Mercedes-Chef Ola Källenius hält die Investoren mit einer höheren Dividende und einem Aktienrückkaufprogramm bei Laune. Foto: dpa/Bernd Weißbrod

Höhere Kosten, weniger Gewinn 2023. Und gedämpfte Aussichten für das laufende Geschäftsjahr. Der Mercedes-Aktienkurs legt am Donnerstag trotzdem kräftig zu. Darum sind Finanzexperten positiv gestimmt für die Aktie.

Der Stuttgarter Autobauer Mercedes hat sich sehr zurückhaltend zu den Aussichten für das laufende Geschäftsjahr 2024 geäußert. Der Umsatz wird nach den Erwartungen des Konzerns auf dem Niveau des Vorjahres verharren, der operative Gewinn, also im Kern der Gewinn aus dem Fahrzeuggeschäft, werde sogar leicht unter dem Wert 2023 liegen. Dabei musste Mercedes am Donnerstag auf der Bilanzpressekonferenz zum abgelaufenen Geschäftsjahr bereits einen Gewinnrückgang vermelden. Vorstandschef Ola Källenius nannte gestiegene Kosten etwa durch die hohe Teuerungsrate und Störungen in der Lieferkette, die zu einem stockenden Produktionsprozess wegen fehlender Teile führten, als wesentliche Gründe dafür.

Und was macht der Aktienkurs am Donnerstag? Er steigt kräftig. Der Kurs klettert in der Spitze um knapp sechs Prozent auf mehr als 72 Euro. Dafür gibt es einen Hauptgrund: Källenius macht Kleinaktionäre, aber vor allem Großinvestoren froh. Denn zum einen steigt die Dividende gegenüber der Ausschüttung für 2022 um zehn Cent auf 5,30 Euro pro Aktie. Und zum anderen hat der Konzern ein weiteres groß angelegtes Aktienrückkaufprogramm verkündet; dadurch steigt der Kurs, weil sich der Unternehmenswert auf weniger Aktien verteilt und der Wert pro Aktie steigt. Zudem erhöht sich der Stimmrechtsanteil pro Aktie.

Mercedes hatte bereits am Mittwoch, einen Tag vor der Bilanzvorlage, mitgeteilt, bis Juli 2025 weitere eigene Aktien für bis zu drei Milliarden Euro am Markt erwerben zu wollen. Die Papiere sollen anschließend eingezogen werden. Das hat beispielsweise den Analysten Daniel Roeska von Bernstein Research dazu veranlasst, die Einstufung für Mercedes-Benz auf „Outperform“ mit einem Kursziel von 80 Euro zu belassen. Roeska fordert offensiv von den Autoherstellern größere Aktienrückkäufe und Dividendensteigerungen, da viele von ihnen auf hohen Barmitteln säßen. Das Analysehaus Jefferies belässt das Kursziel bei 72 Euro. Die angekündigte neue Ausschüttungspolitik des Autobauers sei „mutig, passt aber in das Bemühen, sich stärker auf eine Luxusstrategie zu fokussieren“.

Die Schweizer Großbank UBS hat Mercedes-Benz nach Quartalszahlen auf „Buy“ mit einem Kursziel von 78 Euro belassen. Das angekündigte Aktienrückkaufprogramm und die künftige Ausschüttungspolitik des Autobauers sollten den durchwachsenen Ausblick auf 2024 überstrahlen, wie Analyst Patrick Hummel schreibt; die US-Bank JPMorgan setzt ebenfalls ein Kursziel von 78 Euro an, der Dividendenvorschlag sei stark ausgefallen.

Warburg Research traut der Aktie nach wie vor einen großen Kurssprung zu. Das Analysehaus hat die Einstufung für Mercedes-Benz auf „Kaufen“ mit einem Kursziel von 92 Euro belassen. Das Geschäftsjahr 2023 sei solide gewesen, der Ausblick auf 2024 entspreche den Erwartungen. Die Dividendenrendite der Papiere – also das Verhältnis der Dividende zum Aktienkurs – sei attraktiv, und weitere Rückkäufe erhöhten die Rendite für die Aktionäre.

Und Mercedes-Finanzchef Harald Wilhelm hielt am Donnerstag auf der Finanzanalysten-Konferenz ein weiteres Bonbon für die Investoren bereit: 2025 will sich der Konzern auf der Hauptversammlung die Erlaubnis holen für weitere Aktienrückkäufe. Man wolle dann auch darüber nachdenken, einen Teil des 30-Prozent-Anteils an Daimler Truck zu verkaufen, um damit weitere Mercedes-Aktien zu erwerben, sie aus dem Verkehr zu ziehen – und so den positiven Aktienrückkauf-Effekt weiter zu verstärken.