Kann Wissenschaft unterhaltsam sein? Das Fernsehen beantwortet die Frage seit einiger

Kann Wissenschaft unterhaltsam sein? Das Fernsehen beantwortet die Frage seit einiger Zeit einfach so: Selbst wenn nicht, machen wir"s kurzerhand zur Show. Auf "Galileo", "W wie Wissen" oder "Das Duell" folgt nun das vom SWR produzierte "Wissenswerk".

Von Bettina Hartmann

Stimmt es, dass der Schlaf vor Mitternacht der beste ist? Hält die Energiesparlampe, was sie verspricht? Und was hat es mit den Blutgruppen auf sich? Diesen und ähnlichen Fragen will die vom SWR produzierte und auf 1 Plus ausgestrahlte Show "Wissenswerk" von diesem Sonntag an auf den Grund gehen. Vor Publikum, das sich an der Debatte beteiligen kann, diskutieren und experimentieren der Physiker und Kabarettist Vince Ebert und Moderatorin Kathy Weber in einem ehemaligen Kabelwerk in Köln. Dabei wollen die beiden Comedy mit Alltagswissen verbinden.

"Wenn man wissen möchte, was hinter den Dingen steckt, muss man die Perspektive wechseln, muss um die Ecke denken", sagt Moderator Ebert. In "Wissenswerk" werde "nervige Halbbildung durch sympathisches Zweidrittelwissen" ersetzt. Mit dieser Einschätzung liegt Ebert gar nicht so schlecht. Die Wissenschaft selbst ist nämlich gar nicht so begeistert davon, dass wissenschaftliche Phänomene auf unterhaltsame Weise vermittelt werden. Beim allgemeinverständlichen Erklären bleibt nun mal vieles an der Oberfläche und muss vereinfacht werden.

Kaum noch ein Sender, der ohne Wissensshow und Knalleffekte auskommt. Denn "Galileo" (Pro Sieben), "W wie Wissen" (ARD), "Clever - Die Show, die Wissen schafft" (Sat 1), "Abenteuer Wissen" (ZDF) und Co. stillen erfolgreich den Wissensdurst der Zuschauer. Doch was vermitteln sie wirklich? Wissen? Bildung? Unnützes? Glaubt man dem Wiener Philosophen Konrad Paul Liessmann, schwimmen wir alle im "endlosen Datenozean". Unser Wissen ist zwar immens, aber zusammenhanglos. Die Flut an Wissensshows trägt laut Liessmann mit ihrer Themenauswahl nicht unbedingt dazu bei, das Wirrwarr aufzulösen.

Trotzdem springt der SWR auf den Zug auf - und glaubt fest daran, mit "Wissenswerk" ein junges Publikum erreichen zu können. Die Pilotstaffel mit sechs Folgen wird auf 1 Plus ausgestrahlt, dem Digitalkanal der ARD, der jüngere Zuschauer als Zielgruppe hat. Am 13. April wird mit "Es geht um mein Leben!", moderiert von Pierre M. Krause, eine zweite Wissens-Comedy nachgelegt. Ob sich die Klientel mit Sendungen locken lässt, in denen es quasi auf die Schulbank geht? Dort sitzt sie unter der Woche doch ohnehin schon lang genug.

1 Plus, sonntags, 22.30 Uhr