Nicht bei allen kommt in der Weihnachtszeit im Büro Feierstimmung auf. Foto: Imago/STPP

Gemeinsame Feiern vor Weihnachten sollen zu Zusammenhalt beitragen. Eine Expertin erklärt, ob es hilft, wenn Betriebe tief in Tasche greifen – und ob man daheim bleiben sollte, wenn man keinen Bock hat.

Weihnachtsfeiern sind nicht nur für Freibier und Gratisessen gut. Sie sollen ein Wirgefühl im Betrieb stärken und den Mitarbeitenden Wertschätzung für ihre Arbeit vermitteln. Das ist der zumindest der Plan. Doch laut Wirtschaftspsychologin Ulrike Fasbender von der Uni Hohenheim klappt gerade das nicht immer.

Frau Fasbender, was machen Weihnachtsfeiern mit dem Betriebsklima?

Der persönliche Kontakt zu anderen Menschen ist prinzipiell wichtig. Nach der Covid-Zeit, in der viele über die Distanz gearbeitet haben, besteht dort teilweise noch Aufholbedarf. Und eine gute Beziehung zu Arbeitskollegen kann sehr wichtig sein, damit es uns gut geht. Sie kann unser Wohlbefinden und die Arbeitsleistung steigern. Es gibt aber Forschungsarbeiten, bei denen man betrachtet hat, was vor und nach der Weihnachtsfeier passiert – und tatsächlich passiert da nicht allzu viel. Man kann also nicht erwarten, dass der Zusammenhalt im Betrieb aufgrund dieser einen Veranstaltung ansteigt. Und das ist auch nicht überraschend, denn Vertrauen und ein positives Miteinander baut sich über die Zeit auf.

Das heißt, idealerweise müsste man drei-, viermal im Jahr feiern, um das Schritt für Schritt aufzubauen?

So würde ich das nicht sehen. Wenn man Zusammenhalt im Team und andere positive Einstellungen fördern will, dann sollte man dafür sorgen, dass die Arbeitsabläufe und Prozesse positiv gestaltet sind. So eine Feier kann nicht kompensieren, was das Jahr über schiefläuft.

Also die Weihnachtsfeier lieber absagen, wenn es nicht gut läuft im Betrieb?

Ich würde sagen, man sollte zumindest mal abklären, weshalb das Klima so schlecht ist und gewisse Maßnahmen ergreifen. Ansonsten wird die Weihnachtsfeier nicht unbedingt zu einer positiven Veranstaltung.

Ulrike Fasbender Foto: privat

Nehmen wir an, die Feier findet statt. Sollte das Unternehmen mit Luxus-Location und Champagner aufwarten, um Wertschätzung zu signalisieren?

Die Frage ist doch, wie man diese Wertschätzung ausdrückt. Das kann durch tolles Essen oder eine tolle Location sein. Es kann aber auch ein Ausdruck von Wertschätzung sein, wenn der Geschäftsführer einem persönlich die Hand gibt oder man Gespräche mit Personen auf höherer Führungsebene hat.

Wenn man keinen Bock auf die Feier hat – sollte man trotzdem hingehen?

Mitarbeiter sollten erst mal drüber nachdenken, was für sie auf der Weihnachtsfeier positiv sein kann. Vielleicht ist es ja doch schön, bestimmte Kollegen zu treffen? Aber wenn einen diese Gründe nicht überzeugen, dann ist es auch okay, daheim zu bleiben – wem bringt es was, wenn man dort den ganzen Abend rumläuft, ohne Lust drauf zu haben. So trägt man auch zu keinem Wirgefühl bei.

Die Professorin

Werdegang
Ulrike Fasbender ist Professorin für Wirtschafts- und Organisationspsychologie an der Uni Hohenheim. Sie arbeitete unter anderem an der Oxford Brookes University.