Die Rückrufquote bei Autos ist in den USA noch deutlich höher als hierzulande Foto: dpa

Die Rückrufe in der Autoindustrie steigen. Allein im ersten Halbjahr 2015 wurden in Deutschland fast 940 000 Autos in die Werkstätten zurückbeordert – so viel wie nie zuvor.

Tübingen/Stuttgart - Fehlerhafte Teile machen Autos teurer. Schon heute legten die Hersteller zwischen 300 und 500 Euro pro verkauftem Auto zurück, um für etwaige Rückrufe gewappnet zu sein. Diese Zahl dürfte in Zukunft noch steigen. „Das erhöht langfristig den Preis von Autos“, sagt Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer von der Universität Duisburg-Essen.

Komplexere Fahrzeuge durch mehr Elektronik und Fahrerassistenzsysteme, eine steigende Modellvielfalt, sowie der Kostendruck bei den Zulieferern sind die Hauptgründe dafür, dass immer mehr Autos in die Werkstätten zurückbeordert werden.

„Je höher der Kostendruck, umso stärker steigt das Fehler- und Rückrufrisiko“, sagt Dudenhöffer. Hinzu komme, dass heute ein Teil nicht mehr nun einem Modell verbaut werde, sondern in bis zu 80 Prozent der Modelle eines Konzerns. „Ein fehlerhaftes Teil kann zigtausendfache Rückrufe auslösen“, sagt auch Autoexperte Stefan Bratzel. Beide Experten sind sich einig: Je mehr Funktionen ein Auto biete, desto störanfälliger werde es.

Fakt ist, dass die Rückrufquote in den USA noch deutlich höher liegt als hier zu Lande. In den USA wurden allein im letzen Jahr mehr als 63 Millionen Fahrzeuge zurückgerufen, aber nur 16 Millionen Neuwagen verkauft. In Deutschland habe man einen zahnlosen Tiger namens Kraftfahrbundesamt (KBA), in den USA sei das Verbraucherschutzrecht mächtig, sagt Dudenhöffer. Bei großen Rückrufaktionen müssten selbst Vorstandsvorsitzende vor dem Senat Rechenschaft ablegen.

Er plädiert für ein strengeres Produkthaftungsrecht in Europa und Deutschland. Nur wenn die Verbraucher besser geschützt würden, könne verlorenes Vertrauen zurückgewonnen werden.