Junge Leute im ukrainischen Uschgorod stellen Tarnnetze für Soldaten her. Foto: dpa

Zwei Jahre Pandemie haben jungen Menschen viel abverlangt. Aber noch mehr beunruhigt sie, dass nun Krieg auf dem europäischen Kontinent stattfindet. Wir haben mit einigen jungen Leuten gesprochen.

Stuttgart - Nun bringt Russlands Einmarsch in die Ukraine den Krieg direkt vor die Grenzen der Europäischen Union. Was manche Großeltern noch selbst erlebt haben, war für die meisten Enkelinnen und Enkel ein eher abstrakter Begriff aus dem Geschichtsunterricht oder entfernteren Ländern. Doch Krieg ist nun real.

Dabei leiden nach der COPSY-Studie (COrona und PSYche) des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf (UKE) mehr Kinder und Jugendliche unter psychischen Auffälligkeiten als vor der Pandemie, insbesondere aus sozial benachteiligten Familien. Beim Deutschen Studentenwerk wurde längst die Alarmglocke geläutet. Und Matthias Anbuhl, Generalsekretär des Deutschen Studentenwerks, warnt: „Die psychosoziale Beratung der Studenten- und Studierendenwerke wird förmlich überrannt.“ Er fordert von Bund und Ländern ein Aktionsprogramm.

Pandemie, Krieg, Klimakrise – der Blick in die Zukunft ist sorgenvoll

Das unterstützt „Micky“, Student der Uni Stuttgart: „Davor war alles easy, doch Corona war eine Zäsur. Man ist nie sicher, Dinge können sich schnell ändern! Ich bin antriebslos. Nun Putins Invasion und Kriegsgefahr! Unsere Zukunft? Hoffnung schöpfen fällt schwer!“ Doris Benko versteht das – aus hautnahen Gründen. Ihre Eltern flohen aus dem Bürgerkrieg in Ex-Jugoslawien. „Aus Kroatien, ich wurde in Stuttgart geboren“, so die 22-Jährige. „Durch ihre Erzählung war der Krieg präsent. Hier war endlich Frieden, dann raubte Corona unser Leben – und jetzt vielleicht Atomwaffen. Ich habe Angst.“ Vor allem die jungen Frauen, sehen den Angriff als anachronistischen Horror. Fazit: „Es gibt genug Probleme – Klimawandelbewältigen wir nur gemeinsam.“

Durch Corona habe sich in kürzester Zeit extrem viel Adrenalin aufgestaut, erklärt Joachim Stein, stellvertretender Geschäftsführer des Stadtjugendrings (SJR) Stuttgart. So schössen manchmal Meinungen übers Ziel hinaus. „Corona war ein unsichtbarer Feind, nun gibt es einen sichtbaren, jetzt kann ich mich beweisen – nur aus der Ohnmacht raus.“ Wichtig sei mitzufühlen, vor allem auch Erlebnisse und andere Perspektiven zu vermitteln. „Immer den Menschen sehen, loben, beschäftigen, zeigen, dass es gut tut, ins Handeln und Helfen zu gehen.“