Festo stellte 2018 den Bionicworkplace vor. Der bionische Roboterarm arbeitet mit weiteren Robotern und Assistenzsystemen zusammen. Foto:  

Künstliche Intelligenz gilt als Schlüsseltechnologie. Roboter könnten unbequeme Jobs übernehmen. Das Esslinger Unternehmen Festo und die Universität Tübingen wollen in dem Bereich verstärkt zusammenarbeiten.

Esslingen - Filme zeichnen Horrorszenarien: hochintelligente Roboter, die die Herrschaft an sich reißen und die Menschen unterjochen. Von solchen Hollywood-Fantasien ist die Esslinger Firma Festo weit entfernt. Das Unternehmen sieht den positiven Nutzen von Künstlicher Intelligenz (KI). Kollaborative Roboter könnten voneinander lernen und den Menschen bei sich wiederholenden und ermüdenden Aufgaben unterstützen, wird im Pressetext mitgeteilt. Darum arbeitet Festo künftig mit der Universität Tübingen zusammen und baut im Rahmen der „Industry on Campus“-Kooperation ein KI-Labor an der Uni auf.

 

Breites Einsatzfeld für KI

Der Einsatzbereich ist groß. Autonome Systeme, die Aufgaben selbstständig lösen und sich selbst immer neuen Herausforderungen anpassen können, sind laut Festo vielseitig verwendbar. In Transportsystemen innerhalb eines Werks, flexiblen Produktionsanlagen oder der Qualitätskontrolle können sie zum Einsatz kommen: „Das Potenzial für KI-basierte Anwendungen, um die Gesamtanlageneffektivität in der Produktion zu erhöhen, ist enorm“, erklärt Festo. Daher übt das Unternehmen der Steuerungs- und Automatisierungstechnik mit seinen weltweit etwa 20 000 Mitarbeitern in dieser Schlüsseltechnologie den Schulterschluss mit Tübingen.

Feedback für den Roboter

An der Universität wird ein KI-Labor für den Forschungsschwerpunkt „Autonome Systeme“ aufgebaut. Zur Erledigung dieser Aufgabe wird nach Angaben von Festo der promovierte KI-Experte Shahram Eivazi für fünf Jahre an die Uni Tübingen abgestellt. Der Fachmann wird dort eine Arbeitsgruppe aufbauen. Zum Aufgabenbereich dieses Teams gehören das Erforschen des selbstständigen Erlernens komplexer Aufgaben und die enge Zusammenarbeit mit der Arbeitsgruppe „Human-Computer Interaction“ von Professor Enkelejda Kasneci. Der Schwerpunkt liegt zunächst auf „Deep Reinforcement Learning für Robotik“, heißt es in dem Pressetext: „Deep Reinforcement Learning kombiniert neuronale Netze mit dem Lernen durch Bestärken. Der Roboter versucht, durch Ausprobieren (Trial-and-Error) ein vorgegebenes Ziel zu erreichen.“ Mit Hilfe der Rückmeldungen verbessert die Maschine nach und nach ihre Aktionen, bis sie die Aufgabe erfolgreich gelöst hat. Weitere Arbeitsfelder im Bereich Künstliche Intelligenz sind Meta Learning, Edge AI, Auto-Machine-Learning-Ansätze, verteiltes Lernen und generative Modelle. Diese Einzelaspekte werden anwendungsorientiert untersucht. Der Praxisbezug ist durch die enge Zusammenarbeit zwischen Unternehmen und Universität gegeben: „Die Ergebnisse fließen kontinuierlich in bestehende und neue KI-Anwendungen von Festo ein.“ Die Kooperation im Bereich der Künstlichen Intelligenz wurde auch durch einen Vertragsabschluss besiegelt.

Praxis trifft Hochschule

Das Programm „Industry on Campus“ sieht Partnerschaften zwischen der Universität Tübingen sowie Industrie und Wirtschaft vor. Durch diese Kooperation der Forschung mit der Praxis können externe Experten in die Forschung und Lehre an der Hochschule miteingebunden werden. „Gemeinsam mit Grundlagenforschern der Universität untersuchen Industry-on-Campus-Professuren grundlegende Fragestellungen im Vorfeld industrieller Anwendung“, erklärt Festo.

Mehr unter https://www.festo.com.de.