Ist die neue Eisenbahnstraße in einigen Jahren komplett ausgebaut, soll sie den Verkehr von der Esslinger Straße aufnehmen. Foto: Horst Rudel

Die Stadt beginnt, ihre Ortsdurchfahrt zu verlegen. Keine ganz leichte Übung für die Planer.

Plochingen - Ein langes Stück seiner zukünftigen Ortsdurchfahrt hat die Stadt Plochingen jetzt eingeweiht. Vom Bahnhof bis zur neuen Einmündung an der Franz-Oechsle-Straße ziehen sich jetzt glatter Asphalt, Parkbuchten und ein Fahrradstreifen über die frisch sanierte Eisenbahnstraße.

Damit ist nicht nur ein wichtiger Schritt zur Aufwertung des Plochinger Bahnhofs geschafft, sondern auch zur Erschließung des Industriegebietes im Westen von Plochingen. Entlang der Eisenbahnstraße wurde vor nicht allzulanger Zeit die neue Feuerwache gebaut, in naher Zukunft wird dort die baden-württembergische Blasmusik-Akademie stehen sowie weitere Gewerbebetriebe.

Für die Stadt ein Gewinn

Die Eisenbahnstraße, die entlang der Bahngleise die ganze Stadt quert, war lange das Stiefkind in der Stadtplanung. Der Hauptverkehr ging über die Esslinger Straße und die Ulmer Straße. Für viele Autofahrer aus der Region ist diese Verbindung immer noch die alte B 10, die stets dann als Durchgangsstraße benutzt wird, wenn auf der neuen Bundesstraße  10 kein Durchkommen ist.

Diese Jahrhunderte alte Achse der Stadt nach Süden ins Industriegebiet zu verlegen, ist ein dickes Brett, das der Plochinger Gemeinderat über Jahre hinweg bohrt. Vor allem, weil er es mit der Deutschen Bahn zu tun hat, der ein Teil der Grundstücke gehört. Viele Bürgermeister der Region klagen darüber, dass der Konzern kaum feste Ansprechpartner und kaum durchschaubare Entscheidungsstrukturen habe. Die Plochinger jedenfalls mussten etliche Jahre warten, bis der Umbau der Eisenbahnstraße entscheidungsreif gewesen sei, berichtet der Bürgermeister Frank Buß. Schließlich wäre der Ausbau der Eisenbahnstraße für die Stadt ein ziemlicher Gewinn. Er bedeutet für die Bürger weniger Lärm, Autos und Abgase, die Auto- und Radfahrer können so schneller und einfacher durch das Ortsgebiet.

Etwa 2,2 Millionen Euro hat es gekostet, die 350 Meter lange Straße zu bauen und die Einmündung neu anzulegen. Gleichzeitig wurden die Leitungen und Kanäle unter Straße erneuert und Leerrohre eingezogen, denn die Stadt hofft immer noch auf schnelleres Internet.

Dickes Brett ist noch nicht fertig gebohrt

„Wege entstehen dadurch, dass man sie geht“, zitierte der Bürgermeister Frank Buß einen Ausspruch von Franz Kafka. Diese Weisheit würde in der Kommunalpolitik etwa so lauten, „Wege entstehen dadurch, dass man sie baut“, sagte Buß.

Denn das dicke Brett Eisenbahnstraße ist noch lange nicht fertig gebohrt. In einem weiteren Bauabschnitt will die Stadt die Eisenbahnstraße nach Westen hin weiter ausbauen und wenn möglich direkt in die Esslinger Straße einmünden lassen. Dann wäre die neue Querung fertig.

Für den Bürgermeister geht es nicht nur um den Verkehr, sondern auch um die Stadtplanung. Wenn die künftige Eisenbahnstraße ein neues Gewerbegebiet mit weiteren Betrieben erschließt, dann wird die Südseite der Stadt, die bisher an den Bahngleisen und im Brachland auslief, eine eigene klare Kontur bekommen.