Der Fall des toten Alessio beschäftigt die Ermittler. Foto: dpa

Nach dem Tod des dreijährigen Alessio im Schwarzwald hat sich ein furchtbarer Verdacht bestätigt. Die Ermittler rekonstruieren weiter den Tatablauf. Das Jugendamt steht in der Kritik.

Lenzkirch - Eine Woche nach dem gewaltsamen Tod des dreijährigen Alessio in Lenzkirch im Schwarzwald hat sich der Verdacht gegen den Stiefvater erhärtet. Das Ergebnis der bisherigen Ermittlungen spreche eindeutig für ein Verbrechen, teilten Polizei und Staatsanwaltschaft am Freitag in Freiburg mit. Hinweise auf ein Unglück gebe es nicht. Der 32 Jahre alte Stiefvater hatte ausgesagt, der Junge sei eine Treppe hinuntergefallen. Dabei habe er sich schwere Verletzungen zugezogen, die zum Tode führten. Er gab aber auch zu, Alessio geschlagen zu haben.

Unklar seien weiter das Motiv und der konkrete Anlass für die Schläge, hieß es. Der Stiefvater äußere sich dazu nicht. Seit einer ersten Aussage vor der Haftrichterin schweige er. Seit dem Tod des Jungen am vergangenen Freitag sitzt der 32-Jährige in Untersuchungshaft.

Seit dem Tod des Jungen steht das Jugendamt in der Kritik. Das Sozialministerium in Stuttgart hat sich auch bereits auch in den Fall eingeschaltet. Die Uniklinik Freiburg hatte die Behörde nach eigenen Angaben bereits im Sommer 2014 davor gewarnt, Alessio zurück in seine Familie zu bringen. Zuvor hatte sie eine schwere Kindesmisshandlung attestiert. Dennoch hatte das Jugendamt entschieden, Alessio bei der Familie zu lassen.

Die nach der Tat eingerichtete Ermittlungsgruppe „Schwarzwald“ habe mehr als 40 Personen befragt und den Bauernhof der Familie in Lenzkirch nach Spuren abgesucht. Zeugen der Tat gebe es nicht. Für die Ermittlungen seien Experten des Landeskriminalamts (LKA) in Stuttgart und Gerichtsmediziner hinzugezogen worden. Die Ergebnisse der Spurensuche und Vernehmungen würden nun weiter ausgewertet.

Zudem habe die Polizei beim Jugendamt Unterlagen beschlagnahmt. Ziel sei es, die familiäre und medizinische Situation des Jungen und die Vorgeschichte zu durchleuchten. Dabei spiele auch das Vorgehen von Medizinern und Behörden ein Rolle. Anhaltspunkte für ein strafrechtliches Fehlverhalten gebe es nicht. In der kommenden Woche soll der Junge beigesetzt werden.