Am Schelztor ist unklar, ob Autos oder Fußgänger den Vorrang haben. Foto: Ines Rudel

Die SPD-Fraktion fordert einen Fußwegeplan, doch die Verwaltung hat zu wenig Personal, um ihn umzusetzen.

Esslingen - Ein Fünftel aller Wege in Baden-Württemberg wird zu Fuß zurückgelegt, sagt das Verkehrsministerium. Und es gibt sogar Studien, die belegen, dass es die Fußgänger sind, die die allermeisten Meilen in den Innenstädten machen. Dessen ungeachtet wird das meiste Geld in den Kommunen für das Auto ausgegeben.

Schon im März hat die SPD-Fraktion des Esslinger Gemeinderates einen Fußwegeplan beantragt. Die Fußgängerströme in der Stadt sollen gemessen werden und die Verwaltung solle herausfinden, wie die einzelnen Stadtteile an die Innenstadt sowie an die Bahnhöfe angeschlossen seien. Außerdem sollen eventuelle Mängel in der Streckenführung und der Beleuchtung dokumentiert werden. Mit einem kommunalen Fußwegeplan stünde Esslingen allerdings allein auf weiter Flur, oder positiv ausgedrückt, er wäre ein Alleinstellungsmerkmal von Esslingen, weil praktisch keine Gemeinde im Großraum Stuttgart einen solchen Plan hat oder aufstellen will. Nur der Rems-Murr-Kreis hat einen ähnlichen Plan gemacht, allerdings ging es da nicht um innerstädtischen Verkehr, sondern um Wanderwege zwischen den Kreisgemeinden anlässlich der Remstal Gartenschau.

Der Fußgängerverkehr soll nach vorne kommen

Der Fraktionssprecher der SPD, Andreas Koch, bezeichnet den Antrag als einen wichtigen Mosaikstein im Plan, auch den Fußgängerverkehr in der Stadt nach vorne zu bringen. Auch die Konfliktzonen hat die SPD in einem Antrag thematisiert. Dieser neue Antrag erreichte die Stadtverwaltung Anfang August. Hier geht es um die Bahnhofstraße, die von oben bis unten Fußgängerzone ist, aber von der Martinstraße und der Schelztorstraße durchschnitten wird. Autos und Fußgänger wissen nicht, wer Vorfahrt hat, meistens nehmen die Autos auf querende Fußgänger Rücksicht, aber oft ist es ziemlich knapp.

„In Anbetracht der Tatsache“, resümiert der SPD-Fraktionsvorsitzende Andreas Koch, „dass die Wegstrecke zwischen Bahnhof und Marktplatz nicht nur für den Handel und das Gewerbe in der Innenstadt große Bedeutung hat, sondern auch für die zahlreichen Touristen eine wichtige Verbindung darstellt, ist ein Handeln der Stadtverwaltung unserer Meinung nach dringend geboten.“

Spricht man mit dem Baubürgermeister Wilfried Wallbrecht über das Szenario, dann erfährt man, dass die Stadtplanung katastrophal unterbesetzt sei. Altgediente Planer hätten das Rathaus verlassen, für sie sei noch kein Ersatz gefunden worden. Die Stadtverwaltung werde frühestens im Winter dazu kommen, sich der Anträge anzunehmen, sagt Wallbrecht.

Schwachstellen im Fußwegeplan

Doch hat die SPD noch weitere Schwachstellen im Fußwegenetz der Stadt ausgemacht. Da ist der geschlossene Alicensteg und die teilweise abgerutschte Staffel nach Berkheim, da gibt es immer noch den maroden ehemaligen Weinbergsteig, der Sulzgries und die Neckarhalde mit der Mettinger S-Bahn-Haltestelle verbindet und der in Zeiten der gesperrten Geiselbachstraße ein willkommener Ersatz für die Strecke nach Mettingen ist. Auch sei das Umfeld der Agnesbrücke zur Abt-Fulrad-Straße unattraktiv gestaltet, findet die SPD. Ein Blick vor Ort zeigt: Tatsächlich benutzen die allerwenigsten Fußgänger das barocke Brückle, sondern laufen über die parallele Eisenbrücke.

Für Andreas Koch zeigt sich aufgrund dieser Schwachstellen, dass dem Fußgängerverkehr eine höhere Bedeutung gemessen werden müsse. Und im Hinblicke auf die Stellensituation im Bauamt der Stadt sagt er, zur Not könne man den Auftrag auch nach außen vergeben.