Flavia Coelho beim Sommerfestival der Kulturen auf dem Marktplatz in Stuttgart. Klicken Sie sich durch unsere Bildergalerie. Foto: Leif Piechowski

Positive Bilanz für das Sommerfestival der Kulturen: Veranstalter nennen gutes Wetter und die Berichterstattung der StN als Gründe für Zuspruch.

Stuttgart - Rolf Graser huscht ein Lächeln übers Gesicht. Es ist geschafft. Es ist Sonntagabend, 17 Uhr. Gerade ist die letzte Tanzgruppe, die kroatische Kulturgemeinschaft, beim Festival der Kulturen von der Bühne gegangen. „Wir sind genau im Zeitplan“, sagt der Geschäftsführer des Forums der Kulturen.

Den ganzen Tag hat er einen Verein nach dem anderen vorgestellt. Etwa 40 Vereine haben, von elf Uhr morgens an, Tänze und Lieder aufgeführt. Doch das war nur der Endspurt einer langen Woche und einer noch längeren Vorbereitungsphase. Sechs Tage lang hatten die Kulturvereine den Marktplatz zum Mikrokosmos von Stuttgarts internationaler Vielfalt gemacht. Graser sieht müde, aber auch glücklich aus. „Ich bin sehr zufrieden mit diesem Festival“, sagt er. „Wir haben mit etwa 85 000 Besuchern einen neuen Rekord aufgestellt“.

Rolf Graser und seine ehrenamtlichen Helfer haben immer wieder versucht, die Zahl der Besucher zu überschlagen. „Alle waren sich einig, dass in zehn Jahren noch nie so viele Menschen auf dem Festival der Kulturen gewesen sind“, sagt er.

Auch Sami Aras, der Vorsitzende des Forums der Kulturen bestätigt das. Den Grund dafür sieht er im guten Wetter und der Berichterstattung durch die Stuttgarter Nachrichten. „Die Präsenz in den Medien hat sicher noch einmal einige Besucher mehr auf das Festival gelockt“, sagt Aras.

Kompromiss mit Marktbeschickern erwünscht

Wolfgang Knappe, der Vorsitzende des Fördervereins „Freunde des Forums der Kulturen“ zieht ebenfalls eine positive Bilanz. Das Einzige, was er sich wünscht, ist dass bald ein Kompromiss mit den Beschickern des Markts getroffen wird, damit die Stände beim Kulturenfestival für den Wochenmarkt künftig nur noch einmal, statt wie in diesem Jahr zweimal, abgebaut werden müssen. Der Ingenieur hat sich für das Festival der Kulturen extra eine Woche Urlaub genommen und war oft bis um drei Uhr in der Nacht beschäftigt. Trotzdem bereut er den Einsatz nicht. „Im Berufsleben bin ich vor allem mit technischen Dingen beschäftigt. Da fehlt mir die menschliche Komponente, das hole ich hier nach“, sagt er. Insgesamt waren etwa 150 freiwillige Helder für das Festival der Kulturen im Einsatz. Unermüdlich haben sie auf- und abgebaut, am Info-Stand Auskünfte gegeben und Getränke ausgeschenkt. Auch am letzten Abend ist der Marktplatz wieder voller Besucher. Lars Becker von der Stuttgart Connection, einem Verein der freiwillige Helfer für soziale Projekte in der Landeshauptstadt mobilisiert, hat an diesem Abend einen ganzen Yoga-Verein an die Zapfanlagen geholt. „Der Ansturm kann kommen, sagt Birgit Hortig von Yoga-Süd. Uns bringt so schnell nichts aus der Ruhe.“

Aus den Einnahmen beim Getränkeverkauf sollen die Unkosten gedeckt werden, die durch die Großveranstaltung anfallen. „Wir haben in den letzten Jahren immer draufgelegt“, sagt Forum der Kulturen-Geschäftsführer Graser: „In diesem Jahr sind wir aber hoffnungsvoll, dass das Minus sehr gering ausfallen wird“.

Die Einnahmen der Essensstände gehen direkt an die einzelnen Kulturvereine. Auch für sie hat sich der Einsatz gelohnt. „Wir waren die ganze Woche hier und immer standen die Leute Schlange vor unserem Stand“, sagt Samer Yacoub vom Fußballverein SKV Palästina Al-Quds Stuttgart. Der 37-jährige Chemielaborant ist in Deutschland geboren und kann sein Schwäbich nicht unterdrücken. „Wir hatten hier sehr freundlichen Kontakt mit den anderen Vereinen und den Besuchern.“ Und ein wenig stolz erzählt er weiter: „Wir hatten sogar israelische Touristen, die zu uns an den Stand gekommen sind, das hat uns sehr gefreut.“

Ein Punkt über den Rolf Graser besonders glücklich ist. „Es gab während des ganzen Festivals niemals Spannungen zwischen einzelnen Gruppen, egal wie die politische Großwetterlage gerade aussieht.“