjahreszeitraum ein Plus von 5,8 Prozent bedeutet.

Um gut vier Prozent haben 2018 die Starts und Landungen an Regionalflughäfen zugenommen. Verkehrsreichster Standort ist Dortmund (plus 11,4 Prozent), wo etwa der ungarische Billigflieger Wizz Air aktiv ist – derweil der bisherige Spitzenreiter Hahn ein Minus von 5,8 Prozent hinnehmen musste, weil der Hauptkunde Ryanair sein Angebot am Hunsrück-Airport dezimiert hat. Nummer drei bei den Regionalen ist Paderborn/Lippstadt (plus 10,2 Prozent) vor Memmingen (plus 18,2).

2019 verlagerte sich etwas Aufkommen von den Regionalflughäfen an die internationalen Airports. Im Südwesten verzeichneten Friedrichshafen (plus 6,5 Prozent) und Karlsruhe/Baden-Baden (minus 0,6) damit unterschiedliche Tendenzen.

Bremsfaktor Wirtschaftsschwäche

2019 hat das Luftverkehrsaufkommen in Europa einen weiteren Rekord erzielt. So wurden am 28. Juni mehr als 37 000 Flüge an einem Tag kontrolliert (bundesweit 10 980). Bundesweit wurden von Januar bis Juni 1,61 Millionen Flüge nach Instrumentenflugregeln im Luftraum registriert. Doch das Wachstum ist gegenüber dem Vorjahreshalbjahr auf 1,3 Prozent zurückgegangen. Die Spannungen der globalen Wirtschaft und die Konjunktureintrübung schlagen sich in Rückgängen der Luftfracht- und Passagierzahlen nieder. Dennoch prognostiziert die Flugsicherungsagentur Eurocontrol allein für Deutschland bis 2025 eine durchschnittliche jährliche Steigerungsrate von 1,9 Prozent.

Die Pünktlichkeit leidet

Der wachsende Flugverkehr führt zu immer mehr Engpässen am Boden und in der Luft – und zu einer nachlassenden Pünktlichkeit. Jeder Flug landete im Vorjahr durchschnittlich 13,8 Minuten später als im Flugplan angegeben. Jeder vierte Flug hatte bei der Landung mehr als 15 Minuten Verspätung, und der Anteil der Flüge, die ihr Ziel pünktlich erreichten, ging von 61 auf 57 Prozent zurück.

Auf geringen Umwegen zum Ziel

Bei mehr als 3,3 Millionen Flugbewegungen pro Jahr und bis zu 11 000 Flügen pro Tag sei es „schlicht unmöglich, jeden Flug ohne Umwege zu leiten“, betont die Deutsche Flugsicherung. Doch komme man dem Optimum schon sehr nahe: 2018 sei die Route, die die Flugzeuge im deutschen Luftraum zurückgelegt hätten, lediglich um 1,2 Prozent länger gewesen als der direkte Weg. Dies entspreche bei einer durchschnittlichen Streckenlänge von 330 Kilometern im Durchschnitt einem Umweg von fast vier Kilometern pro Flug – wobei der Nahbereich der Airports davon ausgenommen ist. Denn aus Gründen des Lärmschutzes muss häufig von der kürzestmöglichen Route abgewichen werden.

Risiken durch Drohnen nehmen zu

Vielerorts erweisen sich Drohnen als wachsende Gefahr für den zivilen Luftverkehr. 2018 wurden 158 Fälle gemeldet, in denen sich Flugzeugpiloten von einer Drohne behindert fühlten – das sind rund 80 Prozent mehr als 2017. Die meisten Störungen gab es am Frankfurter Flughafen (31), Berlin-Tegel (17), München (14), Hamburg (12), Berlin-Schönefeld sowie Köln/Bonn mit je neun Sichtungen.

Ende Mai hat die Deutsche Flugsicherung mit der Deutschen Telekom das Gemeinschaftsunternehmen Droniq gegründet – eine technische Plattform zur Ortung von Drohnen, die künftig Drohnenflüge außerhalb der Sichtweite des Piloten ermöglicht. Zudem gibt es eine DFS-Drohnen-App, die Hobbypiloten anzeigt, wo sie ihre Drohnen fliegen dürfen.