Bad Wildbad: Chancen und Risiken eines möglichen Nationalparks Nordschwarzwald.

Bad Wildbad - Begleitet von massiven Protesten der Holzindustrie sind am Samstag bei einer Tagung in Bad Wildbad Chancen und Risiken eines möglichen Nationalparks Nordschwarzwald ausgelotet worden. Die dort aufgeworfenen Fragen sollen Grundlage für eine wissenschaftliche Studie sein, mit der Baden-Württembergs Agrarminister Alexander Bonde (Grüne) ein unabhängiges Gutachterbüro beauftragen will.

„Das war heute der Auftakt für einen langen Prozess der Diskussion und der Bürgerbeteiligung“, sagte Bonde nach der Veranstaltung. Das von der neuen Landesregierung angestrebte Projekt stehe „erst am Anfang eines Entscheidungsprozesses“, in das die kommunalen und wirtschaftlichen Interessen der Region einfließen sollen. „Ein Nationalpark im Nordschwarzwald bringt einen positiven Strukturimpuls, wenn er aus der Region mitgetragen wird“, zeigte sich Bonde überzeugt. Er versprach deshalb für den weiteren Prozess „größtmögliche Transparenz“.

Vor rund 350 Vertretern aus Kommunen, Industrie und Interessenverbänden warb der Minister für das Projekt, das auf einer Fläche von etwa 10.000 Hektar im Bereich zwischen Kaltenbronn und Ruhestein entstehen soll und damit zwei Prozent des bereits bestehenden Naturparks betreffen würde. Ein Nationalpark mache das Erleben unberührter Natur möglich und bringe der Region als Tourismusmagnet einen wirtschaftlichen Mehrwert.

Holzunternehmer und Waldbauern protestieren

Genau das Gegenteil befürchten die Holzunternehmer und Waldbauern, die vor Tagungsbeginn die Zufahrtsstraßen mit 20 Lastwagen, 35 Forstmaschinen und zahlreichen Traktoren blockiert hatten. Sie äußerten ihre Sorge um den Verlust ihrer wirtschaftlichen Existenz und den Wegfall von Arbeitsplätzen. Vor dem Tagungsort im Kurpark demonstrierte eine Gruppe von mehr als 100 Sympathisanten der Interessengemeinschaft „Unser Nordschwarzwald“ gegen das Projekt.

Die in Enzklösterle entstandene Gruppierung, die nach eigenen Angaben aus einem Kern von 15 Privatleuten und Sponsoren besteht, hat in den vergangenen Wochen mit Plakaten an Straßen und Autoaufklebern gegen den Nationalpark protestiert. Die Veranstaltung wurde live im Internet übertragen. „Es war gut, bereits zu einem sehr frühen Zeitpunkt der Debatte ein solch aufwendiges Verfahren gewählt zu haben“, meinte Bonde.

Der Minister bedauerte aber, dass nicht mehr Gegendemonstranten vor der Halle sein Angebot angenommen hätten, sich an der Tagung zu beteiligen und sich in den Diskussionen einzubringen. Viele von den Nationalpark-Gegnern vorgebrachten Ängste und Sorgen hätten sich in den Diskussionen als unbegründet erwiesen.