Ursula Kaufmann (re.) mit Besuchern der Stadt vor dem Brunnen vor der Oper Foto: Lichtgut/Christoph Schmidt

Das neue Jahr beginnt bei Stuttgart Marketing mit einem ersten „Fürstlichen Rundgang“ durch die Innenstadt. Interessantes gibt es auch für Kenner der Stadt.

Stuttgart - Obwohl es an diesem Samstagnachmittag nass, kalt, windig und ungemütlich ist, haben sich zehn Unermüdliche mitten in der Stadt vor der Touristik-Information getroffen, um an der ersten Stadtführung in diesem jungen Jahr zum Thema „Fürstliches Stuttgart“ teilzunehmen, einige kommen sogar aus Hamburg.

Ursula Kaufmann, welche die Truppe die nächsten zweieinhalb Stunden an markante Plätze durch die Innenstadt führt, lässt sich von solchen Widrigkeiten nicht abschrecken. Und auch die Teilnehmer sind eher unerschrockene Naturen und hart im Nehmen.

In der Innenstadt, ohne nass zu werden

Im Laufe dieser Führung wird auch dem eingeborenen Stuttgarter wieder mal sehr klar, dass man selbst bei diesem Wetter sehr gut durch die Stadt kommen kann, ohne sonderlich nass zu werden. Die erste Station: Die Passage zwischen Informationsbüro und Hotel am Schlossgarten. Dann wird die Geschichte, wie es zur Gründung der Stadt kam, eben dort erzählt. Das ist nicht gerade lauschig, andererseits verhältnismäßig ruhig angesichts des tosenden Verkehrs.

Aber Ursula Kaufmann macht das auch sehr gut. Selbstredend spricht sie klar und deutlich, akzentfrei und in einem getragenen Tempo. Aber der Besucher soll ja auch merken, dass er sich hier im Herz des Schwabenlands befindet. Und so gibt es auch immer wieder einige verbale „Guatsle“, verpackt als kurzweilige und knitze Anekdoten vor allem über den „Bürgerkönig“ Wilhelm und seine Untertanen.

Wer besucht danach noch die Stuttgart-21-Baustelle?

Zweite Station ist unter dem Dach des Schauspielhauses. Zuvor gab es einen kurzen Halt vor der Skulptur von Graf Eberhard im Bart. Und da wurde auch endlich das Thema Bahnhof angesprochen, vor allem wohl formuliert und in gebotener Neutralität. Kaufmann konnte sich da auch kurz fassen nicht nur des Wetters wegen: Zeitgleich gab es an diesem Wochenende ja auch Führungen durch die Stuttgart-21-Baustelle. Aber ob da noch jemand nach der fürstlichen Führung Lust darauf hatte?

Wer Stuttgart und seine Geschichte einigermaßen kennt, erfährt hier nichts wirklich Neues. Aber er kann sein Wissen auf kurzweilige Art auffrischen. Und man lernt ganz interessante Querverbindungen kennen, auf die man nicht unbedingt von selbst kommt. Etwa vor der Oper: Da gibt es den Brunnen, welcher der einstigen Diva Anna Sutter gewidmet ist. Da bietet sich natürlich ein Exkurs über die Oper an, wer da schon alles gewirkt hat. Und über die Geschichte des Schauspielhauses. Kaufmann schwenkt da aber auch noch zu dem Thema Brunnen in Stuttgart über, welche Namen, Bedeutung und Funktion die alle hatten und haben.

Ein Rundgang nach Laune des Publikums

Kaufmann erzählt das alles mit viel Charme, hat dabei stets auch ein Ohr für die Stadtbesucher und deren Fragen. „Eine Schlechtwetter-Version der Führung habe ich nicht“, erklärt sie, „aber es gibt schon einige Freiheiten, wie man solch eine Führung je nach Interesse und Wetter gestalten kann“.

An diesem Nachmittag haben einige angeregt, dass sie am Bohnenviertel interessiert sind. „Mal sehen, ob wir da direkt hingehen“, so Kaufmann. Informationen dazu hat sie jedenfalls genug. Seit 1995 macht sie solche Führungen, angeboten von Stuttgart Marketing. Zuvor musste sie eine entsprechende Prüfung ablegen. „Der Verlauf solch eines fürstlichen Rundgangs und die Informationen dazu, das hat sich über Jahrzehnte bewährt. Aber es gibt auch Freiräume, die jeder in seinen Führungen selbst gestalten kann“, so Kaufmann. In den Monaten, in denen touristisch besonders viel los ist in der Stadt, etwa im August und im September, macht sie manchmal täglich derartige Führungen, da können dann bis zu 25 Teilnehmer dabei sein. Jetzt sind das natürlich viel weniger.

Aufwärmen in der Markthalle

Für diesen ersten Rundgang des Jahres gibt es auch eine Aufwärm-Station: Die Markthalle. Doch zuvor hat es schon etliche Informationen gegeben über den Landtag, über die Karlsschule, sogar über den samstäglichen Flohmarkt, dessen Händler um diese Zeit um 15 Uhr freilich alle schon auf dem Heimweg sind, und über die Herkunft des Namens Planie. Jetzt aber Markthalle: „Nehmen Sie sich 20 Minuten Zeit, gehen Sie durch die Gänge und lassen Sie sich verführen von den Düften und Spezialitäten“, entlässt Kaufmann vorerst die Teilnehmer. Und dem gehen wir gerne nach an diesem ungemütlichen Samstag.

Die nächsten Führungen sind am 2. März, 4. Mai, 20. Juli, 14. September und 16. November. Die nächsten Führungen „Bürgerliches Stuttgart“ sind am 20. April, 8. Juni, 3. August, 26. Oktober und 14. Dezember, Buchungen sind möglich unter 0711 / 22 28-123.