Die Jubiläumssäule mit der Göttin Concordia ist nun erneut eingerüstet: Bald wird das Denkmal vom Sockel geholt. Foto: Andreas Engelhard

MdL Friedrich Haag (FDP) spricht von einem „Sanierungspfusch“. Das Land hält dagegen: An der Natur der Sache liege es, dass historisches Material zuweilen unberechenbar sein könne. Am 7. Februar verlässt Concordia erneut die Jubiläumssäule auf dem Stuttgarter Schlossplatz. Wie geht es weiter?

Concordia ist bereits unter den Gerüstbrettern verschwunden. Die Göttin der Eintracht wird, sofern das Wetter mitspielt, am Dienstag, 7. Februar, von ihrem Säulensockel gehoben und auf den Boden des Schlossplatzes befördert. Die 160-jährige Bronze-Lady kennt das Prozedere. Dass sich ihre erste Sanierung von 2013 bis 2015 als teurer Flop erwiesen hat, führt in der Stadt zu Zwie- statt Eintracht.

An Schrauben mit zu geringem Kupfergehalt, erklärt Gisela Splett (Grüne), die Staatssekretärin im Finanzministerium, liege es, dass es möglicherweise am Sockel des Denkmals zu einer „Spannungsrisskorrosion“ gekommen sei, wofür das Material in Kombination mit Luftschadstoffen (zum Beispiel Ammoniak, Amine, Ammoniumsalze) wohl anfällig sei. 2019 fielen Teile herunter, weshalb die Säule seitdem mit einem Netz und Spanngurten gesichert war. Dass dies geschehen kann, sei vor der Sanierung „trotz fachlicher Expertise“ nicht zu erwarten gewesen, versichert die Politikerin.

„Die Reparatur wurde viel zu lange hinausgezögert“

Der FDP-Landtagsabgeordnete Friedrich Haag spricht dagegen von „Sanierungspfusch“ auf Kosten der Steuerzahler. „Hoffen wir, dass die Verantwortlichen jetzt endlich in die richtige Schraubenkiste greifen werden“, sagt er unserer Zeitung. Der bisherige Verlauf der Sanierung sei kein Ruhmesblatt für die Behörden. Schon seit 2019 wisse man vom fehlerhaften Material auf dem Säulensockel und habe die notwendige Reparatur an einer so zentralen Stelle der Stadt viel zu lange hinausgezögert.

Land sieht von Regressforderungen ab

Aus Sicht des Landes sind Dinge geschehen, mit denen selbst die besten Experten nicht hätten rechnen können. „Die Anfälligkeit der Schrauben steigt unter bestimmten Umständen je nach Witterung bzw. Temperatur zudem in Kombination mit dem historischen Material der Jubiläumssäule an“, erklärt Gisela Splett und kommt zu dem Schluss: „Derartige Entwicklungen sind ein gelegentliches Phänomen, das insbesondere bei der Restaurierung historischer Objekte von Zeit zu Zeit trotz aller noch so umsichtigen Planung vorkommen kann.“ Dabei handele es sich um „ kein Verschulden einer der beteiligten Firmen oder Fachleute“, weshalb das Land keine Regressforderungen stellt.

Kritik aus der Zunft der Bauingenieure

Es gibt Bauingenieure, die das anders sehen. Zulasten der Steuerzahler müssten nun Fehler bei den Planungen des Landes „glattgebügelt“ werden, kritisiert ein ehemaliger Sachverständiger im Ruhestand, der sich an unsere Zeitung gewandt hat, und wirft dem Land „inkompetente Eigenplanung“ vor. Baufirma und Bauaufsicht lägen bei der öffentlichen Hand. Für den Korrosionsschutz hätte man auswärtige Experten zurate ziehen müssen. Da man meine, Geld sparen zu müssen und auf eine fundierte Planung verzichten zu können, komme es immer wieder zu „Baupfusch“, der am Ende für den Steuerzahler sehr teuer werde.

Wie hoch die Kosten der Sanierung werden, steht laut Finanzministerium noch nicht fest. Was unternehmen die Verantwortlichen, dass die Schrauben diesmal stimmen und sich der Flop nicht wiederholt? „Für die erneute Sanierung der Concordia wurde die Legierung der Schrauben entsprechend der Empfehlung der Materialprüfanstalt Stuttgart (MPA) gewählt“, erklärt Sebastian Engelmann, der Sprecher des Finanzministeriums. Zusätzlich habe die MPA „eine zuvor hergestellte Musterschraube mit ihrer Empfehlung abgeglichen“. Dies bedeute, dass die Prüfanstalt die Materialeigenschaften der Musterschraube genau untersucht habe. Das Ergebnis sei positiv ausgefallen.

Bis Ende Mai soll alles fertig sein

„Die Schrauben für die Concordia sind bestellt“, sagt Sebastian Engelmann. Nach der Lieferung des neuen Materials werde ein Exemplar der Charge nochmals durch die MPA geprüft. Die Einbau der Schrauben werde zusätzlich durch ein Statikbüro überwacht, erklärt er. Wird die Göttin es nun endlich schaffen, auf einem sicheren Podest zu thronen? Geht alles nach Plan und spielt das Wetter mit, sollen die Bauarbeiten Ende Mai dieses Jahres fertig sein. Dann endlich verschwindet das grüne Netz am Sockel der Säule, und Concordia zeigt sich wieder makellos.