Wein schmeckt direkt nach der Abfüllung noch unharmonisch oder ausdruckslos, er ist "flaschenkrank". Foto: dpa

Stuttgart - Füllkrank oder flaschenkrank ist ein Wein, der direkt nach seiner Abfüllung noch unharmonisch oder ausdruckslos schmeckt. Der Grund liegt darin, dass der Wein beim Eingießen in die Flasche leidet und besonders beansprucht wird. Fachleute sprechen auch vom "Abfüllschock". Nach Angaben des Weinexperten Norbert Tischelmayer vom Internetportal "wein-plus" wird Schwefeldioxid als Antioxidanz zugesetzt, um oxidativen Prozessen im Wein entgegenzuwirken. Dies kann sich sich durch einen entsprechenden Geruch bemerkbar machen kann. Spätestens nach einigen Wochen hat dann das Schwefeldioxid mit dem Sauerstoff zu Sulfat reagiert und der Wein entfaltet wieder seine ganze Geschmacksvielfalt.

Gelegentlich wird der Ausdruck Flaschenkrankheit auch bei Weinen verwendet, die nach Erschütterungen oder Temperaturstress bei längeren Transporten unter Symptomen leiden, die denen des "Abfüllschocks" ähneln. Einige Betriebe lassen ihre Weine nach dem Füllen drei oder vier Monate, teilweise sogar bis zu einem ganzen Jahr ruhen, bevor sie sie in den Verkauf bringen.

Nach Angaben des Deutschen Weininstituts (Mainz) ist schwer abschätzbar, wie oft die Flaschenkrankheit so stark bemerkbar ist, dass sie für den Verbraucher relevant wird. Bei Weinen, die im Lebensmittelhandel angeboten werden, sei dieses Problem kein Thema. Es trete eher dann auf, wenn der Wein beim Winzer gekauft werde. Der weise seine Kunden aber mit Sicherheit darauf hin, dass ein gerade abgefüllter Wein vor dem Genuss noch ein wenig ruhen sollte.