So war es 2006 bei der WM: Die Holländer tauchen den Schlossplatz in Orange Foto: /Kraufmann/Thomas Hörner

Der Streit um die Nutzung des Schlossplatzes ist beendet. Die Jazz Open rücken nach hinten. Das Fanfest zur Europameisterschaft kann wie geplant stattfinden.

Die Hängepartie ist vorüber. Der Veranstalter Opus ist bereit, die Konzerte der Jazz Open auf dem Schlossplatz im nächsten Jahr zu verschieben, um damit dem Fanfest zur Europameisterschaft 2024 aus dem Wege zu gehen. Sie sollen nun von 19. bis zum 30. Juli stattfinden.

Es ist ja nicht so, dass man nicht miteinander geredet hatte in den vergangenen Monaten. Aber offenbar viel aneinander vorbei, denn bis zum Mittwoch war man nicht auf einen gemeinsamen Nenner gekommen. Dann kam Bewegung in die Sache. Erst saßen eine Delegation der Stadt und des Landes beisammen, angeführt von Stuttgarts OB Frank Nopper und Finanzminister Danyal Bayaz. Dann meldete sich wenige Zeit spätter Opus zu Wort und verkündete die Verschiebung der Konzerte. Der Veranstalter fordert aber die Garantie der Stadt Stuttgart dafür, dass der Schlossplatz am 17. Juli, 7 Uhr komplett geräumt ist. „Wenn das nicht der Fall ist, können wir die Jazz-Open-Produktion nicht rechtzeitig erstellen. Es braucht eine verbindliche Garantie von der Stadt“, sagt Jürgen Schlensog, Geschäftsführer von Opus.

Opus spricht von hohem Risiko

„Wir lassen uns hier nicht den schwarzen Peter zuschieben. Man hat monatelang versucht, die Jazz Open ohne Alternative vom Schlossplatz zu verdrängen“, sagt Schlensog. Man habe bereits mit drei großen Stars für den ursprünglichen Spielplan verbindliche Absprachen getroffen. Und nun alles versucht, um die Spieltage später in den Juli zu verlegen. „Dies scheint mit Geld und guten Worten möglich zu werden“, sagt Schlensog, bei weiteren möglichen Buchungen scheint der spätere Termin jedoch zum Handicap zu werden. „Viele große Namen sind zu dem Zeitpunkt nicht mehr in Mitteleuropa.“ Zudem würden die Spieltage auf dem Schlossplatz dann mit dem Beginn der Sommerferien zusammenfallen. „Wir gehen im Jahr unseres 30-Jahr-Jubiläums ein sehr hohes Risiko ein und haben deutlich sechsstellige Mehrkosten zu erwarten.“

Fanfest vom 14. Juni bis 14. Juli

Die Stadt braucht den Schlossplatz und den Ehrenhof für das Fanfest und gemeinsames Fußballschauen während der EM vom 14. Juni bis 14. Juli. Am 18. Juli wollten die Jazz Open eigentlich auf den Schlossplatz, brauchen aber zehn Tage Vorlauf für den Aufbau ihrer Tribüne. Man wäre sich also in die Quere gekommen. Gut ein Jahr lang hat man diskutiert, mehrere Kompromissvorschläge debattiert. Nun gibt es eine Lösung.

Das Land ist Eigentümerin des Schlossplatzes. Von dort heißt es: „Beide Events können stattfinden, das war immer unser Ziel. Wir hätten eine Lösung schon viel früher haben können. Aber entscheidend ist nun, dass es eine gibt. Darauf haben wir intensiv hingearbeitet.“ Für die zusätzlichen Kosten habe man eine einvernehmliche Lösung mit dem Veranstalter der Jazz Open gefunden. „Uns war es wichtig, dass eine Einigung nicht am Geld scheitert.“

Brief von Philipp Lahm

Die Stadt hat nun ihr Ziel erreicht, sie kann den kompletten Schlossplatz samt Ehrenhof für das Fanfest nutzen. Der Aufbau wird nun ähnlich sein wie bei dem Fanfest zur WM 2006. Der ursprüngliche Plan, eine Tribüne am Musikpavillon aufzubauen, wurde fallen gelassen. Die Kapazität beträgt mit kompletter Nutzung des Ehrenhofs und des Schlossplatzes 40 000 Menschen.

Zuletzt hatte sich auch das Organisationskomitee (OK) der EM zu Wort gemeldet und einen Brief an Ministerpräsident Winfried Kretschmann geschrieben. Turnierdirektor Philipp Lahm hat darauf hingewiesen, dass das OK bereits am 12. April 2022 die Pläne abgesegnet hatte. Und weiter: „Wir gehen aktuell weiter davon aus, dass die Gastgeberstadt Stuttgart den Schlossplatz ohne Einschränkung nutzen kann.“

Stadt räumt Schlossplatz zum 16. Juli

Das ist nun der Fall. OB Nopper freut sich, dass nach dem Gespräch mit Finanzminister Bayaz „nach langen Beratungen weißer Rauch aufgestiegen ist“. Die Stadt weist darauf hin, dass „die Jazz-Open–Konzerte auf dem Schlossplatz bis zum Oktober 2022 von der veranstaltenden Opus GmbH für den Zeitraum 23. bis 28. Juli geplant waren.“ Nunmehr gehe der Veranstalter erfreulicherweise auf diesen ursprünglich geplanten Zeitraum zurück und beginne dort am 24. Juli mit den Konzerten.“ Die Stadt werde alle Absprachen einhalten. Dazu zählt insbesondere, dass Opus am 16. Juli 2024 ab 18 Uhr mit dem Aufbau der Tribüne beginnen kann. Und damit früher, als Opus gefordert hat. Nopper: „Wir wollten beides auf dem Schlossplatz – das Public Viewing zur Uefa Euro 24 und die Jazz Open – jetzt kommt beides.“ Während der EM werden fünf Spiele in der Mercedes-Benz-Arena sein. Darunter auch mindestens ein Spiel der deutschen Mannschaft. Vom 3. Oktober an kann man Karten bestellen. Doch ob sich das Anschauen lohnt? Das Team in Schwung zu bekommen, scheint eine schwierigere Aufgabe als die Lösung im Streit um den Schlossplatz.