Das Motto der Aktion hieß übrigens: „Ein Stück Feuerbach zum Fairnaschen“. Foto: dpa

Im Feuerbacher Bezirksbeirat entwickelt sich eine kuriose Debatte über einen Förderantrag und fair gehandelte Schokolade.

Feuerbach - Stuttgart will „Fair-Trade-Stadt“ werden. Um diesen Titel zu holen, müssen sich mindestens zwei Drittel der Bezirke als „Fair-Trade-Bezirk“ zertifizieren lassen. Die Feuerbacher Steuerungsgruppe ist seit Monaten aktiv und bemüht, den geforderten Kriterienkatalog zu erfüllen. Mehrere Projekte wurden bereits angestoßen. Das neueste Vorhaben ist, eine fair gehandelte Schokolade mit Feuerbach-Motiv anzubieten. Der Künstler und Grafikdesigner Fritz Arnold von der Initiative hat dafür sechs Verpackungsalternativen gestaltet. Darüber, wie die Tafeln aussehen sollen, konnten die Feuerbacher bis Ende September abstimmen. 780 Bürger beteiligten sich: „Auf Platz Eins landete mit 195 Stimmen das Motiv mit der Kelter nach einem Gemälde von Richard Albrecht“, sagt Gert Dannenmann von der Projektgruppe. Das Motto der Aktion hieß übrigens: „Ein Stück Feuerbach zum Fairnaschen. Feuerbach handelt fair und zeigt seine Schokoladenseite“.

Gar nicht von ihrer Schokoladenseite zeigten sich allerdings einige Feuerbacher Bezirksbeiräte in der vergangenen Sitzung, als es in dem Gremium um einen Zuschussantrag der Steuerungsgruppe Fair-Trade ging. In dem Schreiben bat die Sprecherin Nora Papajewski den Bezirksbeirat, für Werbung, Design, Druck und Schulungsmaterial „einen Zuschuss in Höhe von 920,61 Euro“ zu gewähren. Papajewski betonte mehrfach und legte auch schriftlich dar, dass das Geld nicht für die Finanzierung der Schokolade gedacht sei, sondern um entstandene Kosten für Bildungsveranstaltungen, Ausstellungsplakate, Flyer, Material und Porto abdecken zu können.

CDU-Mitglieder beißen sich verbal am Thema fest

Trotzdem bissen sich vor allem einige CDU-Mitglieder verbal an dem Thema fest und kritisierten, dass es nicht Aufgabe der Kommune sei, ein in Geschäften verkäufliches Produkt zu fördern und damit mit zu finanzieren. Durch den Verkauf der Schokolade werde schließlich Geld eingenommen. Ebenfalls moniert wurde, dass die Antragsteller für bereits getätigte Ausgaben im Nachhinein eine Deckung der entstandenen Kosten beantragen.

Susanne Kletzin (SPD) erinnerte alle im Gremium daran, dass sich der Bezirksbeirat bereits im Februar mehrheitlich dafür ausgesprochen habe, dass die Feuerbacher Faire-Trade-Aktivitäten unterstützenswert seien. „Genau dafür ist unser Verfügungsbudget doch da“, sagte sie. Roland Saur (SÖS) wies darauf hin, dass die Fair-Trade-Standards und -Projekte auch dazu dienten, Kinderarbeit auszuschließen und für menschenwürdige Arbeitsbedingungen sowie gerechtere Löhne und Preise in Entwicklungsländern einzutreten.

Rolf Zeeb (FDP) fragte die schon sichtlich genervte Runde, ob Feuerbach so eine fair gehandelte Schokolade überhaupt brauche. Er könne sich auch andere Sachen für den Stadtbezirk vorstellen, „eine gescheite Brezel zum Beispiel“.

320 Euro sollen vom GHV kommen

Jochen Heidenwag (Freie Wähler) hatte ein Einsehen und beendete die denkwürdige Debatte mit einem unerwarteten Rollenwechsel und einem Vorschlag zur Güte. Es würde sicher kein gutes Licht auf Feuerbach werfen, wenn die Fair-Trade-Aktivitäten keine finanzielle Unterstützung fänden: „Ich spreche jetzt mal nicht als Bezirksbeirat, sondern als Vorsitzender des Gewerbe- und Handelsvereins zu ihnen“, sagte Heidenwag. Als solcher bot er an, dass der örtliche GHV 320 Euro als Zuschusssumme beisteuere. Für die restlichen 600 Euro fand sich so doch noch eine Mehrheit in dem Gremium – bei acht Ja-, drei Nein-Stimmen sowie einer Enthaltung.