Der Dirigent Frieder Bernius feiert in diesem Jahr seinen 65. Geburtstag. Foto: Promo

Frieder Bernius stellt sein Festival Stuttgart Barock vor – Auftakt mit Danzis Oper „Der Berggeist“.

Seit Januar ist Frieder Bernius in Stuttgart der dienstälteste Leiter einer musikalischen Institution. Darauf ist der Dirigent, der in diesem Jahr seinen 65. Geburtstag feiert, so stolz, dass er die Feststellung vorausschickt, noch bevor er das Programm seines Festivals Stuttgart Barock vorstellt.

Tatsächlich kann man gemeinsam mit Bernius stolz darauf sein, dass die historisch informierte Aufführungspraxis, für die der Leiter des Stuttgarter Kammerchores immer gestanden hat, mit den Jahren auch in der baden-württembergischen Landeshauptstadt eine feste Größe geworden ist. Sie wird auch die vier musikalischen Festtage prägen, die an diesem Donnerstag (als bereits 20. Stuttgarter Festival Alter Musik) beginnen – neben der „Neugier auf neue Partituren“, die laut Bernius „typisch ist für alle Musiker, die bei uns auftreten“.

„Ein idealer Musiker unserer Zeit“

Für lockere Verbindungen zwischen den Konzerten sorgt ansonsten das Motto des Festivals: Die „Mysterien“ reichen von Franz Danzis konzertant dargebotener romantischer Oper „Der Berggeist“ bis hin zu Bibers Rosenkranzsonaten und zu Mariengesängen. Frieder Bernius wird sich dabei der Oper des 1763 in Schwetzingen geborenen Komponisten annehmen, den man ansonsten vor allem mit gefälligen Bläserquintetten verbindet: „Der Berggeist“ wurde für den Karlsruher Hof geschrieben und entstand 1813, also in der hochinteressanten Übergangszeit zwischen Klassik und Romantik.

Schon mit den Ausgrabungen von Werken Zumsteegs und Knechts hat sich Bernius gleichsam auf seine neueste Ausgrabung hingearbeitet. „Danzi“, sagt Bernius, „fußt vor allem in der Mannheimer und Münchner Tradition, und es ist spannend, bei ihm den Anteil herauszufinden, der in die Zukunft vorausweist.“ Verbindungen zwischen Danzis Singspiel (dem Bernd Schmitt neue Zwischentexte schrieb) und dem „Freischütz“ des mit Danzi befreundeten Carl Maria von Weber hat Bernius in reicher Zahl gefunden, und vor allem in der Instrumentierung der Oper entdeckte er etliches, das weit über die Klassik hinaus weist.

Mit Blick auf die weiteren Veranstaltungen des Festivals Stuttgart Barock begeistert sich Frieder Bernius vor allem für den Geiger Daniel Sepec: Dieser sei „ein idealer Musiker unserer Zeit, der jeden Stil angemessen darstellen kann“. Und mit Blick auf den bevorstehenden Stabwechsel bei der Internationalen Bachakademie verkündet der Bachpreisträger der Stadt Leipzig von 2009, mit seinen Ensembles in Zukunft „populärer werden“ und „noch stärker an Bach herangehen“ zu wollen. Den Schatten Hans-Christoph Rademanns spürt Frieder Bernius offenbar schon jetzt. Wie könnte es auch anders sein: Bei der Suche nach guten Sängern sind beide Dirigenten in denselben Jagdgründen unterwegs. Ob die Konkurrenz das Geschäft belebt, lässt sich noch nicht sagen; dass sie die Stadt beleben wird, steht außer Frage.

Oper konzertant: Franz Danzi, „Der Berggeist“. Kammerchor und Hofkapelle Stuttgart, Frieder Bernius. Do, 19. 4., und Fr, 20. 4., 20 Uhr, Musikhochschule. Biber, Rosenkranzsonaten. Daniel Sepec, Hille Perl, Lee Santana, Michael Behringer. Sa, 21. 4., 18 Uhr, Musikhochschule. Mariengesänge von Desprez und Senfl. Ensemble Alamire. Sa, 21. 4., 22 Uhr, Leonhardskirche. Schubert, Oktett. Ensemble Prisma, So, 22. 4., 11 Uhr, Musikhochschule. Charpentier, Kantaten. La Chapelle Rhénane. So, 22. 4., 16 Uhr, Musikhochschule. Zusätzlich Vorträge und Führungen. Informationen und Karten: 07 11 / 23 93 90 und unter www.reservix.de.