Bei Anruf Betrug – doch nicht immer lassen sich Senioren abzocken. Foto: picture alliance/dpa/Sebastian Gollnow

Wenn Anrufbetrüger ihre arglosen Opfer abzocken, sind die Täter meist über alle Berge und hohe Geldbeträge in die Hände der Kriminellen gewandert. Doch manchmal läuft es anders.

Insgesamt 24 000 Euro sind nun doch keine Beute von Kriminellen geworden, außerdem drei Kuriere der falschen Polizisten vor dem Haftrichter – es gibt auch kleine Erfolgsmeldungen beim Massenbetrugsdelikt der Anrufbetrüger. All das spielte sich am Dienstag in den nördlichen Stadtbezirken Stuttgarts ab, wo zwei ältere Bewohner ins Visier der Masche der falschen Polizeibeamten am Telefon geraten waren.

Im ersten Fall war es in Zuffenhausen eine aufmerksame Bankmitarbeiterin, die es verwunderte, dass eine 87 Jahre alte Kundin unüblicherweise mehrere Tausend Euro von ihrem Konto abhob. Als sie dann zur nächsten Abhebung erschien, sprach die Mitarbeiterin die Seniorin an – und gemeinsam wandten sich die Frauen an die echte Polizei. Das erwies sich als goldrichtig. Die Beamten stellten fest, dass eine weitere Geldübergabe unmittelbar geplant war und nahmen eine heiße Spur in der Mönchsbergstraße auf. Zwei junge Männer wollten dort die von Hintermännern telefonisch vereinbarten 4000 Euro abholen.

Die Polizei griff allerdings vorher zu. Gegen 13 Uhr klickten die Handschellen. Bei den Kurieren handelte es sich beileibe um keine echten Polizisten, sondern um einen 16-Jährigen und einen 18-Jährigen mit ungarischem beziehungsweise deutschem Pass. Sie haben in der Region ihre Wohnsitze, über ihre polizeilichen Vorerfahrungen gibt es auch auf Nachfrage keine Angaben.

Und dann ruft ein Opfer bei der Polizei an

Nur wenige Zeit nach dem Festnahmeerfolg meldete sich ein 65-Jähriger aus dem Stadtbezirk Feuerbach bei der Polizei. Anrufer hatten ihm vorgegaukelt, dass er 20 000 Euro an die Ermittlungsbehörde übergeben müsse. Der Mann kannte indes die Maschen vom Schockanruf und angeblich verschuldeten tödlichen Unfällen von Angehörigen oder die Mär von Einbrecherbanden im Anmarsch. Der 65-Jährige weihte die echte Polizei ein – und die legte sich in der Odenwaldstraße auf die Lauer. Dort ging dann ein 27-jähriger bulgarischer Herkunft ins Netz.

Ob die drei Kuriere für dieselben Hintermänner arbeiten oder nur zufälligerweise zu ähnlichen Zeiten in den nördlichen Stadtbezirken unterwegs waren – das wird nun von der Kripo zu ermitteln versucht. „Wenn an einem Tag gleich mehrere Taten auffliegen, ist ein Zusammenhang natürlich denkbar“, sagt Polizeisprecher Fabian Grauer, „aber das ist noch völlig offen.“ Die Staatsanwaltschaft beantragte Haftbefehl wegen Betrugs und schickte die Beschuldigten am Mittwoch vor den zuständigen Haftrichter.