Blick zurück ohne Zorn: Michael Zeyer. Foto: Leif Piechowski

Der Ex-Bundesliga-Profi und heutige Restaurant-Chef Michael Zeyer über die Zeit nach der Fußballkarriere.


Michael Zeyer, 44, bestritt als Profifußballer bis 2005 mehr als 500 Spiele in der ersten und zweiten Liga. Der studierte Betriebswirt, Zwillingsbruder des Ex-Fußballers Andreas Zeyer, lebt in Stuttgart. Vor einem Jahr hat er in der Bolzstraße das Restaurant 5 eröffnet.

Herr Zeyer, was geht Ihnen als Ex-Profi durch den Kopf, wenn Sie an die vergangene EM denken?
Ich hatte am Fernseher ein gutes Gefühl, es spielte ein wenig Selbstironie bei mir mit. Die geniale Kurzpasstechnik der Spanier erinnerte mich an den SC Freiburg der neunziger Jahre. Wir hatten ein Team mit vielen Mittelfeldspielern und kaum echten Stürmern. Wir haben uns die Bälle auf kurze Distanz zugespielt, sie „durchgesteckt“, wie man heute sagt, und man nannte uns die „Breisgau-Brasilianer“. Die Spanier haben eine andere Perfektion, das ist eine andere Dimension, aber auch wir waren mit unserer Kurzpass-Philosophie relativ erfolgreich.

Hat diese Spielweise Ihr damaliger Trainer Volker Finke gelehrt?
Eigentlich ging es von den Spielern aus, wir waren Typen, die Spaß mit dieser Art Fußball hatten. Unser Trainer hat es zugelassen und gefördert. Später hatte ich Trainer, die sagten: Wenn du noch einmal einen Kurzpass spielst, wechsle ich dich aus.

Sie haben Ihre Karriere 2005 beendet. Wie schwer ist es als Profi, an ein neues Leben ohne Fußball zu denken?
Ich habe bis 35 gespielt. Mit 33 hatte ich gemerkt, dass es eng wird mit Verträgen. Man spürt, dass die Manager denken: Jetzt ist er alt, er hat die Form nicht mehr. In dieser Zeit habe ich mir bei einem Pokalspiel mit dem MSV Duisburg gegen den VfL Wolfsburg den Fuß gebrochen. Ich hatte Schmerzen, war aber zweckoptimistisch und ging erst am Tag danach ins Krankenhaus.

Hatten Sie Angst, nach der Karriere in ein Loch zu fallen?
Angst wäre nicht das richtige Wort. Ich hatte ja nicht nur Fußball gespielt. Zwar war für mich und meinen Zwillingsbruder Andreas schon in der Kindheit klar, dass wir Fußballspieler werden würden, wir zogen das gemeinsam durch, Andreas war in der ersten Liga etwas erfolgreicher als ich. Unsere Eltern allerdings haben eine Stahlbaufirma in Neresheim. Also haben wir später entschieden, dass Andy Maschinenbauingenieur wird und die technische Seite abdeckt und ich Betriebswirtschaft studiere, um das Kaufmännische zu übernehmen.

Gab es einen Bruderkonflikt?
Im Gegenteil. Jeder hat mitgelitten, wenn es dem anderen nicht gutging.

Ihr Studium haben Sie beide neben dem Fußball durchgezogen. Ist das kein Handicap für die sportliche Karriere?
Es ist nicht typisch, aber möglich. Das Wort Profi steht für Professionalität. Du musst ein Leben führen, das deinem Sport zu hundert Prozent gerecht wird. Du musst auf deinen Körper achten und entsprechend arbeiten. Das schließt – so wenig wie in anderen Jobs – nicht die Beschäftigung mit Dingen aus, die einen neben dem Beruf interessieren.