Aktuell rinnen durch die Kehlen der Bundesbürger zu rund 35 Prozent Weine aus Deutschland – 65 Prozent jedoch bevorzugen Importprodukte. Foto: dpa

Heimische Wengerter suchen nach Wegen, wie sie sich langfristig über Wasser halten können.

Lokal anbauen, regional schlotzen, global verkaufen. Getreu diesem Motto suchen die heimischen Wengerter nach Wegen, wie sie sich langfristig über Wasser halten können. Aktuell rinnen durch die Kehlen der Bundesbürger zu rund 35 Prozent Weine aus Deutschland – 65 Prozent jedoch bevorzugen Importprodukte. Die größte Menge machen dort Weine aus Südafrika aus, es folgen Chile, Argentinien und die Vereinigten Staaten von Amerika.

Wer das so genau weiß, ist einer von lediglich zwei Weinfachleuten im Bundestag: Erik Schweickert heißt er, ist weltweit der einzige Professor für internationale Weinwirtschaft und lehrt an der Hochschule in Geisenheim (Hessen). Dass die Remstal-Liberalen diesen Hochkaräter am Montagabend zu einem Vortrag nach Strümpfelbach locken konnten, ist nicht verwunderlich – hat doch auch der 40-Jährige aus Pforzheim das blau-gelbe Parteibuch.

In Weinstadt hielt Schweickert seinen FDP-Parteifreunden einige Prospekte hiesiger Supermärkte unter die Nase. Im Angebot ist etwa ein Württemberger Weißwein „aus Ihrer Region“, nämlich von der Remstalkellerei in Endersbach für 2,44 Euro. Ein Dumping-Preis, der den Kunden womöglich zum Umsteigen vom Franzosen-Rebensaft auf heimische Tropfen veranlasst.

"Slogan ‚Kenner trinken Württemberger‘ ist so piefelig, das sollte man lassen"

Der schwäbische Weinerzeuger selbst könnte, will er seinen Laden nicht gleich dichtmachen, im Direktverkauf mit derartigen Niedrigstangeboten nicht aufwarten. Für ihn gilt der nüchterne Spruch: „Ich will gute Weine zu guten Preisen machen.“ So jedenfalls umschreibt der neue Geschäftsführer des Württembergischen Weinbauverbands, Werner Bader aus Stetten im Remstal, die simple Philosophie der hiesigen Wengerter.

Wo also liegt nun die Zukunft? Na klar, einerseits im Beackern des heimischen Bodens – „wir haben ein Top-Produkt, einen Spitzenwein, wir können doch was, müssen nur selbstbewusster auftreten“, sagt Bader. Und einige notwendige Korrekturen machen: Einer der Zuhörer in Strümpfelbach merkte an: „Wir schlagen uns unter Wert – und der Slogan ‚Kenner trinken Württemberger‘ ist so piefelig, das sollte man lassen.“

Daneben muss der Export forciert werden. Vorbildlich agiert hierbei ausgerechnet die Remstalkellerei. 2011 sei das beste Jahr seit sieben Jahren gewesen, jubelte kürzlich Geschäftsführer Heiko Schapitz bei der Generalversammlung . Ein ganz kleiner Posten ist der chinesische Markt: 30.000 Euro Umsatz hat die Remstalkellerei im Reich der Mitte gemacht, „das hätte ich niemals für möglich gehalten“, so Schapitz. Tendenz steigend. Doch was bevorzugen die Chinesen? Vielleicht: Stettenel Pulvelmächel Liesling Kabinett tlocken – na, ja so viel Sparwitz wird man wohl auch in der Volksrepublik ohne Kopfweh ertragen können.