Zwischen Bahnhof und Roßneckarbrücke soll sich der Neckaruferpark künftig als schmaler Grünstreifen erstrecken. Doch es dauert noch, bis das Realität ist. Foto: Roberto Bulgrin

Eigentlich hätten die Arbeiten für den Neckaruferpark längst starten sollen. Doch wegen aufwendiger Formalitäten für den Antrag auf Fördermittel verzögert sich der Baubeginn um anderthalb Jahre auf Herbst 2023. Einen provisorischen Radweg über den Bahndamm wird es dennoch nicht geben.

Schon lange wünscht man sich in Esslingen eine kleine Oase zwischen Bahngleisen und Neckar. Seit mehr als zwei Jahrzehnten wird an dem schmalen grünen Handtuch getüftelt, das zwischen Bahnhofsunterführung und Rossneckarkanal entlang des Neckars ausgerollt werden soll. Kurz sah es so aus, als könnte der lange anvisierte Neckaruferpark bald Realität werden. Doch jetzt hängt das Projekt schon wieder in der Warteschleife: Der Baustart verzögert sich um anderthalb Jahre bis zum Herbst des nächsten Jahres.

 

Das bedeutet, dass die Esslinger noch länger auf den lang ersehnten Grünstreifen am Flussufer warten müssen. Angesichts der veranschlagten zwei Jahre Bauzeit kann das Erholungsgebiet frühestens im Jahr 2025 fertig werden. Der Grund dafür sind nach Angaben der Stadtverwaltung Formalitäten, die es im Zuge des Antrags auf Fördermittel des Bundes einzuhalten gilt.

Ausgebremst wurde man nach eigenen Angaben vor allem von dem zweistufigen Genehmigungsverfahren, das sich aufgrund verschiedener Vorgaben über Monate hinzieht. Zudem habe man die Planungen nicht wie vorgesehen parallel vorantreiben können, weil zunächst bestimmte Kriterien erfüllt werden mussten. Man rechne nun im Herbst mit dem Abschluss des Genehmigungsverfahrens, erst danach könne die Ausführungsplanung für das Projekt vergeben werden. Weil dann noch die Ausschreibung und Vergabe der Arbeiten ansteht, dürfte laut Stadtverwaltung ein Baustart im Herbst 2023 realistisch sein.

Stadtbalkon, Aktivbereich und Naturufer

Dann aber soll endlich das entstehen, was man seit Jahren auf der To-do-Liste hat: ein Erholungsgebiet direkt am Neckar. Konkret stellt man sich auf Höhe des Ausgangs der Bahnhofsunterführung einen sogenannten Stadtbalkon vor, der ein Stück weit über den Neckar ragen und mit Gastronomie oder Veranstaltungen bespielt werden könnte. Im Inneren des Parks ist ein Aktivbereich angedacht mit Platz für Spiel und verschiedene Sportarten. Mit einem Naturufer will man den Besuchern den Fluss wieder näherbringen – auch am sogenannten Hechtkopf an der Roßneckarmündung ist ein direkter Zugang zum Wasser in der Diskussion. Dagegen sind ein Steg hinüber zur Pliensauvorstadt sowie die Neugestaltung der Wegeführung beim Pliensauturm laut Rathaus nicht Bestandteil der aktuellen Planung. Beides war früher einmal im Zuge der Debatten über den Neckaruferpark Thema gewesen.

Wer allerdings gehofft hat, dass angesichts des späteren Baustarts eine alternative Radroute über den Bahndamm wieder infrage komme, wird enttäuscht. Man habe die Situation noch mal geprüft und neu bewertet, heißt es vonseiten der Stadtverwaltung. Doch man sei zu dem Schluss gekommen, dass man einen solchen Interimsradweg nicht einrichten wolle. Denn dieser könnte vermutlich nur ein Jahr lang genutzt werden, weil er wohl erst im Herbst für die Nutzung freigegeben werden könnte. Zudem würde er rund 120 000 Euro kosten – angesichts der aktuellen Haushaltssituation und der stark steigenden Preise könne man diese Kosten nicht aus dem ohnehin schon knappen Budget für den Neckaruferpark decken.

Inwiefern sich die Verzögerung des Baustarts auf die Baukosten auswirkt, vermag man im Rathaus nicht zu sagen. „In dieser wirtschaftlich angespannten Situation sind belastbare Prognosen zur Kostenentwicklung bis in einem Jahr kaum möglich“, sagt Burkhard Nolte, Leiter des Grünflächenamtes. Insgesamt habe man 2020 rund 8,7 Millionen Euro für das Gesamtprojekt kalkuliert. Einige wesentliche Schritte habe man bereits umgesetzt, etwa den Grunderwerb oder den Rückbau der früheren Bahngebäude auf dem Baugelände. Nach aktuellem Stand seien aber immer noch sechs Millionen Euro zu finanzieren. Vom Bund seien Fördermittel in Höhe von bis zu 2,4 Millionen Euro in Aussicht gestellt worden.

In der bisherigen Planung ist an der Nordgrenze des Neckaruferparks ein Radweg vorgesehen. Noch ist unklar, ob der vom Land geplante Radschnellweg von Reichenbach nach Stuttgart durch den Neckaruferpark führen soll oder nicht. Nun könnte es sein, dass die Trassenführung des Radschnellwegs auf Esslinger Gemarkung bis zum Baustart im Herbst 2023 feststeht. Denn laut Regierungspräsidium Stuttgart soll die Vorplanung samt Vorzugstrasse bis Ende 2022 abgeschlossen sein. Einen großen Unterschied macht das für Nolte nicht: „Ob die Trasse als breitere Radschnellverbindung oder als normaler, schmalerer Radweg ausgeführt wird, hat keine wesentlichen Auswirkungen auf die Planung des übrigen Parks.“

Trasse für den Radschnellweg

Alicensteg
Für die Strecke vom Esslinger Alicensteg bis nach Deizisau hat sich die Stadt Esslingen bereits festgelegt: Sie favorisiert eine Trassenführung an der Südseite des Neckars für den vom Land geplanten Radschnellweg zwischen Reichenbach und Stuttgart. Das hat der Mobilitätsausschuss im Dezember beschlossen. Eine Route am Nordufer war unter anderem wegen zu großer Eingriffe in Naturschutzgebiete verworfen worden.

Neckaruferpark
Ob der Radschnellweg vom Alicensteg aus in Richtung Stuttgart durch den Neckaruferpark führen soll, ist noch unklar. Aktuell diskutieren das Regierungspräsidium Stuttgart und die Stadt Esslingen, ob sie eine Trasse südlich oder nördlich des Neckars präferieren. Am Nordufer sieht man zwar mehr Nutzerpotenzial, mehr Synergieeffekte und eine direktere und schnellere Verbindung – allerdings auch Konflikte mit dem Kanuverein und dem Hafen Stuttgart. Am Südufer würde man diesen Konflikten aus dem Weg gehen, müsste aber mit weniger Flächen in der Pliensauvorstadt, vielen Kreuzungen und damit Zeitverlusten für die Radler sowie mit weniger Nutzern rechnen. Noch in diesem Jahr wollen sich RP und Stadt Esslingen auf eine Vorzugstrasse auf Esslinger Gemarkung einigen.