Fanns feiern auf dem Stuttgarter Schlossplatz. Foto: dpa

Vier Redakteure haben ihr ganz eigenen Erfahrungen gemacht, wenn es um die Spiele der deutschen Nationalmannschaft im Fernsehen geht: Dabei ist manchmal nicht einmal Platz auf dem geliebten Sofa, vor allem, wenn die Familie mitschauen will.

Stuttgart - Vier Redakteure haben ihr ganz eigenen Erfahrungen gemacht, wenn es um die Spiele der deutschen Nationalmannschaft im Fernsehen geht. Dabei ist manchmal nicht einmal Platz auf dem geliebten Sofa, vor allem, wenn die Familie mitschauen will.

Dünne Luft

Nicht genug, dass Deutschland und Argentinien bei ihrer WM-Begegnung im Jahr 2006 die Luft vibrieren ließen. Der Spielstand war zementiert bei 0:0. Selten habe ich ein Tor so sehr herbeigesehnt, irgendwann sogar – ich schäme mich – für Argentinien. Ich dachte damals: Mehr als 90 Minuten hält das doch keiner aus. Aber von vorn. Wir wollten unbedingt in der Stuttgarter Innenstadt Fußball schauen. Wie alle und jeder. Gequetscht habe ich mich schließlich notgedrungen in eine Raucherkneipe. So wurde die Luft nicht nur auf dem Rasen in Berlin dünner und dünner, sondern auch in jenem Lokal. Ab der 80. Minute stand es 1:1, das Spiel ging in die Verlängerung. Obwohl meine Augen darauf brannten: Gehen war noch undenkbarer als bleiben. Also verharrte ich bis zum bitteren Ende. Das war, wie sollte es anders sein, nach Elfmeterschießen – und einem Sieg für Deutschland. Plötzlich war aller Qualm vergessen.Judith A. Sägesser

Nie wieder

Nein, ich habe es tatsächlich nicht gesehen: das Weltmeisterschafts-Siegtor von Mario Götze im Maracanã-Stadion in Rio de Janeiro am 13. Juli 2014 in der 113. Minute. Zumindest nicht live. Ich konnte es nicht sehen, weil in dem überfüllten Biergarten vor mir zwei 1,90 Meter hohe und 1,20 Meter breite Kleiderschränke aufgesprungen sind und die Arme – inklusive Biergläser – hochgerissen haben. Ich hörte nur den Moderator Tom Bartels schreien: „Mach ihn! Mach ihn! Er macht ihn!“ Danach wischte ich mir das Bier der Vorderleute aus den Haaren und beschloss: So etwas passiert mir nie wieder. Public Viewing findet ohne mich statt. Das Siegtor der deutschen Nationalmannschaft im EM-Endspiel gegen Spanien am 10. Juli in Paris werde ich sehen. Live und in Farbe. Das ist sicher. Thomas Müller macht es in der 117. Minute. Und diesmal springe ich allein auf – vom heimischen Sofa. Ganz egal, wer hinter mir steht.

Bin draußen

Mein Sofa hat sich bezahlt gemacht. L-förmig und bequem. Beim Rudelgucken rücken alle zusammen. Kein Problem – bisher. Inzwischen sind aus den ehemals handtuchschmalen Kindern große Leute geworden: Ein Volleyballer, 2,02 Meter groß, und eine Handballerin, 1,85 Meter groß, breites Kreuz inklusive. Ein passionierter Radler mit entsprechenden Oberschenkeln, eine Leichtathletin und diverse Überraschungsgäste sind Usus. Zudem zwängt sich die Katze dazwischen, 16 Jahre alt, füllig und altersbedingt anhänglich. Beim Tatort funktioniert das noch, bei einer Fußball-EM oder -WM aber nicht, weil Arme fliegen, sich Oberkörper gespannt nach vorne beugen und die Sofa-Besatzer kollektiv Sprünge machen. Der Volleyballer fand eine Lösung, für mich: „Draußen hat’s noch Platz.“ Diesmal findet die EM für mich im Gartenstuhl als Kammer-Hörspiel aus der Hausbesetzerszene statt.Barbara Czimmer-Gauss

Spielstand auf Zuruf

Fahre einmal im Jahr mit Kollegen und Freunden den Radmarathon Albextrem in Ottenbach am Rand der Ostalb. Manchmal stehen am Straßenrand Menschen und halten Schilder hoch mit Aufschriften wie „Nobbe, Du schaffst das!“ Da bin ich jedes Mal traurig, dass ich nicht Norbert heiße. Im Jahr 2010 wurden nicht nur Schilder hochgehalten, die Leute hielten uns auch über den Verlauf des WM-Spiels Deutschland gegen England auf dem Laufenden (Wir gewannen 4:1!). Uns heißt in diesem Fall: All jene, die es bis zum Anpfiff nicht ins Ziel geschafft haben. Natürlich hatten wir vor, den Kick im Kreise von Radlern in einer Mehrzweckhalle in Ottenbach zu verfolgen. Aber manchmal begegnen einem Radfahrer unterwegs Berge, die er nicht im Blick hatte. Das Ende der zweiten Halbzeit sah ich in der Halle. Mit einem Bier in der Hand, an eine Wand gelehnt, stehend. War ja den ganzen Tag gesessen.Tom Hörner