Im Oktober 2011 ist das Hochwasserrückhaltebecken am Erbgraben offiziell in Betrieb genommen worden. Foto: Archiv Stefanie Käfferlein

Der Zweckverband Hochwasserschutz Körsch baut neun Rückhaltebecken – eines davon in Plieningen.

Fildern - Das Becken am Erbgraben in Leinfelden-Echterdingen war erst der Anfang. In den nächsten Jahren sollen acht weitere Becken auf den Fildern folgen, die die Bürger vor Hochwasser schützen sollen. Das hat sich der Zweckverband Hochwasserschutz Körsch (ZHK) zum Ziel gemacht. Ihm gehören die Kommunen Stuttgart, Leinfelden-Echterdingen, Filderstadt, Denkendorf und Ostfildern an. 2008 haben sie sich zusammengetan, um mögliche Überschwemmungen der Körsch, des zweitgrößten Gewässers in Stuttgart, in den Griff zu bekommen.

Allein auf Stuttgarter Gemarkung sind zwei solcher Becken geplant, und zwar in Möhringen und in Plieningen geplant. Für das Rückhaltebecken am Klärwerk Plieningen soll 2013 die Entwurfs- und Genehmigungsplanung erfolgen. Die Stadt muss dort Grundstücke erwerben, erklärt Hartmut Klein, der Leiter der Abteilung Klärwerke und Kanalbetrieb bei der Stadtentwässerung Stuttgart (SES). „Außerdem ist ein Planfeststellungsverfahren erforderlich“, sagt er. Frühestens Ende 2018 wird das Trockenbecken fertig sein. Bei einem Jahrhunderthochwasser könnte dieses 310 000 Kubikmeter Wasser fassen. „Die Planer prüfen derzeit, ob es möglich ist, die vorgesehene Dammhöhe von acht Metern zu reduzieren“, sagt Klein.

Danach hatte sich die CDU-Stadträtin und Vertreterin im ZHK, Helga Vetter, in der Sitzung des Umwelt- und Technikausschusses Anfang November erneut angeregt. Dort wurde zum einen die Jahresrechnung 2011 des ZHK vorgestellt. Zum anderen beauftragten die Stuttgarter Räte ihre ZHK-Vertreter, in der Verbandsversammlung am 20. November der Jahresrechnung zuzustimmen. 636 000 Euro hat der Verband gegenüber den veranschlagten 2,1 Millionen Euro eingespart. „Dazu kam es vor allem, weil das Becken am Erbgraben günstiger war, als geplant“, sagt Klein.

FDP-Fraktionen möchten sich mit Becken nicht zufrieden geben

Helga Vetter fand lobende Worte für die Jahresrechnung 2011. Das eingesparte Geld könnte gegebenenfalls für weitere Flächen für das Hochwasserrückhaltebecken in Plieningen verwendet werden. „Wenn das Wasser mehr Platz hat, müsste der Damm nicht so hoch sein“, so Vetter.

Die FDP-Fraktionen des Plieninger und Birkacher Bezirksbeirats möchten sich mit dem Becken, wie es geplant ist, nicht zufrieden geben. In einem gemeinsamen Antrag baten sie in der vergangenen Bezirksbeiratssitzung die Stadtverwaltung um Aufklärung, ob es Alternativen zu dem Becken gebe. Denn die Bürger seien besorgt über den weiteren Eingriff in die Landschaft.

Ein großes Stück weiter ist der Zweckverband unterdessen mit der Planung des Hochwasserrückhaltebeckens am Klärwerk Möhringen unterhalb des Körschtalviadukts. „Wir haben mit den Planern die nächsten Schritte eingeleitet“, berichtet Klein. Bereits Anfang dieses Jahres hatte er im Umwelt- und Technikausschuss der Stadt erste Pläne vorgestellt. Ein mehr als 100 Meter langer Damm soll das Klärwerk künftig vor Hochwasser schützen. Er soll zwischen dem Klärwerk und der Körsch parallel zum Fluss verlaufen. An den Enden wird der Wall auslaufen, so dass er sich in die Landschaft zu integrieren scheint.

2014 soll mit dem Bau begonnen werden

Wenn der Zulauf zur Körsch wegen starker Regenfälle über 25 Kubikmeter pro Sekunde steigt, wird das Wasser gestaut. Das kann Statistiken zufolge alle fünf Jahre passieren. Alle einhundert Jahre staut sich das Wasser zu einem 42 000 Kubikmeter großen See, so die Statistik. „Wir befinden uns derzeit in Abstimmung mit der Deutschen Bahn“, erzählt Klein. „Denn unter unserem Klärwerk wird der Fildertunnel verlaufen.“ Wenn alles nach Plan läuft, soll 2014 mit dem Bau begonnen werden. „In Betrieb würde das Becken 2016 gehen“, sagt Klein. Schon jetzt sind die für das Rückhaltebecken erforderlichen Flächen weitgehend in städtischer Hand. An dritter Stelle, also nach den Becken in Möhringen und Plieningen, steht das Rückhaltebecken am Möhringer Sindelbach. Dessen Staufläche wird sich auf 1,7 Hektar belaufen, der Damm wird 3,5 Meter hoch sein.

Die Bedeutung der Hochwasserschutzmaßnahmen hat längst auch das Land erkannt. Der Fördersatz beträgt 65 Prozent. Damit die Fördermittel auch in Zukunft in voller Höhe abgerufen werden können, haben die am ZHK beteiligten Kommunen beschlossen, die Kapitalumlage von 2014 an zu erhöhen. Dies hat zur Folge, dass die Projekte in den kommenden zehn Jahren realisiert werden können.

Am Dienstag, 20. November, findet im Rathaus Ruit die öffentliche Verbandsversammlung statt. Beginn ist um 18 Uhr.