Eine Rose zum Muttertag werden einige Fellbacher Seniorinnen zumindest bekommen – zwar nicht von ihren Angehörigen, aber von der Heimleitung.Foto: Patricia Sigerist Foto:  

In den Fellbacher Seniorenheimen wird es am Muttertag Musik, Blumen und auch Besuche von Angehörigen geben – die Gäste müssen allerdings am Gartenzaun oder hinter schützendem Plexiglas bleiben.

Fellbach - Am Sonntag ist Muttertag, so steht es im Kalender, und daran ändert auch Corona nichts, Verschieben geht nicht. Doch dieses Jahr ist alles anders – ganz besonders für Mütter, die im Seniorenheim leben. Die Türen dort sind für Angehörige seit Wochen verschlossen, Kontakte in der Regel nur über Balkone oder über den Gartenzaun So zumindest handhaben die Fellbacher Seniorenheime die Vorschriften im Rahmen der Corona-Pandemie. Auch am Muttertag. Seit dieser Woche sind kleine Lockerungen erlaubt.

Im Haus am Kappelberg denkt man ebenfalls über ein „Besucherhäusle“ nach

Im Philipp Paulus-Heim in der Pfarrstraße hat man schnell reagiert, dort wird ein Besucherraum eingerichtet und mit einer schützenden Plexiglas-Scheibe ausgestattet, voraussichtlich im Untergeschoss. „Den vorgesehenen Raum können sowohl Heimbewohner gut erreichen als auch die Besucher, sie benutzten unseren Zugang in der Wagnerstraße“, erläutert Heimleiter Hansjörg Knauß.

Im Haus am Kappelberg denkt man ebenfalls über ein „Besucherhäusle“ nach, in dem sich Angehörige und Bewohner, getrennt durch eine Plexiglas-Scheibe, zumindest wieder in die Augen schauen, wenn auch nicht in die Arme nehmen können. Heimleiterin Milanka Rohr steht zudem vor der Herausforderung, dass aktuell drei Bewohner positiv getestet sind und sich zwei mit dem Virus infizierte Mitarbeiter in Quarantäne befinden. Weitere Fälle? „Am Freitag gibt es einen zweiten Abstrich, dann wird man sehen“, sagt sie. Entwarnung ist also noch nicht gegeben. Im Philipp Paulus-Heim und im Seniorenzentrum in in Schmiden gab es noch keine Corona-Fälle.

Im Haus am Kappelberg gibt es ebenfalls Rosen, allerdings nicht zum ersten Mal

Blickkontakt ja, Körperkontakt nein. Das ist in den Fellbacher Seniorenheimen die Devise für den Muttertag 2020. In der Tournonstraße hat Andreas Martin deshalb angeordnet, dass sich Besucher anmelden können und vom Personal zu den Bewohnern geführt werden. Die Begegnung findet „hinter einer Scheibe statt, mit Mundschutz und ohne Berührung“. In den letzten Wochen sei für die 74 Bewohner auch der Garten „ideal gewesen“ für Begegnungen über den Zaun. Dennoch gibt es am Sonntag etwas Neues, Andreas Martin hat zum ersten Mal Rosen für alle Bewohnerinnen bestellt. „Die werden wir überreichen“. Im Haus am Kappelberg gibt es ebenfalls Rosen, allerdings nicht zum ersten Mal. „Ich habe diesen Brauch gerne übernommen“, sagt Milanka Rohr. Sie plant am Sonntag mit der Musikschule ein Konzert für die Bewohner und hofft auf gutes Wetter, damit es im Freien stattfinden und vom Balkon aus verfolgt werden kann. Den Prototyp fürs „Besucherhäusle“ hat sie sich unter der Woche angeschaut, mit der Lieferung bis Muttertag klappt es aber nicht mehr. Ist es da, sollen nach Terminabsprache Einzeltreffen von 20 Minuten für Bewohner möglich sein.

Da seit Montag die Ausgangsregelungen gelockert wurden, dürften Heimbewohner das Haus wieder verlassen

Im Philipp Paulus-Heim dürfen sich die 61 Heimbewohner am Sonntag ebenfalls auf etwas Besonderes freuen, ein Muttertags-Ständchen, gespielt von Lehrkräften der Musikschule. Da seit Montag die Ausgangsregelungen gelockert wurden, dürften Heimbewohner das Haus wieder verlassen und beispielsweise in die Stadt gehen. „Aber wir wissen noch nicht, wie wir mit ihnen nach der Rückkehr verfahren“, sagt Heimleiter Hansjörg Knauß. Eigentlich müssten sie 14 Tagen die Mahlzeiten auf ihrem Zimmer einnehmen, allein und nicht in Gemeinschaft im Speisesaal“, überlegt Knauß, der noch an einer Lösung tüftelt. „Den vorgeschriebenen Mundschutz können sie ja beim Essen nicht tragen“, sagt er. Knauß ist nicht wirklich glücklich über die Situation. Nicht nur die Bewohner vermissen die Besuche ihrer Angehörigen und Freunde, auch die Angehörigen leiden darunter, ihre betagten Familienmitglieder seit Wochen nicht in den Arm nehmen zu können. Das Virus sorgt mitunter für Vereinsamung – am Muttertag ist das besonders schwer zu ertragen.