Die S-Bahn-Strecke zwischen dem Manfred-Rommel-Flughafen und Vaihingen wird 2022 wegen Stuttgart 21 für ein Jahr abgehängt. Eine neue, von den SSB jetzt vorgestellte Gleisverbindung könnte dafür sorgen, dass Passagiere dennoch auf der Schiene zwischen dem Airport und Stuttgart pendeln können.
Stuttgart - Kleine Maßnahme, aber große Wirkung: Die Stuttgarter Straßenbahnen AG (SSB) planen in Möhringen am Sindelbach, wo derzeit noch Flüchtlingsunterkünfte stehen, eine Übereckverbindung in Richtung Vaihingen. Die lediglich 225 Meter lange zweigleisige Strecke könnte, wenn die S-Bahn-Strecke zwischen Vaihingen und dem Flughafen wie geplant 2022 wegen des Baus eines dritten Gleises zur S-Bahn-Station am Airport im Rahmen von Stuttgart 21 für ein Jahr gesperrt wird, eine Art Ersatzverkehr mit der Stadtbahn ermöglichen. Passagiere könnten so von Vaihingen aus doch den Flughafen erreichen – und umgekehrt. Die Verlängerung der U 6 zum Flughafen ist bereits in vollem Gang und soll Ende 2021 in Betrieb gehen, die neue Linie würde dann unter der Bezeichnung U 17 in die Strecke Richtung Echterdingen/Flughafen einmünden und so für weitere Entlastungsorgen.
Im Technikausschuss des Gemeinderats stieß das von SSB-Vorstandssprecher Thomas Moser und seinem Chefplaner Volker Christiani präsentierte Vorhaben am Dienstag auf großes Interesse und allseitiges Wohlwollen. Laut Christiani würden vor allem auch jene Pendler aus den südlich von Stuttgart gelegenen Regionen wie etwa Tübingen, Reutlingen oder Ulm profitieren, die zum Beispiel im Synergiepark Vaihingen arbeiten und mit dem Regionalzug am Filderbahnhof ankommen. Sie könnten dann statt der stillgelegten S-Bahn die Stadtbahn nehmen.
Neue Gleisverbindung würde 11,3 Millionen Euro kosten
Die neue Linie soll laut SSB aber offiziell erst 2025 – nach der beabsichtigten Inbetriebnahme des Filderbahnhofs – in Betrieb gehen, damit sich die Verbindung auch lohnt. Die SSB kalkulieren mit 2500 Fahrgästen pro Tag und rund 500 Umsteigern vom Auto auf die Schiene. Die Bahn wiederum hat allerdings die entlastende Wirkung der U 17 ab 2022 in einem Gutachten bereits unterstellt.
Gebaut werden soll die Übereckverbindung Pflugmühle, so der Arbeitstitel des Projekts, ohnehin schon 2021. Und das hat seinen Grund: Solange der geplante neue SSB-Betriebshof in Weilimdorf noch auf sich warten lässt, parkt rund 50 Prozent der Stadtbahnflotte auf dem Betriebshof in Möhringen. Die Züge könnten über die neuen Gleise schneller als bisher ins Gleisnetz eingespeist werden, dazu müssen zusätzlich 100 Meter Schienen in Richtung Vaihinger Straße verlegt werden. Die vergleichsweise hohen Kosten für die Kurzstrecke (11,3 Millionen Euro) begründet Christiani mit technischen und sicherheitsrelevanten Umstellungen im entsprechenden Stellwerk. Das Grundstück am Sindelbach, auf dem der Gleisast errichtet werden soll, gehört der EnBW: Man sei bereits in Kaufgesprächen mit dem Energiekonzern, so Christiani.
SSB setzt darauf, dass die Deutsche Bahn die Betriebskosten für die U 17 trägt
Fraktionsübergreifend wurden die Pläne gelobt: Björn Peterhoff (Grüne) sprach von einer sinnvollen Ergänzung des Streckennetzes, Carl-Christian Vetter (CDU) gar von einer „grandiosen Idee“. Auch SPD, FDP und Freie Wähler begrüßten die SSB-Pläne. Linken-Stadtrat Christoph Ozasek warf die Frage auf, ob sich die Deutsche Bahn, die für die zwölfmonatige Sperrung der S-Bahn-Strecke zwischen dem Flughafen und Stuttgart verantwortlich zeichnet, an den Kosten für die Übereckverbindung beteilige. SSB-Planer Christiani sagte dazu gegenüber unserer Zeitung, man setze darauf, dass die Bahn die Betriebskosten für die U 17 trage, falls die neue Linie schon vor 2025 zwischen Flughafen und Stadt verkehren soll.