In Berlin führte er sechs Jahre lang „die beste Bar in Deutschland“, das Velvet in Neukölln: Als Gin-Botschafter stellt Filip Kaszubski nun im Easy Street im Leonhardsviertel Trends beim Cocktail-Mixen vor und lobt die Stuttgarter Barszene.
Fast könnte man glauben, Filip Kaszubski sei der Jigger in die Wiege gelegt worden. Bereits seine Mutter führte in der Nähe von Danzig eine eigene Bar – was den Junior aber Null interessierte. „Damals hab’ ich nicht verstanden, wie geil Bar ist“, sagt der 42-Jährige heute. Wenn sein Name fällt und vor allem der Name der von ihm gegründeten Berliner Bar Velvet, leuchten die Augen von Kennern der deutschen Barkultur.
Aus dem Velvet in Neukölln hat sich der gebürtige Pole zurückgezogen, seit er Vater geworden ist und nicht mehr bis in die frühen Morgenstunden hinter der Theke stehen will. Zweimal ist das Berliner Velvet vom Magazin „Mixology“ als beste Bar in Deutschland ausgezeichnet worden. Filip Kaszubski reist nun als Botschafter von Elephant Gin durch Deutschland, um Cocktail-Trends vorzustellen, mit denen aus seiner Sicht zu rechnen ist.
Bei seinem Besuch in der Bar Easy Street in der Stuttgarter Altstadt ist die Nachfrage so groß, dass Inhaber Ingo Hampf Karten für zwei Schichten in einer Nacht vergibt. Die ersten Gäste kommen um 20 Uhr und müssen nach zwei Stunden gehen, damit die nächste Schicht um 22 Uhr mit dem Probieren starten kann.
Filip Kaszubski plädiert für heimische, natürliche Zutaten, die er nicht aus fernen Ländern einfliegen lässt. Ins Glas kommt, was gerade so in der Nähe wächst: Sanddorn, Quitten, Pilze. Der 42-jährige ernennt Ingredienzen von heimischen Bauern zu den Trends in Verbindung mit Gin, der ebenfalls weiterhin gefragt sei. Schon oft ist das Ende des Gin-Hypes angekündigt worden, der Berliner Bartender aber behauptet das Gegenteil. Ein Klassiker sei halt nie „out“.
Im Easy Street serviert er etwa einen Cocktail mit dem Namen Fichte, der nach Wald schmeckt. Bei „Scharf ohne scharf“ setzt er auf die Habanero-Pflanze, die für eine außergewöhnliche Schärfe steht, aber nur am Glasrand hängt. Der Konsument kann also wählen, ob er den Rand beim Trinken ableckt oder nicht. Beim Cocktail Tomatino spielt die Tomate die Hauptrolle, verbunden mit Parmesan-Destillat. Die Gäste fühlen sich fast wie im Flugzeug, wo Tomatensaft zum guten Ton gehört. Beim Tasty Highball schließlich kommt Dill mit Gin und Tonic ins Spiel.
Filip Kaszubski lässt die Gläser unspektakulär kredenzen – ohne Brimborium, ziemlich klassisch also. Als Trend sieht er außerdem, dass gute Bars auf hohe Qualität setzen, eher wenig verschiedene Cocktails, aber dafür zu einem günstigen Preis. Die Einrichtungen der besten Bars seien „zurückhaltend“.
Die Auswahl an Bars ist in Stuttgart groß
Wer stilvoll genießen will, kann in Stuttgart aus immer mehr Bars auswählen. Kaszubski kennt die Angebote und nennt neben dem Easy Street als seine Favoriten im Kessel das Hanky Panky, den Holzmaler, das Jigger & Spoon sowie das Paul & George. Seinen Auftraggeber von Elephant Gin findet man auf den Karten der Stuttgarter Barszene relativ selten, sagt der Barexperte Eric Bergmann, der Mitgründer von Jigger & Spoon. In Sachen Barkultur müsse sich Stuttgart jedenfalls nicht vor Berlin verstecken. Die Stadt habe in den vergangenen Jahren deutlich aufgeholt, sagt Bergmann.