In Oeffingen wollten Salafisten hier ein Zentrum errichten. Foto: Patricia Sigerist

Rund um das geplante Salafisten-Zentrum in Fellbach-Oeffingen tauchen immer neue Details auf.

Fellbach-Oeffingen - Oeffingen - Joschka Fischer hat hier einst gewohnt. Und Tim K., der Amokläufer von Winnenden, hat beim örtlichen Tischtennisverein in einem Jugendteam gespielt. In der Vergangenheit hat die Gemeinde Oeffingen bei Fellbach im Rems-Murr-Kreis meist durch Fußball-Weltmeister Sami Khedira Schlagzeilen gemacht. Dieser ist ein Aushängeschild des Ortes. Hat er doch beim TV Oeffingen mit dem Kicken begonnen. Große Aufregung hat all das nur selten verursacht. Anders verhält es sich mit einer Geschichte, die der„Spiegel“ am Samstag veröffentlichte und die in Oeffingen zum Gesprächsthema Nummer eins wurde. Die Überschrift: „Schwäbisches Dorf verhindert Salafisten-Zentrum.“

Das LKA schritt ein, informierte Oberbürgermeister Palm

Wie das Magazin berichtet, sollen drei Gesellschafter der EMC-Immobilien GmbH aus Kuwait im Jahr 2014 im Gewerbegebiet von Oeffingen ein größeres Gebäude direkt neben einem großen Nahversorger für etwa 1,07 Millionen Euro erworben haben. Später meldete sich das Stuttgarter Landeskriminalamt (LKA) bei Oberbürgermeister Christoph Palm und informierte diesen, dass in Oeffingen in jenem Gebäude eines der größten Dawa-Zentren in Deutschland geplant war. Dort hätte religiöse Missionierung, „systematische Indoktrinierung“, wie es der Verfassungsschutz nennt, stattfinden sollen. Offenbar mit involviert: der EMC-Geschäftsführer Safwat T., ein Imam aus Sindelfingen.

Nach Informationen unserer Zeitung kamen die Ermittler zu dem Schluss, dass Safwat T. das Anwesen in Oeffingen für die EMC-Eigner gekauft habe und dass hinter diesen das Religionsministerium von Kuwait stehe. Gegen Safwat T. wurde zeitweise im Zusammenhang mit den Lieferungen militärischer Ausrüstung an salafistische Kampfgruppen in Syrien ermittelt. Er ist als Imam der Sindelfinger Sunnah-Moschee in Erscheinung getreten.

Dass die geplante Nutzung nicht umgesetzt werden konnte, lag offenbar daran, dass der Fellbacher Gemeinderat einschritt, der Bauausschuss geheim tagte und religiöse Versammlungen in einem Teil des Gewerbegebiets nun nicht mehr erlaubt sind. Das Gebäude wurde wieder zum Verkauf angeboten. Wie schnell sich jedoch ein Käufer für das Areal findet, ist derzeit mehr als fraglich. Immerhin steht das Gebäude seit vielen Jahren leer und scheint nicht mehr im besten Zustand zu sein.

Einst befand sich in dem 3300-Quadratmeter-Komplex eine Firma für Kunststofftechnik. Ein Nachmieter hatte sich lange nicht gefunden. Bis Safwat T. auftrat und damit einige Aufregung unter den Fellbacher Lokalpolitikern auslöste. Auf Nachfragen unserer Redaktion bei diversen Gemeinderäten der Stadt Fellbach wurde am Wochenende meist ähnlich geantwortet: „Wir wissen nichts von dem Thema.“ Andere sagten: „Wir dürfen uns zu diesem Thema nicht äußern.“ Safwat T. war für unsere Redaktion am Wochenende nicht zu sprechen.

Gemeinderäte und das LKA schweigen

Das LKA Stuttgart ließ auf Nachfrage lediglich wissen: „Wir können zu diesem Vorgang aktuell keine Stellung nehmen.“