Bezirksvorsteherin Ulrike Zich ist voll mit dabei. Foto: Tom Bloch

Die Narren sind los und haben am Donnerstag die Bezirksrathäuser gestürmt.

S-Weilimdorf und S-Feuerbach - Der Platz vor dem Weilimdorfer Bezirksrathaus hat die ideale Kulisse für den 14. Weilemer Rathaussturm gegeben. Das Motto „Dschungelprüfung“ passt nun mal auf einen Ort, der Löwen-Markt heißt. „Und jeder kennt dr Dschungel, der wo nachts Fernseh kuckt“, rief Volker Blanke, Vorstand der Weilemer Hörnleshasa, ins Mikrofon, bevor er die Vertreter der anwesenden weiteren Narrenzünfte und Fasnetsvereine begrüßte. „Frau Zich, komm runter, dann isch alles erledigt.“ Die Angesprochene, Bezirksvorsteherin Ulrike Zich, hatte sich mit ihrem Team bereits vor Beginn mit einem Glas Sekt hinter den Bürofensterscheiben gestärkt, um vorbereitet zu sein auf das, was anschließend auf sie zukam. Doch zunächst einmal musste zu den Klängen der First Guggen Band aus Feuerbach die Festung Rathaus verteidigt werden, inklusive dem Werfen von Süßigkeiten, Karotten und zu Schleifen gebundenen Gelben Säcken aus dem Fenster im ersten Stock, und einem zünftig-zotigen Dialog zwischen Blanke (unten) und Zich (oben).

Das Männerballett der Hörnleshasa legte im Dschungel-Outfit vor, dann ging es ans Eingemachte – beziehungsweise Gequirlte. Allerlei widerliches Zeugs musste die Bezirksvorsteherin essen und trinken, so zum Beispiel den Saft eines gemolkenen Bullen, oder die obligatorischen Fischaugen und Maden. Auch wenn der Schlüssel fürs Rathaus längst an die Narren herausgegeben war, spielte Zich tapfer mit, und wurde anschließend zur Dschungelkönigin der Herzen gekürt. Zum Abschluss gab es Käse, aus dem die Löcher fliegen – denn schon ging sie los, die Polonaise, über den in Dunkelheit fallenden Löwen-Markt, angeführt von der neuen Dschungelkönigin.

Auch in Feuerbach ging es auf dem Wilhelm-Geiger-Platz hoch her. Die Narrenzunft kann dieses Jahr gleich drei närrische Jubiläen feiern. „Die erste Maske habt fein acht, die wurde vor 33 Jahren gemacht“, sagte der Bock der Narrenzunft. Zudem: „22 Jahr vor heut, fanden sich sieben wackre Leut, um zu begründen unseren Narren-Verein, im Schwäbischen muss das so sein.“ Um die Schnapszahl-Jubiläen voll zu machen, fehlen noch die Gassafeger, die es seit elf Jahren gibt. Gleich drei Gründe mehr, um den Rathausschlüssel an sich zu reißen und die Geschäfte von Bezirksvorsteherin Andrea Klöber zu übernehmen.

Doch die Frau Schultes wollte nicht kampflos die Stadtkasse und den Schlüssel herausrücken. Erst einmal sollten die Kinder die ganzen „Bombole“ wegräumen, die sie und ihre Rathaus-Mannschaft auf den Wilhelm-Geiger-Platz geworfen haben. Aber auch danach war Andrea Klöber noch nicht bereit, das Feld zu räumen. Erst mussten die Narren einen riesigen Krach veranstalten, eine Polonaise initiieren, schunkeln, trommeln, schreien und Musik machen, ehe die Bezirksvorsteherin das Handtuch warf: „Bei dem Lärm könned mir ned schaffe. Mached doch was ihr welled, mir nehmed ons frei!“

Bevor Klöber aber in den verdienten Urlaub düste, ließ sie es sich nicht nehmen, noch einen Tanz auf das Wilhelm-Geiger-Platz-Parkett zu legen – der traditionelle Bürgermeisterwalzer. „So semmer halt und lasset ned nach, mir saget Fertig Feuerbach“, schallte es nach getaner Arbeit durch den Bezirk. Bis zum Aschermittwoch werden die Narren die Oberhand behalten, ehe sie am Biberbrunnen vor dem Rathaus ihre leeren Geldbeutel waschen.