Start frei in Richtung Urlaub: Vor allem am Freitag und am Sonntag ist wieder mit erhöhtem Flugaufkommen zu rechnen, obwohl die Pandemie noch andauert. Foto: Lichtgut/Leif Piechowski

Die Ferien beginnen, viele Menschen zieht es weg. Der Airport steht vor einer Herausforderung. Wie lässt sich der größte Stress vermeiden?

Die Horrormeldungen über chaotische Zustände in der Luftfahrt reißen nicht mehr ab – und am Donnerstag beginnen auch in Baden-Württemberg die Sommerferien. Viele Menschen wollen in den Urlaub. Manche werden mit gemischten Gefühlen zum Flughafen fahren. Frühstarter ohne Schulkinder konnten es am Mittwoch auch noch mit den Folgen eines eintägigen Warnstreiks am 27. Juli zu tun bekommen, zu dem die Gewerkschaft Verdi im Ringen um höhere Gehälter das Bodenpersonal der Lufthansa aufgerufen hatte. Für die folgenden Tage ist noch mit indirekten Streikfolgen zu rechnen bis zur Normalisierung des Betriebs.

War am Tag des Warnstreiks mit vielen Flugausfällen zu rechnen?

Für die Flughäfen München oder Frankfurt traf das zu. Dort ist die Lufthansa stark vertreten – und sie musste fast alle Flüge streichen. Das betraf auch Baden-Württemberger, die jenseits der Landesgrenze einen Flug antreten wollten. Am Flughafen Stuttgart rechnete die Flughafen-GmbH aber nicht mit Dramatik. Das liegt daran, dass die Lufthansa hier keine große Rolle spielt, für Mittwoch waren eigentlich nur je vier Flüge von und nach München im Angebot gewesen, die hauptsächlich für Umsteiger auf längeren Strecken mit der Lufthansa interessant waren. Sie verschwanden aus dem aktualisierten Flugplan. Bezüglich des Flughafens Stuttgart meldete Verdi am Mittwoch, für rund 300 Mitarbeiter der Firma SGS, eine Tochter der Flughafengesellschaft, seien Warnstreiks kein Thema mehr. Für dieses Bodenpersonal sei in Tarifverhandlungen mit dem Flughafen ein Abschluss zustande gekommen. Das hat allerdings nichts zu tun mit dem Bodenpersonal der Lufthansa beispielsweise an den Check-in-Schaltern dieser Airline.

Wie sollen sich die Betroffenen verhalten?

Sie müssten von der Lufthansa eigentlich auf direktem Weg Instruktionen erhalten haben. Wer ohne Benachrichtigung blieb, sollte selbst den Status des Fluges im Internet auf lufthansa.com überprüfen. Generell verlautbarte die Airline, ohne Umbuchungen solle man nicht zum Airport kommen, weil dort „nur wenige oder gar keine“ Serviceschalter geöffnet sein werden.

Was ist mit den Flügen der Lufthansa-Tocher Eurowings?

Eurowings sei im Grundsatz nicht betroffen, erklärte die Stuttgarter Flughafengesellschaft. Theoretisch könnte die Lufthansa-Tochter die Folgen zu spüren bekommen, sofern sie Service von technischem Bodenpersonal der Lufthansa in Anspruch nimmt. Doch auch da ist in Stuttgart wenig Gefahr. Eurowings ließ wissen, man rechne „insgesamt nur mit geringen Auswirkungen auf das Flugprogramm“ der eigenen Airline.

Wie wird sich die Hauptreisewelle von Donnerstag an in Stuttgart auswirken?

Zunächst einmal wird der Betrieb am Donnerstag ähnlich stark sein wie schon in der ersten Hälfte dieser Woche, in der vom Flughafen Stuttgart auch keine Chaoszustände berichtet wurden wie von anderen Flughäfen. Am Freitag sind 236 Starts oder Landungen geplant, am Samstag 218, am Sonntag 247. Nach vorläufigem Stand bieten die Airlines in Stuttgart in den Ferienwochen bis zum 11. September mehr als 10 300 Flüge an. Flugziel Nummer 1 ist die türkische Küstenstadt Antalya mit rund 850 Flügen, dann folgt Palma de Mallorca mit etwa 740 Flügen.

Ist das starker Flugbetrieb?

In Jahren vor der Pandemie gab es in der geschäftigsten Zeit pro Tag auch mal über 300 Flüge. Insofern liegen die aktuellen Zahlen deutlich darunter. Allerdings ist es für die Flughäfen eine Herausforderung, nach fast völligem Stillstand im Frühjahr 2020 und der folgenden Flaute in der Pandemie den Betrieb wieder hochzufahren und der wiedererstarkten Nachfrage gerecht zu werden. Der Stuttgarter Airport hat dies bisher besser hinbekommen als andere Flughäfen und auch manche Fluggesellschaft, weil er in der Pandemie keine Entlassungen vornahm, sondern im Grunde nur auslaufende Zeitverträge nicht verlängerte. Die Bewältigung des Sommerhochs im Reiseverkehr verstehen die hiesigen Flughafenchefs dennoch als Herausforderung. An den Sicherheitskontrollen könnte es zu längeren Wartezeiten kommen. Dort ist die Bundespolizei mit ihren Beamten und privaten Dienstleistern zuständig.

Was sollten Passagiere beherzigen?

Sie sollten, so die Flughafenbetreiberin, alle notwendigen Reisedokumente am Flughafen stets griffbereit haben und beim Handgepäck die Vorgaben der Airline befolgen. Zu Spitzenzeiten am frühen Morgen und am Nachmittag ist mit mehr Zeitbedarf bei Check-in oder an den Sicherheitskontrollen zu rechnen. Fluggäste sollten deshalb mindestens zwei Stunden vor Abflug am Airport sein, aber keinesfalls mehr als drei Stunden vorher. Die Bundespolizei empfiehlt zusätzlich, sich mindestens 90 Minuten vor Abflug an der Sicherheitskontrolle einzufinden. Dass das Personal dort Laptops und Plastikbeutel mit Flüssigkeiten gesondert durchleuchten will, sollte inzwischen niemanden mehr überraschen. Wer Zahnpasta, Duschgel und Notebook erst in der Warteschlange mühsam zwischen T-Shirts und Kriminalromanen im Handgepäck suchen muss, trägt nicht zur Entspannung der Lage bei, sondern riskiert genervte Zischlaute oder lautes Ausatmen bei den Mitreisenden.

Wie sollte die Anreise erfolgen?

Der Flughafen ist mit Bussen, S-Bahnen und Stadtbahnzügen der Linie U6 gut zu erreichen. Wer sich mit dem Auto zum Abflug bringen lässt, sollte die neue Kiss &  Fly-Regelung vor dem Terminal beachten: Dort darf gratis maximal acht Minuten gehalten werden. Alternativ kann in direkter Terminalnähe zum Preis von 2,50 Euro für 30 Minuten geparkt werden. Auf dem Parkplatz P0 ist die erste Stunde weiterhin kostenfrei.