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Im Wahlkreis 14 hat der Grünen-Kandidat Daniel Renkonen (Mitte) allen Grund zur Freude: Er holt das Direktmandat und setzt sich gegen seinen CDU-Konkurrenten Fabian Gramling durch.

Bietigheim-Bissingen – Erschrockenes Raunen erfüllt den Konferenzraum der Firma Gailing Siebdruck in Bissingen. Laut den ersten Hochrechnungen hat die CDU gegenüber den Grünen mehr als 19 Prozent Stimmenanteil verloren. Den stark 100 CDU-Anhängern hier ist jetzt klar: es wird eng für ihren Bewerber, den Neuling Fabian Gramling. Seine Partei hatte vor fünf Jahren weniger als 13 Prozent Vorsprung vor seinem ärgsten Konkurrenten, dem Grünen Daniel Renkonen. Am Ende des Abends aber jedoch ist klar: Gramling zieht über das Zweitmandat in das Länderparlament ein.

Gramlings erste Reaktion fällt gefasst aus: „Dass es knapp wird, war absehbar“, sagt der 29-Jährige. Dann brandet freudiger Applaus auf: nach der ersten Hochrechnung hat Gramling im Wahlkreis doch einen knappen Vorsprung vor Renkonen. Allein: es sind erst zwei von 21 Wahlbezirken ausgezählt.

Kurz nach 20 Uhr gibt der noch amtierende Landtagsabgeordnete Manfred Hollenbach die für die CDU schlechte Nachricht bekannt: Mit 32,06 Prozent der abgegebenen Stimmen holt Daniel Renkonen das Direktmandat. Gut zwei Minuten lang applaudieren seine Parteifreunde Fabian Gramling. „Wir werden in Ruhe schauen müssen, warum der Landestrend bei uns so stark durchgeschlagen hat“, sagt er leicht geknickt, aber dennoch lächelnd. Mit 25,7 Prozent liegt Gramling noch deutlich unter dem schlechten Landesergebnis der CDU.

Gewissermaßen als doppelter Gewinner sieht sich Dieter Baumgärtner, der Wahlkreiskandidat der FDP. Er hat mit knapp neun Prozent der Stimmen sogar den positiven Landestrend der Liberalen getoppt. Trotzdem wird es am Ende nicht reichen für einen der zwölf Sitze im Landtag. „Ich bin gerne Hausarzt und kann das jetzt bleiben“, sagt Baumgärtner.

Walter Kubach von den Linken lässt trotz der schlechten Ergebnisse – er liegt mit 2,31 Prozent der Stimmenanteile noch unter dem Landestrend – den Kopf nicht hängen. „Meine Ergebnisse sind stabil, ich werde auf jeden Fall weitermachen.“

Der SPD-Kandidat kann das Debakel nicht fassen

Entsetzt und traurig blickten am Sonntag die SPD-Anhänger bei der Wahlparty im Kulturhaus Rommelmühle in Bietigheim-Bissingen auf die Ergebnisse. „Für mich ist das noch nicht fassbar“, sagte der SPD-Kandidat Thomas Reusch-Frey , der 12,96 Prozent erzielte.
Er sei sprachlos, dass die SPD landesweit auf einem derart niedrigen Niveau liege. „Ich denke, dass unsere sozial schwachen Wähler durch die Flüchtlingsprobleme verunsichert waren – dabei haben wir immer deutlich gemacht, dass wir uns sowohl für Flüchtlinge als auch andere sozial Schwache einsetzen.“

Angesichts der reduzierten Zahl der SPD-Abgeordneten gehe er davon aus, dass er mit 12,96 Prozent sein Mandat verloren habe. Und so kommt es nach Vergabe der Zweitmandate auch. Der AfD-Kandidat Roland Mackert hat 14,97 Prozent erreicht – und liegt damit fast genau im Landesdurchschnitt. Der 64-Jährige Oberstudienrat, der für die AfD auch im Gemeinderat in Sachsenheim sitzt, war für eine Stellungnahme nicht zu erreichen. Am Abend steht fest: einen Sitz im Landtag kann er sich mit diesem Ergebnis auch durch ein Zweitmandat nicht sichern.