Mit ihren Prunksitzungen begeisterten die Karnevalsgesellschaften Schwarze Husaren und Rosenmontag am Samstagabend ihr Publikum. Dafür investieren sie viel Geld und Mühe.
Stuttgart - Die wirbelnden Beine der Tanzmariechen und Tanzgarden und ein bunter Strauß an Unterhaltung mit der singenden Rosenprinzessin Ariane I. locken am Samstagabend rund 180 begeisterte Gäste zur Prunksitzung der Karnevalsgesellschaft Rosenmontag in den Bürgersaal im Stadtteil Münster.
„Die Karten waren schon vor Weihnachten ausverkauft“, sagt Elferrätin Tina Seiler, die das Programm moderiert. Das Publikum des anno 1922 gegründeten und rund 180 Mitglieder starken Traditionsvereins rekrutiere sich hauptsächlich aus der Altersgruppe von 40 Jahren an aufwärts. „Die Jüngeren wollen meist kein Programm, sondern eine Party feiern“, sagt Thomas Ristau, Vizepräsident der Gesellschaft.
Was das Publikum allenfalls ahnt, ist der Aufwand, mit dem Prunksitzungen erarbeitet werden. Dies betrifft vor allem die Tanzgarden der Gesellschaft. Jasmine Krämer tanzt bei den Roten Funken mit. „Ich bin 1998 durch Freundinnen in die Tanzgarden gekommen“, sagt die 22-Jährige. Am Gardetanz begeistern sie vor allem die akrobatischen Elemente wie Spagat oder Radschlagen: „Das fordert den Körper heraus, deshalb kann es nicht jeder.“
Jasmine Krämers Trainerin, die 26-jährige Katharina Heim, ist seit 20 Jahren Mitglied bei Rosenmontag. Sie hat 16 Jahre lang in den Tanzgarden die Beine geschwungen. Jetzt macht sie Tanzmariechen und Gardetänzerinnen fit. Dabei strömt der Schweiß, und die Muskeln brennen. „Wir trainieren ganzjährig zweimal in der Woche“, sagt die Trainerin.
Auf dem Programm stehen Dehnübungen, Krafttraining, Sit-ups für die Bauchmuskeln und Seilspringen für die Kondition. Dann wird Marsch- und Showtanz geübt. Dehnen, dehnen und nochmals dehnen, heißt das Erfolgsrezept für alle, die den Spagat meistern wollen. „Je früher man damit anfängt, desto leichter geht es. Unsere Jüngsten beginnen im Alter zwischen drei und vier Jahren“, sagt sie. Der Applaus des Publikums ist der Lohn der Mühe. Nicht nur bei Faschingsveranstaltungen wirken die Tänzerinnen mit. Bei Benefizauftritten in Altersheimen bringen sie Farbe ins Leben von Senioren, und bei Aktionen wie jüngst in der Galeria Kaufhof sammeln sie Geld für ihre Kostüme.
Während die Roten Fünkchen und die Roten Funken in Münster ihr Publikum begeistern, geht auch beim Husarenball der Schwarzen Husaren im Vaihinger Bürgerforum die Post ab. Auch dort haben sich die 16 Gardemädchen in Schale geworfen. „Wir haben für sie vor kurzem neue Uniformen gekauft und dafür 15 000 Euro ausgeben müssen“, sagt Andreas Elsäßer, Pressesprecher und Elferrat der 1968 gegründeten Karnevalsgesellschaft mit 205 Mitgliedern. Vor allem die teuren Tanzstiefel und die Perücken mit Federschmuck seien dabei die Preistreiber.
Preiswerter, aber dafür zeitraubend geht es bei der neuen Gruppe der Schwarzen Husaren namens No Name zu. Eine Näherin der Garde fertigt die Kostüme in aufwendiger Handarbeit. Ein Dreivierteljahr dauert es vom ersten Kostümentwurf bis zur Auslieferung. Dann singen die rund 20 Mädels und jungen Frauen, meist ehemalige Gardetänzerinnen, auf der Bühne. So auch am Samstag.
Zum Repertoire gehören ehemalige Schlagerhits wie „Sieben Fässer Wein“, „Aber bitte mit Sahne“ oder „Fiesta Mexicana“. Auch das kostet den Verein natürlich Geld, denn bei jedem Schlager, der gesungen oder gespielt wird, hält die Gema die Hand auf. Rund 1100 Euro haben die Schwarzen Husaren dafür in der vergangenen Faschingskampagne abgeführt. Dazu kommen pro Ball noch Kosten für die Musik: insgesamt rund 2000 Euro.