Die Feuerbacher Narren ließen sich vom Schneetreiben nicht davon abhalten, zuerst den Wilhelm-Geiger-Platz und später das Bezirksrathaus in Beschlag zu nehmen. Foto: Ströbele

In den Bezirksämtern in Feuerbach und Weilimdorf haben die Narrenzünfte die Macht an sich gerissen.

Stuttgarter Norden - Seit Donnerstag sind die beiden Rathäuser in Feuerbach und Weilimdorf fest in Narrenhand. Die Jecken ließen sich beim Sturm auf die Amtssitze der Bezirksvorsteherinnen Andrea Klöber und Ulrike Zich auch nicht vom einsetzenden Schneetreiben und der eisigen Kälte von ihrem Vorhaben abbringen.

Mit Pauken und Trompeten blies die First Guggenband auf dem Wilhelm-Geiger-Platz zum Angriff auf das Feuerbacher Bezirksrathaus. Rund um den Biberbrunnen feierten Bock, Waschweiber, Schaffle und Wolfskehlen der ortsansässigen Narrenzunft gemeinsam mit etwa 100 Fasnetsfreunden die Belagerung des mehr als 100 Jahre alten Verwaltungsgebäudes.

Schunkel- und Polonaise-Attacken

Andrea Klöber hatte sich im ersten Stock des Rathauses verbarrikadiert und wehrte sich nach Kräften gegen die verbale Offensive der Narren sowie die Schunkel- und Polonaise-Attacken, gab aber nach rund 40 Minuten auf. Die Bezirksvorsteherin seilte daraufhin den Schlüssel fürs Rathaus ab, der feierlich vom Anführer der Narrenzunft, dem Bock, in Empfang genommen wurde.

Während sich die Jecken dann siegestrunken in Bewegung setzten, um das Rathaus in Beschlag zu nehmen, startete Andrea Klöber mit einigen Kollegen und Mitarbeitern ihren Trauermarsch über den Wilhelm-Geiger-Platz. Mit dem Stadtkässle unterm Arm, den Amtsschimmel zu Grabe tragend, waren die Tränen allerdings schnell getrocknet. Die Bezirksvorsteherin ließ sich umgehend von der guten Stimmung anstecken. Nach einigen gereimten Versen der Narren, die sich über manch fragwürdige Entwicklung im Stadtbezirk ausließen, schwang die entmachtete Andrea Klöber gemeinsam mit der wilden Faschingshorde das Tanzbein zu den schrägen Tönen der Guggenband.

Hörnleshasa treten im Rudel auf

Wenige Kilometer weiter ereilte die Weilimdorfer Bezirksvorsteherin ein ähnliches Schicksal. Standhaft versuchte auch sie, sich der Machtübernahme der Hörnleshasa zu erwehren. „Ihr wollt einen Wechsel? Da muss ich leider sagen: Ich fürchte, ihr habt den Wechsel verschlafen“, rief Ulrike Zich dem Hasenrudel entgegen. „Bis zum September ist es des Wechsels genug, wir warten mal, was sich zur Bundestagswahl tut.“ Und ehe sich die Narren zu Wort melden konnten, stimmten die als Mafiosi verkleideten Rathausmitarbeiterinnen lautstark einen „Kriminal-Tango“ an.

Um die Hasen gefügig zu machen, regnete es alsbald Bonbons und Möhren. Doch die felligen Narren ließen sich nicht so leicht abspeisen. Stattdessen kamen sie auf ganz närrische Ideen, wie Probleme im Bezirk zu lösen wären. Die stromfressenden Nachtspeicheröfen im Gewerbegebiet könnten doch zum Beispiel ganz einfach ersetzt werden: „Frau Zich, Sie ziehen mit ihren Mitarbeiterinnen um ins Fitnessstudio im Gewerbegebiet und werden auf ein Ergometer gesetzt. Sie strampeln und erzeugen somit kostenlosen Strom.“

Ein Möhrenbeet am Löwen-Markt

Noch wichtiger war den Hörnleshasa aber, dass der Löwenplatz endlich verschönert wird. Geplant sei das schon lange, aber es passiere ja nichts, beschwerte sich ein Hasensprecher, und hatte die Lösung auch gleich parat: „Jetzt nehmen wir das in die Hand!“ Gesagt, getan. Wenige Minuten später war ein kleines Beet aufgebaut, in das die Bezirksvorsteherin wie ihr geheißen Möhren einpflanzte.