Noussair Mazraoui wird weiterhin im Trikot der Bayern auflaufen dürfen. (Archivbild) Foto: IMAGO/Revierfoto/IMAGO/Revierfoto

Der FC Bayern verzichtet auf Konsequenzen für Noussair Mazraoui. Gegen Mainz 05 kann er am Samstag jedoch nicht spielen - auch Manuel Neuer muss noch warten.

Thomas Tuchel wirkte entspannt, geradezu gelöst. Das Thema Noussair Mazraoui hatte der FC Bayern am Freitagmorgen noch schnell abgeräumt, der Marokkaner bleibt trotz seiner irritierenden Pro-Palästina-Posts im Kader der Münchner. „Ich bin froh über das klare Statement, das der Klub abgegeben hat“, sagte der Trainer des Rekordmeisters und betonte am Mittag: „Ich stehe zu 100 Prozent hinter diesem Statement.“ Lieber ließ er sich danach über Manuel Neuer aus, dessen Comeback aber noch etwas warten muss.

Kurz vor Tuchels Auftritt hatten die Bayern mitgeteilt, dass Mazraoui keine Konsequenzen zu befürchten habe. Er habe „uns glaubwürdig versichert“, berichtete Vorstandschef Jan-Christian Dreesen, „dass er als friedliebender Mensch Terror und Krieg entschieden ablehnt. Er bedauert es, wenn seine Posts zu Irritationen geführt haben“. Mazraoui hatte auf Instagram unter anderem einen Post geteilt, in dem es hieß, die „unterdrückten Brüder in Palästina“ sollten im Konflikt mit Israel „den Sieg erringen“.

Vertrauen in Wirkung der Kabine

Ausgestanden ist die komplexe Thematik noch nicht, denn: Ersatztorwart Daniel Peretz ist Israeli. Tuchel aber hat „großes Vertrauen in die Wirkung einer Kabine“, die zwar „keine heile Welt“ sei, aber „heilende Wirkung“ habe. Er betonte: „Eine Kabine ist immer ein Ort, an dem man friedlich, freundschaftlich und kameradschaftlich auf ein gemeinsames Ziel hinarbeitet. Es ist gelernt, dass man schwierige Widerstände, kultureller und religiöser Art, gemeinsam überkommt und durchsteht.“

Unabhängig davon, sagte Tuchel, sei es allerdings auch wichtig, Peretz ganz direkt zu unterstützen, „weil er am unmittelbarsten betroffen ist“. Mit Peretz sei „natürlich“ gesprochen worden, aber „nicht nur über den Post“, sondern ganz generell: „Es ist unsere Fürsorgepflicht, mit ihm zu sprechen, wie es ihm geht.“ Zugleich aber müsse darauf geachtet werden, dass man Mazraoui in der „Gemeinschaft“ behalte, „das gehört sich, weil er die Werte von Bayern kennt, die Werte von Bayern respektiert“, sagte Tuchel. 

Die Bayern wiesen in ihrer Mitteilung ein weiteres Mal darauf hin, dass sie den „Angriff der Hamas auf Israel“ verurteilten. Zugleich sei der Verein „der Überzeugung, dass der Fußball seine Kraft des Ausgleichs zwischen den unterschiedlichen Kulturen gerade in den schwierigsten Momenten entfalten sollte“. Mazraoui wird mit den Worten zitiert, er verurteile darüber hinaus „jede Art des Terrorismus und jede Terrororganisation“. 

Neuer noch nicht für Rückkehr bereit

Dass die Sache für Mazraoui glimpflich ausgeht, hatte sich bereits am Donnerstag abgezeichnet: Einen Tag nach dem klärenden Gespräch mit den Verantwortlichen war er bereits zum Training erschienen, er absolvierte allerdings nur eine Laufeinheit. Wegen einer Verletzung, die sich der 25 Jahre alte Rechtsverteidiger beim Länderspiel der Nationalmannschaft Marokkos zugezogen hatte, fällt er vorerst aus, wird also auch nicht am Samstag (18.30 Uhr/Sky) in Mainz spielen.

Für Tuchel ist das ein Problem, er muss angesichts des knapp besetzten Kaders improvisieren. Den Rechtsverteidiger wird Konrad Laimer geben müssen, daneben werden wegen der Verletzung von Dayot Upamecano der gerade erst genesene Mathijs de Ligt und Min-Jae Kim auflaufen. Davor müssen der zuletzt erkrankte Joshua Kimmich ran sowie Leon Goretzka, der von der Nationalmannschaftsreise eine Fußverletzung mit nach Hause brachte.

Im Tor am Samstag sowie am Dienstag (18.45 Uhr/Prime Video) in Istanbul in der Champions-League-Begegnung bei Galatasaray wird Sven Ulreich stehen. Manuel Neuer trainiere zwar „herausragend gut und ist völlig frei, auch in seinem Training“, berichtete Tuchel, was dem 37-Jährigen aber noch fehle seien Einheiten mit den Innenverteidigern. Es gelte daher „trotz aller Euphorie von uns allen und von mir nicht hektisch zu werden und nichts zu überstürzen“.