Pep Guardiola und der FC Bayern München stehen unter Druck Foto: dpa

Trotz sportlicher Glanzleistungen steckt der FC Bayern München vor dem Rückrundenstart in Turbulenzen.

München - Der 2. März könnte für die Fotografen in der Allianz-Arena ein begehrtes Motiv bereithalten. Es wird das erste Heimspiel sein, bei dem es sich Uli Hoeneß nach seiner Haftstrafe wieder auf der Tribüne bequem machen wird. So er denn möchte.

Drei Tage zuvor endet sein Abenteuer in der JVA Stadelheim vorzeitig, der 64-Jährige ist dann ein freier Mann. Was das für seine Zukunft in der Bayern-Familie bedeutet? Nichts Genaues weiß man nicht, sicher ist nur, dass sich die Fans ihren Uli zurückwünschen, und zwar nicht als Greenkeeper. In einer Online-Petition machten sich über 5000 Anhänger für Hoeneß’ Rückkehr in eine verantwortungsvolle Position beim Rekordmeister stark. Nichts weniger hatte Hoeneß ihnen bei seinem letzten öffentlichen Auftritt bei der Mitgliederversammlung 2014 unter lautstarkem Jubel versprochen: „Das war’s noch nicht!“

Allerdings haben sich die Gewichte beim FC Bayern München seither etwas verschoben. Aus dem Spitzenclub mit familiärem Charme ist unter der Regie des Vorstandsvorsitzenden Karl-Heinz Rummenigge eine Fußballfirma geworden, die sich nicht mehr wesentlich von den großen Nummern im europäischen Fußball unterscheidet. Der FC Bayern ist ja längst selbst eine.

Nicht wenige bedauern das an der Säbener Straße. Sie hängen der barocken Hoeneß-Ära nach. Oder besser: Der Zeit, als ihr Herzensclub noch nicht so steril ver-peppt war. Beides hängt ja nicht nur zeitlich zusammen: Hoeneß’ Abgang und die Inthronisierung des so erfolgreichen wie unnahbaren Star-Trainers samt dessen Entourage. Nun kehrt der eine zurück, und der andere geht. Und viele hoffen darauf, dass das bayrische „Mia san mia“ dann auch wieder mit mehr Leben gefüllt wird.

Ein bisschen viel FC Hollywood auf einmal

Vor dem Start in die Rückrunde beim Hamburger SV am Freitag (20.30 Uhr/Sky) geht es einigermaßen unterkühlt zu in München – und das trotz acht Punkten Vorsprung in der Liga und prächtiger Aussichten auf drei Titel. Der letzte Test beim Karlsruher SC ging mit 1:2 verloren, was den Boulevard erste Geschütze auffahren ließ („Trainiert Pep zu lasch fürs Triple?“). Zur Stimmungsaufhellung ebenso wenig beigetragen hat die Demission von Jugendleiter Michael Tarnat und Jugend-Chefscout Jürgen Jung. Den beiden wird vorgeworfen, die Stimmung im Nachwuchsbereich vergiftet zu haben. Und als ob das alles nicht genug wäre, tauchte auch noch der Gehaltszettel von Mehdi Benatia im Internet auf – für alle einsehbar, wie fürstlich (333 000 Euro Grundgehalt im Monat) der Marokkaner entlohnt wird.

Ein bisschen viel FC Hollywood auf einmal. Das viel größere Problem könnte aber die Entzweiung von Pep Guardiola und Karl-Heinz Rummenigge werden. Zwischen den beiden gärt es schon seit längerem. Erfüllt der Katalane seine Mission Triple, ist am Ende alles gut – scheitert er wieder frühzeitig in der Champions League, könnte es eine ziemlich bleierne letzte Zeit für Guardiola in München werden. Das weiß er selbst: „Wenn wir die Champions League nicht gewinnen, sind wir gescheitert.“

Uli Hoeneß wird das alles aus der Distanz beobachten, ehe er sich am 1. Juli zu seiner Zukunft im Club äußern möchte. Gut möglich, dass er antritt, die bayrischen Befindlichkeiten wieder ins Lot zu bringen.