Kreutel Foto: factum/Weise

Die Vergangenheit hat sie eingeholt: Als vor der Wahl zur Sprecherin beim Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) bekannt wurde , dass gegen Ursula Kreutel von der Staatsanwaltschaft ermittelt wird, gingen ihre Ambitionen baden. Die Ex-Bürgermeisterin von Weissach musste eine deutliche Wahlschlappe einstecken.

Weissach/Nürnberg - Die frühere Bürgermeisterin von Weissach, Ursula Kreutel (50), ist mit dem Versuch gescheitert, beim Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) in eine Sprecherinnenfunktion gewählt zu werden. Bei der DOSB-Frauenvollversammlung am Wochenende in Nürnberg unterlag Ursula Kreutel, die Vizepräsidentin beim Deutschen Rasenkraftsport- und Tauziehverband (DRTV) ist, mit großem Abstand einer Gegenkandidatin.

Auf Kreutel entfielen bei der Wahl der Vertreterin der nichtolympischen Spitzenverbände lediglich 30 Stimmen, gewählt wurde mit 190 Stimmen Sybille Hampel vom Bundesverband Deutscher Kraftdreikämpfer. Dieses Ergebnis bestätigte eine DOSB-Sprecherin.

Nach Teilnehmerberichten hatte Ursula Kreutel in ihrer Vorstellungsrede mitgeteilt, dass gegen sie Ermittlungen der Staatsanwaltschaft liefen. Dabei geht es um den Verdacht der Untreue in Zusammenhang mit Anwaltskosten, die bei einem Konflikt mit dem früheren Hauptamtsleiter in Weissach angefallen waren. Zugleich beteuerte die Ex-Bürgermeisterin allerdings ihre Unschuld und äußerte sich zuversichtlich, dass sich alles zu ihren Gunsten aufklären werde. Aus den Reihen der Delegierten kam daraufhin die Frage, ob sie ihre Kandidatur angesichts der Belastung nicht zurückziehen wolle. Dies verneinte Ursula Kreutel jedoch entschieden. Weder die Kandidatin noch ihr Verband hatten zuvor offensiv über die Ermittlungen informiert.

Kritisch wurde in Nürnberg auch ein Schreiben des DRTV-Präsidenten Gunter H. Fahrion aus Stuttgart kommentiert, in dem er sich vehement für Kreutel eingesetzt hatte. Ihre Wahl wäre „ein Gewinn für den DOSB“, hatte er geschrieben. Und: „Sie werden es nicht bereuen“, für sie gestimmt zu haben. Dies empfanden die Delegierten teilweise als Bevormundung. Kreutel war einst Leistungssportlerin. Sie wurde 1990 Deutsche Meisterin im Diskuswerfen. In Weissach ist sie im vergangenen Jahr nach einer Amtsperiode abgewählt worden.