Leinen los: Das „Torture Ship“ auf dem Bodensee ist zum 22. Mal Anlaufstelle der BDSM-Szene. Foto: dpa

Hunderte Menschen werden am Samstagabend (23. Juni) auf dem „Torture Ship“ am Bodensee feiern. Zum 22. Mal steigt das BDSM-Tanzschiff in See – mit zahlreichen Fans aus der weltweiten Fetisch- oder Swinger-Szene.

Konstanz/Friedrichshafen - Wer auf Lack und Leder steht, kommt am 23. Juni und 24. Juni auf dem Bodensee auf seine Kosten. Zum 22. Mal wird das „Torture Ship“ – diesmal ist es die MS München der Bodensee-Schifffahrtsbetriebe – zwischen Friedrichshafen und Konstanz pendeln. Die Veranstalter rühmen sich, die weltweit größte SM- und Fetischparty auf einem fahrenden Binnenschiff zu organisieren. Nach Angaben von Veranstalter Thomas Siegmund kommen die Teilnehmer aus der ganzen Welt.

Bei der Genehmigung lief alles glatt

Schwierigkeiten bei der Genehmigung der von DJs, BDSM-/Fetisch-Ausstellern und Sado-Maso-Fans begleiteten Bootsveranstaltung habe es nicht gegeben, so Siegmund.

Seitdem die Richtlinien aufgrund behördlicher Anordnungen geändert wurden, gibt es seit 2015 auf dem „Torture Ship“ weder ein Swingerschiff noch einen „Darkroom“ oder sonstige „gesonderte Einrichtungen für sexuelle Handlungen“.

Fahrplan der MS München

In Friedrichshafen legt die MS München am 23. Juni um 19 Uhr an, um 19.45 Uhr sticht sie Richtung Konstanz in den Bodensee. Dort ankert sie von 20.50 Uhr bis 21.30 Uhr. Bis 5.30 verkehrt sie dann zwischen den zwei Städten mit Endstation Konstanz.

BDSM und Fetisch

Das Kürzel BDSM steht für „Bondage & Discipline, Dominance & Submission, Sadism & Masochism“. Der Begriff meint sexuelle Verhaltensweisen und Vorlieben, die teils mit Schmerzen, Dominanz, Bestrafung und Unterwerfung einhergehen.

Ursprünglich stammt der Begriff Fetisch nicht aus der Psychologie oder Sexualwissenschaft, sondern aus der Ethnologie (Völkerkunde). Im 15. Jahrhundert brachten portugiesische Seefahrer von ihren Reisen nach Westafrika seltsam geschnitzte Tier- und Menschenfiguren mit. Da die Eingeborenen diesen Artefakten eine magische Wirkung zuschrieben, wurden sie von ihnen „Fetiço“ genannt – portugiesisch für „Zauber“. Daraus wurde im 18. und 19. Jahrhundert der Begriff Fetisch.

Spielart sexuellen Verhaltens

Mit dem religiösen Fetischismus von Naturvölkern und animistischen Gesellschaften, die mit übernatürlichen Kräften aufgeladene Gegenstände verehren, hat der moderne sexuelle Fetischismus nichts zu tun. Auf der Internet-Seite der Jugendzeitschrift „Bravo“ klärt das „Dr. Sommer-Team“ seine Leser über dieses besondere Spielart sexuellen Verhaltens auf:

„Sexuelle Fetische sind oftmals zum Beispiel bestimmte Gegenstände, die zur sexuellen Erregung beitragen. Das können zum Beispiel Unterwäsche, bestimmte Schuhe, eine Maske, Seidenstrümpfe oder Fesseln sein. Es gibt aber auch bestimmte Materialien, wie Lack, Leder oder Samt, die beliebte Fetische sind, weil sie sich besonders anfühlen. Einige Fetischisten fahren auch total auf bestimmte Körperteile ab, wie zum Beispiel Füße oder Brüste.“