Die Arbeit von Zuhause wird für viele Beschäftigte erst einmal zur Regel. Foto: picture alliance/dpa/Daniel Naupold

Langzeit-Studie zur Arbeit am heimischen Schreibtisch ergab: Weniger Kündigungen und Krankheitstage, dafür umso mehr Leistung als bei der Arbeit im Betrieb.

Brüssel - Ein Großteil der Büroarbeiter Europas bezieht an diesem Montag das Home-Office. Nach vierjähriger Erfahrung mit einem Büro zu Hause steht zunächst die Erkenntnis: Heimarbeiter haben damit zu kämpfen, dass ihr Arbeitseinsatz unterschätzt wird. Bemerkungen wie diese hört man häufig: „Respekt, ich könnte mich zu Hause nicht motivieren, diszipliniert zu arbeiten.“ Eine auf zwei Jahre angelegte Studie des Stanford-Professors Nicolas Bloom mit 500 Angestellten eines Reisebüros, von denen je die Hälfte zu Hause und der Rest im Betrieb arbeitete, ergab jedoch: Im Homeoffice wird produktiver gearbeitet. Weniger Kündigungen, weniger Krankheitstage, mehr Leistung. Im Schnitt ist die reale Arbeitszeit höher, während am Arbeitsplatz im Unternehmen viel Zeit verloren geht, weil die Beschäftigten mal zu spät kommen, zu früh gehen, Pausen überdehnen oder mit den Kollegen ein Schwätzchen halten.

Zähne putzen nicht vergessen

Es gib zahllose Gelegenheiten, im Heim-Büro noch einmal eben ein Stündchen zu arbeiten, die der Mitarbeiter nicht hat, dessen Schreibtisch im Betrieb steht. Sonntagabends, wenn Frau und Kinder im Bett sind, noch Mails beantworten, die unter der Woche liegen geblieben sind, oder die nächste Woche vorbereiten. Häufig besteht die Herausforderung eher nicht darin, sich zur Arbeit zu motivieren, sondern Freizeit und Arbeit konsequent abzugrenzen. Regeln helfen - wie etwa sich selbst feste Zeitpunkte für Essenspausen setzen. Und nie ungewaschen an den Schreibtisch kommen! Ansonsten kann es passieren, dass einem abends auffällt, dass die Zähne noch immer nicht geputzt sind.

Unvereinbar mit Kinderbetreuung

Damit die Arbeitsproduktivität im Homeoffice tatsächlich hoch ist, müssen aber die Konditionen stimmen. Der Arbeiter daheim muss ein eigenes Arbeitszimmer haben, und die Technik muss einwandfrei laufen. Ob die Netze der ungewohnten Belastung durch den ungewollten Homeoffice-Boom technisch gewachsen sind, wird sich zeigen. Sicher ist, was in diesen Zeiten die Früchte schmälern wird, die der Arbeitsplatz daheim abwirft: Die Anwesenheit schulpflichtiger Kinder, wenn die Schulen Zwangsferien machen. Eine Betreuung nebenbei ist nicht möglich. Wenn die Eltern im Homeoffice auch noch dafür sorgen sollen, dass die Kinder jene Aufgaben erledigen, die ihnen die Lehrer online stellen, dürfte ein Wert akut bedroht sein, der in diesen Tagen besonders wichtig sein wird: der häusliche Friede.