Volle Gassen im Herzen Marbachs: Das Holdergassenfest war all die Jahre ein Garant für einen ordentlichen Besucheransturm. Foto: Archiv (avanti)

In seiner bisherigen Form wird das Marbacher Keller-, Hof- und Gartenfest nicht mehr stattfinden. Ziel ist es, in kleinerer Version bei einem anderen Fest unterzuschlüpfen.

Ach, was waren das Zeiten. Als alle zwei Jahre die Marbacher Holdergässler zum Fest einluden. Als tausende Besucher sich durch die Marbacher Vorzeigegassen drängten und die Bewohner Häuser, Keller, Höfe und Gärten öffneten, um die Besucher willkommen zu heißen. Selbstgemachte Leckereien standen auf der Speisekarte, überall etwas anderes. Gehockt wurde in tiefen Gewölbekellern, in süßen Gärtchen oder einfach auf der Gass’. Es wurde getanzt, geplaudert, gefeiert: Zwei Tage lang Ausnahmezustand im Herzen der Marbacher Altstadt, die Besucher kamen teils von weit her.

Aus dem Tritt geraten

Das wird es so künftig nicht mehr geben. Mit Corona war das Holdergassenfest, das seit 2004 alle zwei Jahre Anfang September stattfand, aus dem Tritt geraten. Zuletzt fand es 2018 statt, wegen der Pandemie musste es ausfallen beziehungsweise verschoben werden. Für Herbst 2022 war ein Neustart geplant. Der scheiterte allerdings, da es zu wenige Mitmacher gab, die genügend Speisen bereitstellen konnten. Monate vor dem Fest hatte der Verein bei den Bewohnern der Holdergassen nachgefragt, wer was an Getränken, Essen und Sitzplätzen bereit stellen könnte. Das Ergebnis war mehr als deutlich: Es fehlten circa 40 Prozent Essensangebote wurde damals klar.

Und an dieser Situation hat sich nach wie vor nichts geändert. „Es fehlt die Kapazität, das Holdergassenfest vernünftig auf die Beine zu stellen“, sagt Peter Zell vom Holdergassen-Verein. Manche bisherigen Gastgeber sind inzwischen zu alt, um mitzumachen, andere alte Hasen sind weggezogen. Von denen, die nachkamen, wollten oder konnten nicht genügend teilnehmen.

Allein, in abgespeckter Version geht es aber nicht. Die Macher haben den Anspruch, dass für alle Besucher genügend Essen zur Verfügung steht. Und der Ansturm steigerte sich von Jahr zu Jahr. 2018 wurden etwa 5000 Essen verkauft. „Wir kommen bei den verbliebenen Teilnehmern aber nur auf maximal 3500“, sagt Peter Zell. Hungrig oder unzufrieden sollen die Gäste nicht sein. „Also mussten wir sagen: Wir lassen es.“ So, wie es früher einmal war, wird es das Holdergassenfest also künftig nicht mehr geben. „Das ist bedauerlich, aber diese goldenen Zeiten sind vorbei“, so der Vorsitzende des Vereins, der dennoch weiter bestehen wird. „Es geht einfach nicht mehr.“

Unter das Dach eines anderen Festes schlüpfen

Aber es gibt eine Idee: Nämlich, als Veranstalter in die zweite Reihe zu treten und unter den Schirm eines anderen Marbacher Festes zu schlüpfen. Zum Beispiel unter den des 18.-Jahrhundert-Festes, das 2025 wieder stattfinden soll. Wenn andere Vereine und die Stadt im Boot sind, könnten die verbliebenen Holdergässler wieder ihre Höfe, Gärten und Keller öffnen und Gäste bewirten. Dann allerdings ohne den Druck, mit zu wenigen Gastgebern den kompletten Besucheransturm bewältigen zu müssen.

Wie das Ganze dann genau aussehen wird, muss sich noch zeigen. Nach der nächsten Mitgliederversammlung wollen die Holdergässler jedenfalls auf die Stadt zugehen und schauen, „wie wir aus den verschiedenen Einzelteilen ein Ganzes machen können“, erklärt Zell. „Wir wollen das Fest nicht einfach sterben lassen und suchen nun den Verbund mit anderen.“