Ausgezeichnet: Claudia Leutner (links) und Barbara Antonin in „ihrem“ Jazzkeller. Foto: Hans-Günther Driess

Barbara Antonin und Claudia Leutner verantworten seit vielen Jahren das Konzertkonzept des Jazzkellers. Jetzt wurden sie mit dem Esslinger Kulturpreis geehrt.

Mit dem Esslinger Kulturpreis 2024 wurden der Jazzkeller in der Webergasse sowie dessen Organisatorinnen Barbara Antonin und Claudia Leutner ausgezeichnet. Seit 1995 sind die beiden engagierten Frauen dafür verantwortlich, dass der ehemalige mittelalterliche Lagerraum für Obst, Gemüse und Wein auch heute noch swingt und schwingt. Für ihren breit gefächerten Einsatz wurden sie nun vom Vorstand der Stiftung Esslinger Kulturpreis zu den Preisträgerinnen des Jahres 2024 gekürt.

 

Die beiden Veranstalterinnen des ambitionierten „Konzertkonzepts Jazzkeller“ sprühen nur so vor Tatendrang und Begeisterung. Es wird sofort deutlich, dass hier ein harmonisches Duo am Werk ist, das sich in allen Belangen eng miteinander abstimmt, Hand in Hand Entscheidungen trifft und das Ehrenamt mit Herzblut erfüllt. „Die Aufgaben haben wir etwas aufgeteilt“, berichtet Barbara Antonin. „Ich bin zuständig für Organisation, Buchhaltung, Finanzen, Verträge mit den Musikerinnen und Musikern und die Erhaltung des denkmalgeschützten Kellers.“

Hochkarätig und international

Claudia Leutner sieht ihre Hauptaufgabe in der Suche nach hochkarätigen Künstlern und Musikgruppen und im Entwurf des zwölf Konzerte umfassenden Jahresprogramms. „Der Schwerpunkt liegt auf Modern Jazz und Modern Mainstream in Verbindung mit der Tradition“, beschreibt sie das Konzept des Jazzkellers. „Hier sehen wir uns als Ergänzung zur experimentellen Seite des Jazz, die im Kulturzentrum Dieselstraße präsentiert wird, und dem ‚Jazz beim Dulkhäusle’, der regionalen Jazzmusikerinnen und Jazzmusikern eine Bühne bietet.“ Die im Jazzkeller auftretenden Künstlerinnen und Künstler kommen ihren Worte zufolge vorwiegend aus New York, dem restlichen Amerika und Italien: „Viele Weltstars gehen bei uns ein und aus“, fügt sie stolz hinzu.

Die Auswahl der Musikgruppen legen Claudia Leutner und Barbara Antonin seit zehn Jahren gemeinsam fest. Die Basis für das hohe Niveau der Auftretenden haben in den frühen Jahren des Jazzkellers Günther Graf und Hauseigentümer Eugen Hutter gelegt. Mit Albert Mangelsdorff, Wolfgang Dauner oder Eberhard Weber nennt Claudia Leutner noch weitere für die Einrichtung wichtige Namen: „Diese Fußstapfen muss man füllen, und da wollen wir auch in Zukunft dranbleiben.“ Dazu brauche man ein qualitätsvolles Netz an Agenturen, wobei mittlerweile „unsere persönlichen Kontakte zu den Musikerinnen und Musikern die wichtigste Grundlage für die Konzertreihe sind“.

Jazz-Fans und Know-how

Als Jazz-Begeisterte und durch ihre berufliche Tätigkeit im Kulturbereich sind die beiden Frauen wie geschaffen für das Engagement in „ihrem Jazzkeller“. Barbara Antonin war 22 Jahre lang für die Öffentlichkeitsarbeit im Esslinger Kulturamt zuständig, und die studierte Germanistin und Romanistin Claudia Leutner führte bis 2021 die Buchhandlung im Literaturhaus Stuttgart.

Wichtig ist auch, dass die Chemie zwischen den Organisatorinnen stimmt. „Das Persönliche, das Gemeinsame ist das Wesentliche. Wir haben die gleichen Ziele und das gleiche Interesse. Unsere Motivation ist der Erfolg“, bekräftigt Barbara Antonin. „Ich kann mich nicht entsinnen, dass in diesen 30 Jahren uns irgendetwas im Vorfeld oder in der Organisation vor die Füße gefallen ist. Nie!“ Mit einem lächelnden Blick zu ihrer Kollegin Claudia Leutner fügt sie hinzu: „Wir haben immer Lösungen gefunden, und am Ende der Konzerte fiel oft der Satz: ‚Ha, das kann ich nur mit dir zusammen machen!‘ “. Die besondere Location verlangt aber auch eine besondere Arbeit: „Der Jazzkeller bleibt trotz Renovierungen ein Raum, der viel Sorgfalt erfordert. Unsere Arbeit beschränkt sich nicht nur auf den Tag des Konzerts, da ist viel Begeisterung für den Ort drin.“

Fixpunkt der Kultur

Den ehrenamtlichen Einsatz der Preisträgerinnen fasst Christian Gögger, Künstlerischer Leiter des Esslinger Kunstvereins, treffend zusammen: „Die Balance zu halten zwischen denkmalgeschütztem Gewölbekeller und anspruchsvoller Jazzmusik, ist eine nie enden wollende Herausforderung, sie verlangt viel Zeit, Engagement und Hingabe.“ Durch den unermüdlichen Einsatz von Barbara Antonin und Claudia Leutner sei der legendäre Jazzkeller in der Webergasse noch immer und immer wieder musikalischer Fixpunkt in der Esslinger Kultur.

Der Esslinger Kulturpreis

Matinee
Der mit 5000 Euro dotierte Preis wurde Barbara Antonin und Claudia Leutner am Sonntag in einer Matinee im voll besetzten Esslinger Kulturzentrum Dieselstraße vom Vorsitzenden des Beirats Stiftung Kulturpreis Esslingen, Alt-Oberbürgermeister Jürgen Zieger, überreicht. Er dankte den beiden frisch Geehrten in einer sehr persönlichen Rede im Namen der Stiftung für ihr großes Engagement und ihren Einsatz.

Festakt
In seiner Laudatio gab Hanno Gräßer vom Vorstand Jazz-Museum einen interessanten Abriss der Geschichte des Jazzkellers. Im anschließenden Kurzinterview bot er den Preisträgerinnen Gelegenheit, persönliche Einblicke zu geben. Dabei beeindruckten sie durch Eloquenz, Humor und Bescheidenheit. Für die musikalische Umrahmung sorgte ein junges exzellent aufspielendes Jazzquartett der Städtischen Musikschule.

Preis
Die Stiftung Esslinger Kulturpreis ist ein Instrument zur Honorierung und Stärkung der Kultur. Der Preis wird für Leistungen im Bereich der Kultur, der bildenden Kunst, der Musik, der Literatur, der Kunstwissenschaft und der darstellenden Kunst verliehen. Er kann auch Persönlichkeiten auszeichnen, die sich durch ihren Einsatz um das kulturelle Leben der Stadt in herausragender Weise verdient gemacht haben.