Werden am häufigsten gefälscht: Fünfziger- und Zwanzigernoten Foto: dpa

Falschgeld ist wieder auf dem Vormarsch: Im ersten Halbjahr hat das Landeskriminalamt 40 Prozent mehr Fälle feststellen müssen – und es geht offenbar genauso weiter.

Stuttgart - Diese 110 falschen Fünfziger werden auch noch in die Statistik des Landeskriminalamts (LKA) einfließen. Schon fürs Halbjahr hatte die Behörde in Stuttgart feststellen müssen, dass Falschgeld-Fälle spürbar zunehmen. Fast 40 Prozent mehr in Baden-Württemberg. Und es scheint auch in der zweiten Jahreshälfte so weiterzugehen.

Ein ganzes Arsenal von Blüten wurde nun bei einem 35-Jährigen aus Ditzingen (Kreis Ludwigsburg) sichergestellt, der für zahlreiche weitere Fälle verantwortlich sein dürfte. Wie die Polizei am Donnerstag mitteilte, war der Mann bereits vor einer Woche in Remshalden-Geradstetten (Rems-Murr-Kreis) aufgeflogen. Dabei hatte der Tatverdächtige die Blüten auf ganz perfide Weise in Verkehr gebracht: Als Service-Techniker für Ladenkassen tauschte er unauffällig echte gegen falsche Scheine aus.

Die Marktleiterin einer Penny-Supermarktfiliale hatte zehn falsche 50-Euro-Scheine in einer Kasse festgestellt und die Polizei alarmiert. Dank einer Überwachungskamera hatten die Ermittler leichtes Spiel: Die Bilder zeigten einen Service-Techniker, der in den Büroräumen der Filiale an elektronischen Geräten tätig war und sich nicht beobachtet fühlte. Die Kamera zeichnete auf, wie er in die Kasse griff und die Scheine austauschte.

Die Druckfälschungen stammen wohl aus Italien

Die Staatsanwaltschaft beantragte eine Wohnungsdurchsuchung bei dem 35-Jährigen. Die Polizisten wurden in den Räumlichkeiten in Ditzingen prompt fündig: Dort lagen nicht nur die zehn erbeuteten echten Fünfziger – sondern auch über 100 gefälschte Banknoten im Nennwert von 50 Euro. Außerdem wurde ein falscher Zwanziger gefunden. Offenbar der Rest einer bereits erfolgten Verteilaktion.

Die Nummer des Falsifikats stimmt mit jenen Blüten überein, die im November 2014 in einer Bäckereifiliale und einem Lebensmittelmarkt in Ditzingen aufgetaucht waren. Der 35-Jährige hatte dort offenbar als Kunde mit den Blüten bezahlt. „Wo er sonst noch in seiner Tätigkeit als Service-Techniker Falschgeld in Umlauf gebracht haben könnte, wird noch überprüft“, sagt Polizeisprecher Klaus Hinderer. Der Mann sitzt inzwischen in Untersuchungshaft.

Wo er sich die vielen Blüten besorgt hat, ist noch unklar. „Die mutmaßliche Herkunft der Druckfälschungen ist Italien“, sagt Hinderer. Das überrascht nicht: Schon länger gilt Süditalien als Schwerpunkt der Fälscherwerkstätten. Trotz erfolgreicher Aktionen der italienischen Polizeibehörden.

Das Darknet als Handelsplattform

Ebenfalls in der vergangenen Woche tauchten mehrere Jugendliche in Böblingen mit Falschgeld in Lebensmittelmärkten, Cafés und einem Schnellrestaurant auf. Dabei handelte es sich eher um einfachere Fälschungen aus dem Farbkopierer. „Die Herkunft ist aber unklar“, so Polizeisprecherin Yvonne Schächtele. Die Beamten hatten immerhin einen 16-Jährigen als Verdächtigen dingfest machen können.

Es gilt als wahrscheinlich, dass das Internet eine Rolle spielt. Über das sogenannte Darknet, also über verschlüsselte Kanäle im Internet, können solche Blüten bequem bestellt und in Umlauf gebracht werden. Für die Experten des Landeskriminalamts ist dies auch der Grund, warum die Falschgeld-Zahlen in letzter Zeit so rapide gestiegen sind. „Für die Falschgeldverbreitung ist das eine relativ neue und risikoarme internationale Handelsplattform“, so ein Experte des Landeskriminalamts. Die Bundesbank hat im ersten Halbjahr Falschgeld im Nennwert von 2,2 Millionen Euro registriert – gut 31 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. Die 50-Euro-Blüte liegt auf Platz eins, gefolgt von der 20-Euro-Note. Beide Nennwerte machen fast 90 Prozent der Blüten aus.