Eine Vision, die in manchen Orten wahr geworden ist: Kostenloses Internet-Surfen in der Stadt dank öffentlichem Wlan. Foto: Patricia Sigerist

Am Sinn eines öffentlichen kostenlosen Wlans zweifelt die Stadtverwaltung Fellbach, weil im Mobilfunk Smartphones mit Flatrate-Tarifen schon sehr weit verbreitet sind.

Fellbach - Bürger sehen in der Mittagspause auf einer Parkbank kostenlos ihre E-Mails durch, Geschäftsleute und Touristen informieren sich im Internet. Schüler und Studenten wählen sich zum Nulltarif für ein paar Minuten Zeitvertreib oder für Studien ein – all das ist mit einem öffentlichen Wlan möglich, ohne eine teure monatliche Mobilfunk-Flatrate zu bestellen. Die Stadt Pforzheim ist mit diesem Angebot vorgeprescht. Auch Heidenheim und Böblingen bieten Bürgern in der Innenstadt ein kostenloses Wlan, über das sie sich mit ihrem Notebook, ihrem Smartphone oder ihrem Tablet ins Internet einwählen können.

Und im sonst so ambitionierten Fellbach? Dessen Stadtverwaltung ist dabei, das Wlan-Netz stufenweise auszubauen, wie der Leiter des Presseamts, Arnold Marhoffer sagt. „Erster Schritt ist dabei die Zurverfügungstellung für den internen Bedarf.“ Im Rahmen des Projekts „Papierlose Gremienarbeit“ sollen die Sitzungssäle und Fraktionszimmer im Rathaus mit einem Wlan-Zugang ausgestattet werden. Da das Rathaus darüber hinaus für viele kulturelle und kommerzielle Veranstaltungen genutzt wird, dürfte der Wlan-Zugang künftig auch für deren Besucher interessant sein, hofft der Stadtsprecher. Parallel zu den öffentlichen Wlan-Zugängen wird die Stadt Fellbach auch ihre Inhalte im Internet verstärken. Der neue Weinerlebnisweg am Kappelberg oder ein virtueller Stadtspaziergang sollen im Netz erlebbar sein.

Einst an der Spitze der „Versuchskommunen“

Erst als nächsten Schritt geht es für die Stadt darum, Hotspots, also Gebiete mit einer öffentlichen Wlan-Versorgung an bestimmten zentralen Punkten, zum Beispiel am neu zu gestaltenden Bahnhof und an weiteren öffentlichen Plätzen und Gebäuden ins Auge zu fassen. Flächendeckend wird es in der Innenstadt Internet-Einwählpunkte vorerst nicht geben. Ein bisschen ist das wie mit dem gebrannten Kind, welches das Feuer scheut. „Die Stadt Fellbach hatte sich in der Vergangenheit in Sachen öffentlicher Zugang zum Internet (Wlan) mehrfach an die Spitze der Versuchskommunen gestellt“, sagt der Leiter des Presseamts. So wurde schon vor einigen Jahren ein öffentliches Info-Terminal am Cannstatter Platz zu Versuchszwecken installiert – und wegen technischer und Betreiber-Schwierigkeiten wieder abgebaut.

Acht Bereiche mit Wlan wurden schon 2006 im Stadtgebiet Fellbach, so am Rathaus und an der Schwabenlandhalle, am Stadtmuseum und an der Alten Schule in Oeffingen eingerichtet. Doch wurde das Angebot dieser Hotspots kaum angenommen. „Die bisherigen Zugangsmöglichkeiten wurden von der Bevölkerung und den Besuchern der Kappelbergstadt nicht wie eigentlich gewünscht genutzt“, sagt Marhoffer. Sie waren aber auch nur begrenzt kostenfrei. Zum Nulltarif zugänglich waren nur Seiten der Stadt, der Schwabenlandhalle, der SSB und ähnliche für Touristen und Kurzreisende interessante Informationen.

Wer frei im Internet surfen will, muss sich nach wie vor kostenpflichtig eine Karte mit dem Zugangscode, einen so genannten Voucher, besorgen. Noch heute verkauft der i-Punkt der Stadt Fellbach beim Rathaus solche Karten für inzwischen von der Firma „The Cloud“ betriebene Hotspots.

Rahmenbedingungen sind für die Stadt unklar

Wenn sie aber selbst kostenlose öffentliche Netze betreiben will, sieht sich die Stadt zahlreichen Unklarheiten gegenüber: „In diesem Zusammenhang ist die Kosten-Nutzen-Frage zu stellen, sind die Finanzierungsmöglichkeiten zu prüfen“, sagt Marhoffer. Gesucht werden meist Investoren, die das Netz sponsern und so Imagewerbung treiben wollen. „Und das Haftungsrisiko der Stadt für das Surfverhalten der User ist zu klären.“ Denn bisher gilt: Wer ein Wlan zur Verfügung stellt, gilt als Betreiber und mitverantwortlich für das, was Nutzer mit dem Netzzugang anfangen.

Zweifel am Sinn eines öffentlichen Wlan

Arnold Marhoffer streut auch Zweifel am Sinn eines flächendeckenden Wlan: „Heute sind viele mobile Geräte über Mobilfunk an das Internet angebunden und können dank einer Flatrate nahezu unbegrenzt genutzt werden“. Allerdings gilt das nur für Smartphones, nicht für Tablets und mobile Computer, die meist auf Wlan angewiesen sind. Wer solche Geräte mit sich führt, den würde ein kostenloser Netzzugang erfreuen.